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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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darauf. «Und ein Shenyin für dich», sagte er, «ein göttliches Siegel, um Gefahr abzuwehren.» Er goss Wasser aus einem Krug auf dem Arbeitstisch in einen Becher aus gelbem Metall und hielt das Papier darüber. Sofort begann die untere Kante zu verkohlen. Schwarz-rote Asche fiel in das Wasser.
    Nachdem der ganze Zettel verbrannt war, reichte Liao Sam das Glas. «Trink», befahl er.
    Sam schaute zu Jin. Sie nickte, und er tat, wie ihm geheißen. Das Getränk schmeckte nach Kiefernnadeln und Zimt, und die kleinen Fetzen verkohlten Papiers fühlten sich auf seiner Zunge merkwürdig an. Es kam ihm so vor, als ob die Asche sprudeln würde wie die Bläschen in Mineralwasser oder in Soda. Das Bitzeln setzte sich fort, während der letzte Schluck durch seine Kehle in seinen Magen glitt.
    «Was war das?», fragte er, als er Liao den Becher zurückgab.
    «Talismanisches Wasser. Jins Zopf wird ihr Zeichen verbergen. Bei dir würde es auffallen.» Der alte Mann betrachtete Sam, den leeren Becher in der knorrigen Hand. «Es ist zu eurem Schutz, aber du musst es als Glücksbringer betrachten, nicht als Garantie für eure Sicherheit.»
    «Ich verstehe», sagte Sam, obwohl das maßlos übertrieben war.
    Das war dem alten Mann durchaus klar. «Nein, tust du nicht.» Er klopfte Sam auf die Schulter. «Aber dein Mut ist nicht zu leugnen.» Er wandte sich wieder an Jin. «Geh jetzt, Xiao Jin. Ruf mich, wenn du mich brauchst.»
    Als sie zur Kutsche zurückkehrten, übernahm Mike das Kommando. Es stellte sich heraus, dass er am frühen Nachmittag schon einige Vorkehrungen getroffen hatte – nachdem er Mapp, Ambrose und Susannah ins Broken Land gebracht hatte und bevor er wieder in die Mammon’s Alley zurückgekehrt war, um Sam, Jin hatte und Tom zu holen. Er führte sie zum Dienstboteneingang. Ein paar rasch gewechselte Worte und eine Vierteldollarmünze aus Hawks’ Geldvorräten verschafften ihnen Zugang zu einem Fahrstuhl, der sie samt den Kisten in den fünften Stock beförderte, ohne dass Fragen gestellt wurden. Dann führte sie Mike durch den Korridor zu der Tür mit der Nummer 557 und drückte auf die Türglocke.
    Das Guckloch verdunkelte sich, und einen Moment später öffnete Susannah die Tür. «Dem Himmel sei Dank», sagte sie. «Ich bin schon zappelig geworden, so allein in dieser Suite.»
    «Gut», meinte Jin und schob sich mit einer Kiste an ihr vorbei. «Wir brauchen morgen früh nämlich noch mehr Helfer.»
    «Morgen früh?», hakte Susannah mit einem leichten Stirnrunzeln nach. «Können wir denn jetzt nichts tun?»
    Jin seufzte. «Leider nicht. Mir fehlt noch eine Chemikalie, etwas, das dafür sorgt, dass die Flammen nicht zu schnell verlöschen.» Sie erklärte Susannah, was sie vorhatte. «Von einem Apotheker, bei dem ich gestern schon war, kann ich mir besorgen, was ich brauche. Aber er ist nicht da und wird erst morgen zurückerwartet. Wir können nichts tun, bis wir diese Zutat haben.»
    Das war nur die halbe Wahrheit. Es gab durchaus Arbeiten, die jetzt hätten erledigt werden können, aber nicht zwingend nötig waren. Jin redete sich ein, dass sie nicht selbstsüchtig handelte, wenn sie bloß eine Stunde lang den Himmel beobachten wollte. Ich brauche das , beharrte ein kindlicher Teil ihrer selbst. Ich brauche es, oder ich werde verrückt .
    Sie stellte die Kiste an die gegenüberliegende Wand und spähte aus dem Fenster, gerade noch rechtzeitig, um Liao im Vorratszelt verschwinden zu sehen. Er hatte viel zu tun. Sie fragte sich, wo Mr. Burns war. Vermutlich rechte er einen Teil des Strandes glatt, damit Liao eine ebene Fläche für das Abfeuern der Raketen zur Verfügung stand. Es war eine der wenigen Tätigkeiten, die Liao und Jin ihm anvertrauten.
    Sam stellte sich neben sie. «Jin», sagte er leise und nickte über ihre Schulter hinweg.
    Jin drehte sich um. Susannah saß auf dem Sofa und starrte die Kisten mit den Sprengkörpern an. Ihr Gesicht war angespannt.
    «Susannah?» Jin setzte sich neben sie. «Was ist los?»
    «Was bringt uns das, außer dass es uns etwas Zeit verschafft?», fragte das andere Mädchen leise. «Selbst wenn es funktioniert und sie mich nicht finden, sind sie immer noch da draußen in der Stadt. Sie werden niemals aufgeben, es sei denn, ich finde eine Möglichkeit, sie zu vernichten. Es muss doch etwas geben, das ich tun kann. Ansonsten wäre doch alles absolut sinnlos.»
    «Ich habe eine Frage», sagte Sam und setzte sich vor die beiden Mädchen auf den Couchtisch. «Hawks und

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