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Brombeersommer: Roman (German Edition)

Brombeersommer: Roman (German Edition)

Titel: Brombeersommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dörthe Binkert
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Sonne geht erst heute Abend unter, auch auf Capri. Welcher Heini hat denn da wieder das Programm zusammengestellt?«
    Viola aber sah sich in einer von Weinlaub überrankten Loggia sitzen und fand, dann sei es eben ein Sonnenaufgang.
    »Sei nicht so gut gelaunt«, erwiderte Theo und verschwand ungnädig im Bad.
    Karl hatte viel Arbeit im Atelier und dachte wenig an die bevorstehende Reise. Eigentlich wäre er lieber an die Nordsee gefahren, aber Viola wollte nun mal unbedingt in den Süden. »Und wenn der Süden nun so kitschig ist, wie die Schlager ihn besingen?«, fragte er.
    »Du hast doch nur Angst vor wahrer Romantik«, gab Viola zurück.
     
    Als Karl und er eines Abends bei einem Bier in der Altstadtklause saßen, gab sich Theo geheimniskrämerisch. »Viola wird große Augen machen an ihrem Geburtstag. Du wirst schon sehen, lass mich mal machen«, wimmelte er Karls Fragen ab. »Wie war es denn überhaupt so mit Inge? Und Jan?«, fragte er. »Du hast noch gar nicht richtig davon erzählt.«
    Karl ging auf das Ablenkungsmanöver ein und schilderte, wie er Jan angetroffen hatte.
    »Ich verstehe Jan nicht«, sagte Theo. »Ich behaupte ja nicht, er hätte nicht Schreckliches durchgemacht. Aber er hat überlebt, ist wieder zu Hause, und seine Frau hat auf ihn gewartet. Das verpflichtet ihn. Die beiden sind jung, sie haben ein Leben vor sich. Dem muss er sich doch stellen.Er kann doch nicht sein Leben lang im Park von der Klapsmühle spazieren gehen.«
    Das war Theo. Immer pragmatisch. Wer geboren wird, muss auch leben. »Und wenn man keinen Sinn mehr darin sieht?«, fragte Karl. »Wenn man nicht mehr glaubt, dass in Zukunft alles besser wird? Sieh dich doch um. Kaum haben wir wieder zu essen, wollen wir auch schon wieder aufrüsten.«
    »Da wären wir wieder bei deinem Lieblingsthema.« Theo wurde ungeduldig. »Auch du wirst eines Tages begreifen, dass dein Pazifismus nirgendwo hinführt. Soll ich Viola kampflos den Russen überlassen, wenn es Stalin einfällt, den Westen anzugreifen?«
    »Warum sollte Stalin den Westen angreifen?«
    »Ist es nicht genug, was er mit dem Ostblock macht?«, konterte Theo.
    Es hatte keinen Sinn, sie würden sich nicht gegenseitig überzeugen. Karl schüttelte den Kopf. »Lassen wir das Thema. Aber wenn du von Viola sprichst, findest du nicht, dass du dich ein bisschen mehr um sie kümmern solltest? Mensch, Dicker, manchmal denke ich, du hältst es für zu selbstverständlich, dass sie bei dir ist. Als müsstest du nicht dankbar sein, als müsstest du nichts weiter dafür tun.«
    »Was soll das denn nun wieder?«, regte sich Theo auf. »Ich bin einverstanden, dass Viola arbeitet, ich bin es, der dafür gesorgt hat, dass sie die Arbeit kriegt, die ihr gefällt. Ich schufte wie ein Esel, ich verbringe die Abende zu Hause und nicht mit Kollegen in der Eckkneipe, ich schaffe alles an, was Viola den Haushalt erleichtert. Ich gehe nicht mal auf den Fußballplatz. Du hast Nerven!«
    »Ich meine ja nur. Haushaltsgeräte sind ja nun auch nicht alles«, sagte Karl versöhnlich.
    »Aber was Wichtiges. Glaub mir, das macht Frauen glücklich. Die Blumen bringst du ja mit. Ich finde das eine gute Arbeitsteilung.« Theo grinste und hob das Kinn. »Und, mit der Inge? Ist das was?«
    »Nee«, sagte Karl, »das ist nichts.«

41
     
    Viola setzte den Toast Hawai, sechs Stück, für jeden zwei Scheiben, in die ausgefettete Jenaer Glasform. Toast, Schinken, Ananas, Käsescheibe, das musste nur noch im Ofen backen, wenn sie vom Wandern kamen. Das perfekte Sonntagabendessen.
    »Vor allem, wenn du noch eine rote Kirsche drauftust«, sagte Karl. »Und überhaupt, dein Essen ist wunderbar, du siehst ja, wie fett ich davon werde. Ab nächsten Monat möchte ich, bitte schön, meinen Beitrag ans Haushaltsgeld erhöhen.«
    Am Abend, nach dem Essen, beugten sie sich alle drei über den Atlas.
    »Capri ist zu weit«, sagte Theo. »Das schaffen wir nicht in knapp zwei Wochen. Wir müssen mehr im Norden bleiben.«
    »Also Rimini! Oder Lido di Jesolo!«, rief Viola. »Obwohl, Capri wäre romantischer. Ich möchte es gern romantisch. Auf jeden Fall kaufe ich mir einen Bikini.«
    »Einen was?«, fragte Theo.
    »Einen zweiteiligen Badeanzug, wo man den Bauch sieht.«
    »Oh«, machte Karl. »Das würde mir gefallen.«
    »Nichts da«, sagte Theo streng, »das könnte dir so passen.«
    »Was haltet ihr von der Riviera?«, fragte Viola.
    »Die Strände sind breiter an der Adria«, warf Theo ein.
    »Aber die Riviera soll

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