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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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welche Klientel ich normalerweise arbeite.) Eigentlich wollte ich es Faustas Phantasie überlassen, herauszufinden, wie die Mutterrolle angesichts der angegriffenen Gesundheit des Konsuls und seines hohen Alters wohl zu erringen sei, aber sie schaute so selbstgefällig drein, daß ich zur Strafe deutlicher wurde: »Bringen Sie ihn dazu, seinen Namen unter einen Ehevertrag zu setzen. Dann suchen Sie sich einen Wagenlenker oder einen Masseur, der Ihnen hilft, einen alten Mann sehr glücklich zu machen – und richten sich auf eine lange und reiche Witwenschaft ein!«
    »Sie sind abscheulich!«
    »Nur praktisch.«
     
    Meine Gardinenpredigt über Crispus hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Ihr Kopf beugte sich über die Kithara; das ausgebleichte, zu einem makellosen Chignon geschlungene Haar sah aus wie starrer neuer Lack auf einer Steinbüste. »Sie werden mich also verlassen … Ich hörte von meinem Bruder, daß Sie jetzt für Helena Justina arbeiten.«
    Unsere Blicke trafen sich, und wir dachten beide an das letzte Mal, da Fausta ihren Bruder und Helena in einem Atemzug genannt hatte.
    Ich sagte vorsichtig: »Ich glaube, Sie haben sich geirrt.«
    »So? Worin denn?«
    »Ihr Bruder«, sagte ich ruhig, »hat kein Verhältnis mit Ihrer Freundin.« Ich war mir meiner Sache sicher. Der Magistrat hatte Helena auf dem Bankett mit einem flüchtigen Winken verabschiedet. Ihm sah das ähnlich. Aber ich wußte zufällig, daß Helena einen Geliebten zum Abschied küßte.
    »Dann muß es ein anderer sein!« So schnell gab Aemilia Fausta nicht auf. »Vielleicht«, meinte sie hinterhältig, »der Mann, vor dem Sie sie angeblich beschützen sollen?«
    Die Frau war einfach lächerlich. Ich weigerte mich, auf einen so absurden Verdacht einzugehen.
    Inzwischen war mir aufgefallen, daß meine neue Klientin mir heute morgen gar zu bereitwillig nach Oplontis gefolgt war, und meine Unruhe trieb mich zurück. Ich hatte mich nicht getäuscht. Helena Justina hatte nun einmal ihren eigenen Kopf. Kaum, daß ich nach Herculaneum aufgebrochen war, hatte sie sich unter einem Vorwand bei Silvia entschuldigt und war allein zur Villa Marcella zurückgekehrt.
    Kein Zweifel: Sie suchte die Begegnung mit Barnabas.
     
    Ich fand sie auf einer schattigen Terrasse auf dem Ruhebett ausgestreckt; sie stellte sich schlafend. Ich kitzelte sie mit einer Blume am Fuß. Sie schlug lammfromm die Augen auf.
    »Entweder tust du, was ich sage, oder ich gebe den Auftrag zurück.«
    »Ich tue doch immer, was du sagst, Falco.«
    »Lüg mir nichts vor!« Ich war zu stolz, sie zu fragen, ob sie den Freigelassenen gesehen habe, und sie erwähnte ihn nicht. Es liefen auch zu viele Dienstboten herum, als daß man sich hätte vertraulich unterhalten können. Ich streckte mich hundemüde unter einer Buchsbaumhecke aus. »Ich muß ein bißchen schlafen. Rühr dich nicht von der Stelle, ohne mich zu wecken!«
    Als ich aufwachte, war sie, ohne mir etwas zu sagen, ins Haus gegangen. Irgend jemand hatte eine Blume in den Riemen meiner rechten Sandale geflochten.
     
    Ich stürmte durchs Haus, bis ich sie gefunden hatte.
    »Gnädigste, Sie sind unmöglich!« Ich ließ die Blume in ihren Schoß fallen. »Das einzig Angenehme an diesem Auftrag ist, daß ich nicht mehr über diatronische Tonleitern reden muß.«
    »Wärst du lieber in Herculaneum und würdest Harfenunterricht geben?«
    »Nein. Ich bin lieber hier und beschütze dich – vor dir selber, wie gehabt!«
    »Oh, hör auf, mich zu schikanieren, Falco«, rief sie vergnügt. Ich grinste sie an. Es war wunderbar: meine Lieblingsbeschäftigung.
     

TEIL V
    Der Mann, den es nicht gab
     
    Der Golf von Neapolis
     
    Juli
     
     
     
     
     
     
    »Komm zu mir, meine Galatea. Was soll dir das wüste, freudlose Meer? … Sieh nur die bunten Blumen, die hier am Bach im Moose blühn! Sieh die lichte Pappel, die über
meiner Höhle rauscht, und erquicke dich
im kühlen Schatten der Reben.
    Komm zu mir und achte nicht der Wogen,
die schäumend an die Küste branden.«
     
    Vergil: NEUNTE EKLOGE



LVIII
    Bis auf einen Schönheitsfehler konnte man die Villa Marcella als Feriensitz nur empfehlen. Sie war perfekt ausgestattet, bot das schönste Panorama im ganzen Reich, und wenn man die richtigen Beziehungen hatte, war der Aufenthalt sogar gratis. Ein Gast brauchte nur zu vergessen, daß er dieses noble Anwesen mit einem kaltblütigen Mörder teilte.
    Ich hatte nicht die Absicht, Barnabas noch länger frei herumlaufen zu lassen. Am

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