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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wieder. Ich schüttelte den Kopf und sagte zärtlich: »Ach, Prinzessin, ich bin mir nie sicher, ob du nun meine Lieblingsklientin bist – oder bloß die streitsüchtigste!«
    Sie fuhr mit den Fingerknöcheln über die Nase wie ein Kätzchen, das seinen Herrn genervt hat und sich nun wieder einschmeicheln will. Ich grinste und zog mich zurück; sie trug immer noch das golddurchwirkte Netz über dem Haar, mit dem sie so jung und schutzbedürftig aussah. Ihre Zofen umschwirrten sie, um ihr beim Auskleiden zu helfen, und ich redete mir ein, wir ständen wieder so gut miteinander, daß Helena Justina mit Freuden ihre Frauen entlassen und mich bei sich behalten hätte.
    Die ganze Nacht streifte ich ums Haus und hielt Wache. Sie würde es nicht anders erwarten.
    Barnabas ließ sich nicht mehr blicken, und doch trat ich beherzt auf, in der Hoffnung, er würde meinen furchterregenden Stechschritt hören können, während ich unermüdlich nach ihm Ausschau hielt.

LVII
    Am nächsten Morgen brachte ich Helena nach Oplontis und ließ sie dort in der Obhut von Petronius und Silvia, während ich nach Herculaneum zurückkehrte, um meine Sachen zu holen.
    »Sie sehen verärgert aus. Das ist doch hoffentlich nicht meine Schuld!« kicherte Aemilia Fausta mit mädchenhafter Schadenfreude. Ich war die ganze Nacht auf gewesen, und nach dem Stündchen Schlaf, das ich mir während Helenas Frühstück gegönnt hatte, erst recht wie zerschlagen. Ich war per Anhalter auf einem Mistkarren hergekommen; meine unzähligen Flohbisse konnten das beweisen; im übrigen hätte meine Galle die aufgeplatzten Soleier, die man im Hause Aemilius zu Mittag reichte, heute bestimmt nicht vertragen.
    Aemilia Fausta, die am liebsten vor aller Welt damit geprahlt hätte, daß sie letzte Nacht von dem berühmten Aufidius Crispus heimgebracht worden war, entschuldigte sich scheinheilig dafür, mich sitzengelassen zu haben. »Ich konnte Sie leider nicht finden, Falco, sonst hätte ich Sie natürlich in meine Pläne eingeweiht …«
    »Ihre Pläne kenne ich schon; gestern hat Crispus mir seine genannt.« Fausta hätte sich für ihre Koketterien keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. »Keine Sorge«, knurrte ich. »Die Frauen auf dem Fest haben sich nur so um mich gerissen … Und Sie? Auf der Isis heimgesegelt, hm? Es ist doch hoffentlich nichts Unschickliches geschehen?«
    Fausta beteuerte leidenschaftlich, es sei alles ganz harmlos gewesen (was natürlich das Gegenteil nahelegte). Ich konnte mir nicht vorstellen, daß ein Junggeselle, allein mit ihr auf einer Luxusjacht, die Gelegenheit ungenutzt lassen würde.
    »Mein Fräulein, beherzigen Sie in Zukunft die Regel: Folge dem Ruf der Natur und entschuldige dich hinterher bei der Kapelle!«
    Zum Glück hörte man in just dem Augenblick, daß in der Küche wieder einmal die Fetzen flogen, und so mußte sie abrauschen, um die Hausfrau zu spielen. Sie sah ganz aus wie eine Frau, die eine Küchenmagd zusammenstauchen konnte.
    Voll Ingrimm zog ich dem Hausverwalter meinen Lohn aus der Nase und machte mich dann auf die Suche nach Fausta, um mich zu verabschieden.
    »Meine Musikstunden werden mir fehlen!« klagte sie, freilich in ganz munterem Ton. Sie griff nach der Kithara (die Crispus, ganz Kavalier, offenbar ebenfalls auf seiner Jacht heimbefördert hatte) und klimperte drauflos wie eine Muse, die von Apollo in einem Privatissimum belehrt worden ist. Ich konnte mir eine Bemerkung über diese nervenaufreibende Vitalität nicht verkneifen.
    »Soll das heißen, Aufidius Crispus hat sich wieder mit Ihnen ausgesöhnt?« Ich hoffte zwar immer noch, daß er Fausta den Laufpaß gegeben hatte, aber allzu zuversichtlich war ich nicht mehr; er war im Umgang mit Frauen offenbar ebenso wankelmütig wie mit Pferden – und wie vielleicht auch in der Politik.
    Fausta lispelte affektiert: »Falls Aufidius Crispus den Purpur erringen sollte, dann wäre natürlich auch Platz für eine Kaiserin an seiner Seite …«
    »Oh, natürlich!« schnarrte ich. »Und zwar eine, die vor lauter Herzensgüte keinen Einwand erhebt, wenn er sich mit leicht geschürzten Tänzerinnen amüsiert! Aber er wird ihn nicht erringen – weil nämlich Leute wie ich sich eher von den Furien in Stücke reißen lassen, als daß es soweit kommt! Aemilia Fausta, wenn es Ihnen um einen ehrenvollen Platz in der Gesellschaft zu tun ist, dann sollten sie jemanden wie Caprenius Marcellus heiraten und ihm einen Erben schenken …« (Daran sieht man, für

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