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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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seufzten, aber ich weiß nicht mehr, wer von uns zuerst einschlief.
    Sonst geschah nichts. Es gibt mehr als einen Grund, miteinander im Bett zu liegen. Helena wollte bei mir sein. Und ich brauchte sie.

LXIX
    Die nächsten drei Tage durchstreifte ich die Bucht in einem gemieteten Schiff aus Pompeji, ein schwerfälliger Kahn, dessen träger Kapitän meine Eile nicht begriff oder nicht begreifen wollte. Wieder war ich auf der Suche nach der Isis Africana , und wieder schien all mein Bemühen nur Zeitverschwendung. Jeden Abend kehrte ich erschöpft und entmutigt zu unserem Gasthof zurück. Gegen Abend des ersten Tages kam Petronius wieder zu sich; er war noch sehr still und verwirrt, aber doch bei klarem Verstand. Auch seine allmähliche Genesung konnte meinen glühenden Zorn nicht eindämmen. Wie ich erwartet hatte, war ihm keine Erinnerung an den Überfall geblieben.
    Am dritten Tag schrieb ich an Rufus und bot ihm die Zusammenarbeit an. Ich teilte ihm mit, was geschehen war und benannte die neue Anklage gegen Pertinax: Mordversuch an einem römischen Wachthauptmann mit Namen Lucius Petronius Longus. Der Botenjunge, den ich losgeschickt hatte, kam zurück mit der Nachricht, man erwarte mich im Hause Aemilius. Larius fuhr mich mit Neros Karren hin.
    Rufus war ausgegangen. Seine Schwester wollte mich sprechen.
     
    Ich traf Aemilia Fausta in einem kühlen Raum, dessen Fenster vom behäbigen Schatten eines Walnußbaumes verdunkelt wurden. Sie wirkte kleiner und schmächtiger denn je. Ihre Blässe wurde noch unterstrichen durch das wenig schmeichelhafte Aquamarin ihres altjüngferlichen Kleides.
    Ich war verärgert. »Ich hatte erwartet, Ihren Bruder zu treffen. Hat er meinen Brief bekommen?« Fausta, die meine Reaktion offenbar vorausgeahnt hatte, nickte schuldbewußt. »Aha, also doch! Bildet er sich ein, er könnte den Täter ohne mich fassen?«
    »Mein Bruder sagt, Spitzel hätten sich nicht in die Aufgaben eines Staatsbeamten einzumischen …«
    »Ihr Bruder redet zuviel!« Ich ließ sie merken, wie wütend ich war. Ich hatte eine lange Fahrt umsonst gemacht und einen Tag für meine Suchaktion verloren.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Fausta, »so leid um Ihren Freund. Ist er schwer verletzt, Falco?«
    »Wer immer ihn überfallen hat, wollte jemandem den Schädel spalten.«
    »Ihm?«
    »Mir.«
    »Wird er wieder gesund werden?«
    »Das hoffen wir. Mehr kann ich nicht sagen.«
    Sie saß kerzengerade in einem Korbstuhl, einen langen, fransenbesetzten Schal über die Knie gebreitet. Ihr Gesicht war seltsam starr, und ihre Stimme klang tonlos.
    »Falco, gibt es keinen Zweifel, daß Pertinax Marcellus der Angreifer war?«
    »Sonst hatte niemand ein Motiv. Sicher, viele Leute können mich nicht leiden; aber keiner außer ihm haßt mich so, daß er mir den Tod wünscht!«
    »Mein Bruder«, fuhr sie fort, »hält es für vorteilhaft, daß Crispus und Pertinax jetzt zusammen sind …«
    »Da irrt Ihr Bruder. Pertinax hat jedes Gefühl für Moral verloren. Seine wahnwitzigen Anschläge zeigen überdeutlich, wie schlimm es um ihn steht. Crispus braucht man bloß seine überkandidelten Flausen auszutreiben.«
    »Ja, Falco«, pflichtete sie mir leise bei.
    Ich musterte sie nachdenklich und sagte dann: »Vespasian ist mit seiner Politik nicht einverstanden, und Ihnen mißfällt sein privater Lebenswandel – aber das alles schmälert nicht seine Befähigung für den Staatsdienst.«
    »Nein«, versetzte sie mit traurigem Lächeln.
    Meine Kopfhaut juckte erwartungsvoll – ein untrügliches Zeichen. »Mein Fräulein, haben Sie Informationen für mich?«
    »Vielleicht. Mein Bruder hat, in der Absicht, Pertinax zu verhaften, ein Treffen mit Crispus vereinbart. Ich fürchte das Schlimmste. Sextus kann so unbeherrscht sein …«
    »Sextus? Oh, Ihr Bruder! Ich darf doch wohl annehmen, daß Pertinax von diesem freundschaftlichen Rendezvous nichts weiß?« Ob Aufidius Crispus nun seine Entscheidung gefällt hatte? Wollte er sich Vespasians Gunst sichern und den flüchtigen Pertinax ausliefern? Oder schaffte er sich bloß ein lästig gewordenes Anhängsel vom Hals, bevor er selbst nach dem Purpur griff? Unterdessen versuchte Aemilius Rufus (der seine Chance sehr wahrscheinlich wieder verpatzen würde), Pertinax zu schnappen, damit er ruhmbedeckt in Rom Einzug halten könne … Bei diesem ehrgeizigen Projekt hatte mir keiner eine aktive Rolle zugedacht. »Aemilia Fausta, wo findet diese Begegnung statt?«
    »Auf See. Mein Bruder ist noch

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