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Brooklyn

Brooklyn

Titel: Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colm Tóibín
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unschlüssig, während sie ihn aufmerksam betrachtete und sich dabei eine Hand auf den Mund legte, als ob sie sich dadurch besser konzentrieren könnte und damit unterstreichen wollte, dass es sich dabei um eine äußerst ernste Entscheidung handelte. Sie ging um Eilis herum, um zu sehen, wie er hinten saß, kam dann näher und schob die Hand unter das stramme Gummiband, mit dem der Badeanzug Eilis’ Oberschenkelansatz umspannte. Sie zog das Gummiband eine Spur weiter nach unten, klopfte Eilis dann zweimal auf das Gesäß und ließ die Hand beim zweitenmal kurz liegen.
    »Meine Güte, Sie werden wirklich etwas für Ihre Linie tun müssen«, sagte sie, während sie einen zweiten, grünen Badeanzug aus dem Paket holte.
    »Ich glaube, der schwarze ist vielleicht etwas zu streng«, sagte sie. »Wenn Sie nicht eine so weiße Haut hätten, wäre er vielleicht in Ordnung. Jetzt probieren Sie diesen an.«
    Eilis zog den Vorhang wieder zu und schlüpfte in den grünenBadeanzug. Sie hörte das Summen der grellen Deckenlampen, aber abgesehen davon nahm sie nur die Stille und die Leere des Kaufhauses und die Intensität und Konzentration von Miss Fortinis Blick wahr, als sie sich wieder vor sie hinstellte. Ohne etwas zu sagen, kniete sich Miss Fortini vor sie hin und steckte wieder die Finger unter das Gummiband.
    »Sie werden sich hier unten rasieren müssen«, sagte sie. »Andernfalls verbringen Sie die ganze Zeit am Strand damit, das Gummiband herunterzuziehen. Haben Sie einen guten Rasierapparat?«
    »Nur für die Beine«, sagte Eilis.
    »Schön, ich werde Ihnen einen besorgen, der auch für hier unten taugt.«
    Ohne sich von den Knien zu erheben, drehte sie Eilis herum, bis Eilis sich im Spiegel sehen konnte und hinter sich Miss Fortini, die, die Augen fest auf das gerichtet, was vor ihr war, die Finger unter dem Gummiband bewegte. Es war ihr absolut bewusst, dachte Eilis, dass sie im Spiegel zu sehen war; sie spürte, wie sie errötete, als Miss Fortini aufstand und ihr ins Gesicht sah.
    »Ich glaube nicht, dass die Träger so richtig sind«, sagte sie und forderte Eilis auf, die Arme hindurchzustecken und sie herunterzustreifen. Als Eilis das tat, fiel das ganze Vorderteil des Badeanzugs herunter, und einen Moment lang, bevor sie ihn mit beiden Händen fasste und hochhielt, waren ihre Brüste entblößt.
    »Ist der hier nicht in Ordnung?« fragte sie.
    »Nein, probieren Sie die anderen an«, sagte Miss Fortini. »Kommen Sie her und probieren Sie diesen an.«
    Sie schien zu meinen, Eilis sollte nicht wieder hinter den Vorhang gehen, sondern hier neben dem Stuhl, vor ihren Augen, von dem einen in den anderen Badeanzug schlüpfen. Eilis zögerte.
    »Jetzt machen Sie schon«, sagte Miss Fortini.
    Eilis streifte den Badeanzug herunter, legte sich einen Arm vor die Brust und beugte sich, während sie ihn auszog, vor, um sichnicht ganz so nackt zu fühlen. Sie streckte die Hand nach dem Badeanzug aus, aber Miss Fortini hatte ihn und den anderen, den sie noch nicht anprobiert hatte, aufgehoben und hielt sie ihr beide zur Begutachtung hin.
    »Vielleicht sollte ich hinter den Vorhang gehen«, sagte Eilis. »Falls jemand vom Wachdienst hereinkommt.«
    Sie nahm beide Badeanzüge, ging damit in die Kabine und zog den Vorhang zu. Ihr war bewusst, dass Miss Fortini sie dabei aufmerksam beobachtet hatte. Sie hoffte, dass die Sache bald vorüber wäre und sie sich für einen der Badeanzüge entscheiden würden, und sie hoffte auch, dass Miss Fortini nichts mehr von Rasieren sagen würde.
    Sobald sie den nächsten Badeanzug, der leuchtend rosa war, angezogen hatte, öffnete sie den Vorhang und trat wieder heraus. Miss Fortini wirkte ungeheuer ernst, und die Weise, wie sie dastand und sie anschaute, hatte etwas Eindeutiges, von dem Eilis, wie sie wusste, niemandem je würde erzählen können.
    Sie stand reglos mit hängenden Armen da, während Miss Fortini sich über die Farbe äußerte und sich fragte, ob sie vielleicht zu grell sei, und über den Schnitt, den sie für zu altmodisch befand. Noch einmal berührte sie, während sie um Eilis herumging, das Gummiband um ihren Oberschenkelansatz und ließ ihre Hand über die Wölbung von Eilis Gesäß wandern, tätschelte sie und ließ die Hand dort noch ein bisschen verweilen.
    »Jetzt probieren Sie den anderen an«, sagte sie und stellte sich in die Tür der Kabine, so dass Eilis den Vorhang nicht schließen konnte. Eilis zog den Badeanzug so schnell wie möglich aus, und in ihrer Eile, den

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