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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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abholte. Keith beim Herumwerkeln im Schuppen, während Ash auf dem Rasen in der Sonne lag. Immer kam Ash mit ins Bild. Sie hatte er immer im Blick gehabt. Für ihn gab es immer nur Asheley, Asheley, Asheley.
    Und warum? Ich wusste, warum. Es war ja auch ziemlich offensichtlich. Ash ist nun mal sexy. Und mit ihrer Power ist sie ein richtiger Sonnenschein. Davon wollte er sich so viel wie möglich reinziehen. Und ihre Energie dabei auslöschen.
    Ungefähr in der Mitte des Films wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich Keith sagen hörte:
    »Hey, weißt du, was diesen komischen Film noch komischer machen würde? Ein bisschen Cucaracha . Was meinst du, Asheley? Willst du mit dem Freund deiner Mom nicht was rauchen?«
    »Nein!«, sagte ich. Eigentlich schrie ich fast.
    »Ganz ruhig, Will. Du kannst ja mitmachen«, sagte Keith.
    Normalerweise hätte ich das wohl getan, aber ich hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren und uns dann vielleicht zu verraten.
    Außerdem war ich inzwischen so wütend, dass ich nicht wusste, ob ich ihm was antun würde, wenn ich bekifft war.

Asheley
    Will blieb im Wohnzimmer und brütete vor sich hin. Er benahm sich wie ein Baby, schmollte und suhlte sich in Selbstmitleid. In gewisser Weise verstand ich ihn sogar. Keith konnte einem wirklich auf den Geist gehen. Aber er war jetzt da, na und? Er war ja kein schlechter Kerl. Jedenfalls war ich froh, dass er da war. Er war ein bisschen verrückt, aber er brachte Abwechslung in unser abgeschottetes Dasein.
    Wir gingen auf die Terrasse, setzten uns in die Liegestühle und starrten in den dunklen Garten. Ein leichter Wind wehte, aber es war nicht kalt, sondern einfach nur erfrischend. Der Mond war riesig, das heißt, eigentlich war er nur halb voll, aber sehr hell, sodass man fast die verschiedenen Mondkrater erkennen konnte.
    Keith zündete einen Joint an und nahm ein paar Züge, dann hielt er ihn mir hin, aber ich sagte Nein. Langsam wurde er high. Das machte mir aber nichts aus, denn das hatte ich schon oft genug miterlebt. Aber mitrauchen? Dabei wäre ich mir komisch vorgekommen. Ich kiffe sowieso nicht oft. Ich glaub, ich hab es erst zweimal getan, mit Craig, und es hatte keinen besonderen Effekt. Bei mir scheint das Zeug nicht zu wirken.
    Keith nahm die Brille ab und putzte sie mit seinem Hemd. Aber statt sie wieder aufzusetzen, ließ er sie auf dem Schoß liegen. Dabei sah er mich unentwegt an, ganz intensiv, aber nicht anzüglich, sondern eher so, als versuchte er, was Wichtiges, was Wertvolles in mir zu erkennen oder aus mir rauszuholen. Als ob er mich prüfen oder begutachten wollte. Ohne die Brille sahen seine Augen unheimlich traurig aus.
    »Wie geht’s dir eigentlich so?«, fragte er.
    »Gut«, sagte ich. Seit er da war, ging es mir tatsächlich besser, aber sooo gut auch wieder nicht. Jedenfalls nicht gut genug, um ihm mein Herz auszuschütten.
    Er starrte mich weiter an und sagte: »Wirklich?«
    Ich nickte.
    »Den Eindruck machst du aber gar nicht.«
    »Doch, alles okay«, sagte ich.
    Aber dann … Ich weiß nicht. Er sah mich so merkwürdig an, so … liebevoll, dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte. Mein Gesicht wurde wie Gummi und ich fing an zu schluchzen.
    Keith nahm einen langen Zug von seinem Joint, setzte sich die Brille wieder auf und streckte eine Hand nach mir aus. »Dacht ich’s mir doch«, sagte er. Dann wartete er, bis ich seine Hand nahm. »Willst du immer noch behaupten, dass es dir gut geht?«
    Eine Welle von Traurigkeit schwappte über mir zusammen. »Nein«, sagte ich. Eigentlich war es nur ein Krächzen.
    »Hey«, sagte er. »Hey.« Er drückte seinen Joint aus und steckte sich den Rest in die Tasche. Dann stand er auf und sagte noch mal: »Hey.«
    Er nahm mich in die Arme und ich wehrte mich nicht dagegen. Ja, ich wollte in die Arme genommen werden, egal, von wem. Hauptsache, es war jemand anders als Will.
    Keith tätschelte mir den Rücken, hielt mich fest und flüsterte: »Ist ja gut. Ist ja schon gut.« Immer wieder.
    Mindestens zehn Minuten hab ich an seiner Schulter geweint. Jedenfalls war sie völlig durchnässt, als ich mich wieder von ihm löste.
    »Möchtest du drüber reden?«, fragte er.
    Ich nickte. Alles kam in mir hoch und ich konnte es nicht zurückhalten.
    Dann dachte ich an Will. Ich hatte fast vergessen, dass er noch im Wohnzimmer war. Der Gedanke, dass er uns womöglich belauschte oder uns wenigstens beobachtete, machte mich ganz panisch. Welche Schlüsse würde er daraus ziehen,

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