Broughton House - Haus der Sehnsucht
Wunder auch, dass er achtzehn Monate nach ihrer Heirat bereits die erste Affäre mit einer anderen Frau gehabt hatte.
Verwunderlich war höchstens, dass sie, Fern, so schockiert gewesen war und es nicht glauben wollte. Nick war ihr Mann … Sie waren verheiratet und hatten das Ehegelübde gesprochen. Andere Paare mochten Ehebruch begehen. Aber sie doch nicht … Zu diesem Schreck war der Gedanke gekommen, wie entsetzt ihre Eltern sein würden, falls ihre Ehe scheiterte.
Zwei Jahre war das jetzt her, und Fern erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen: die Frau, die bei ihr aufgetaucht war, nachdem Nick zur Arbeit gegangen war; ihre eigene arglose Überraschung und die Nervosität ihrer Besucherin, die sich langsam auf sie übertragen hatte. Die Frau hatte die angebotene Tasse Kaffee abgelehnt und gereizt an ihrer Zigarette gezogen.
Später hatte Fern sich über Nicks Wahl gewundert, denn sie wusste, dass er Raucherinnen nicht leiden konnte. Ein seltsamer, unzusammenhängender Gedanke, der sich von allein in ihr Gehirn geschoben hatte, während andere, wesentlich wichtigere Überlegungen ausgesperrt blieben.
Nick und sie wären ein Liebespaar, hatte die Frau erklärt. Sie hatte angenommen, dass Fern von dem Verhältnis ihres Mannes wusste und zu Nick hielt, obwohl er sie nicht mehr begehrte.
Schreck und Stolz hatten Fern davon abgehalten, die Wahrheit zu gestehen.
Endlich war die Frau gegangen. Fern hatte regungslos zugesehen, wie sie davonfuhr, und war wie betäubt die Treppe hinaufgestiegen. Sie hatte ihren Kleiderschrank geöffnet, einen Koffer hervorgeholt und angefangen, ihre Sachen zu packen.
Dann hatte das Telefon geläutet. Sie war wieder nach unten gegangen. Doch statt den Hörer abzunehmen, war sie an dem Apparat vorbei direkt auf die Straße gelaufen.
Sie hatte nicht die geringste Erinnerung daran – auch nicht, wie sie in die Stadt gekommen war oder was sie dazu getrieben hatte.
Adam hatte sie gefunden und vor der öffentlichen Schande bewahrt. Allerdings nur, um sie später die tiefste persönliche Demütigung erleiden zu lassen.
Seit sie mit seinem Stiefbruder verheiratet war, hatte Fern nie mehr über private Dinge mit Adam gesprochen – obwohl sie ihn länger kannte als Nick und einmal geglaubt hatte, er wäre ihr Freund. Doch Nick hatte ihr klargemacht, dass der Adam, den sie meinte, nur in ihrer Fantasie existierte.
„Du bildest dir doch nicht ein, dass Adam sexuell an dir interessiert ist?“, hatte er sie ungläubig gefragt. „Oh Fern …“ Er hatte leise gelacht und sie vorsichtig geschüttelt. „Hast du das wirklich geglaubt? Adam ist schon lange mit einer anderen Frau befreundet. Es ist eine sehr diskrete Beziehung. Das ist ihm lieber, weil er sich damit nichts verbaut, wenn du verstehst, was ich meine. Eigentlich sollte ich nicht so über ihn reden. Ein Mann in seiner Position, der einigermaßen wohlhabend ist und sich einen Ruf als örtlicher Wohltäter erworben hat, muss auch privat moralisch einwandfrei sein. Adam ist eine Art heimlicher Hecht. Trotzdem hast du nichts von ihm zu befürchten, Fern. Er zieht reife Frauen als Sexualpartnerinnen vor, keine jungen Mädchen – oder Jungfrauen.“
Fern erinnerte sich, wie klein sie sich vorgekommen war und wie verlegen sie von da an geworden war, wenn sie Adam begegnete. Hatte er tatsächlich mit Nick über sie gesprochen?
Es hatte wehgetan, zu wissen, dass Adam ihre kindische Verliebtheit bemerkt hatte. Sicher hatte er sich darüber amüsiert und es dieser Unbekannten erzählt, die das Bett mit ihm teilte. Eine Frau, die ihr nach Nicks Worten meilenweit an Reife überlegen war.
Doch in ihrem Schock nach dem Besuch von Nicks Geliebter hatte Fern nicht die Kraft aufgebracht, Adam gegenüber vorsichtig zu sein. Sie hatte sich hingesetzt und stockend erzählt, was passiert war. Anschließend hatte sie zu weinen begonnen.
Und dann war es geschehen. Sie hatte ihr Gelübde gebrochen und etwas getan, das viel, viel schlimmer war als Nicks sexueller Verrat.
Selbst heute ertrug sie den Gedanken daran noch nicht und verdrängte die Erinnerung entschlossen.
Anschließend war ihr klar gewesen, dass es kein Zurück gab und ihre Ehe mit Nick zu Ende war. Aber davon hatte sie Adam nichts gesagt.
Wie könnte sie? Schließlich hatte er nur aus Mitleid mit ihr geschlafen und nicht anders reagiert als jeder Mann an seiner Stelle nach allem, was sie gesagt – und getan hatte.
Sie hatte darauf bestanden, nach Hause zurückzukehren,
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