Broughton House - Haus der Sehnsucht
Handtasche und ging zur Tür.
Eines ist sicher, dachte sie und versuchte, ihren Sinn für Humor wiederzufinden. Venice wird auf dieser Dinnerparty garantiert nicht in einem altmodischen, langweiligen schwarzen Kleid erscheinen. Im letzten Punkt irrte Fern sich. Venice trug tatsächlich ein schwarzes Kleid. Aber die Farbe war auch das Einzige, was sie mit der Garderobe dieser Frau gemeinsam hatte.
Mit beinahe fünfunddreißig Jahren war Venice älter als Fern, auch älter als Nick. Sie war eine zierliche, lebhafte Frau mit einem zerbrechlichen Körper, einem schmalen ovalen Gesicht und riesengroßen Augen. Während andere Frauen versuchten, ihre geringe Körpergröße mit hohen Absätzen auszureichen, unterstrich Venice bewusst die Tatsache, dass sie kaum größer als einssechzig war.
Fern, die in der Vergangenheit häufig unter Nicks bissigen Bemerkungen über ihre geringe Körpergröße und der Tatsache gelitten hatte, dass es kleinen Frauen an der natürlichen Eleganz ihrer größeren Geschlechtsgenossinnen fehlte, verspürte einen schmerzlichen Stich in der Brust angesichts von Venices Selbstsicherheit.
Venices schwarzes Kleid saß wie angegossen. Für eine zartgliedrige Frau hatte sie erstaunlich üppige Brüste. Fern hörte, wie einige Anwesenden über Venices Figur redeten. Sie fragten sich, ob diese Brüste nicht eher der Kunst eines Chirurgen zu verdanken wären als der Natur.
Gleichgültig, woher Venice die Brüste hat, sie erregen Nicks Aufmerksamkeit, stellte Fern fest.
Hatte Venice diesen schwarzen Federbesatz für ihr Kleid gewählt, weil er nicht nur einen auffälligen Kontrast zu ihrer Hautfarbe bildete, sondern sich der perlmutterne Glanz in den schimmernden Federn spiegelte?
Der tropfenförmige Brillant, der zwischen ihren Brüsten lag, war so groß, dass er beinahe ordinär wirkte. Wenn Venice sich bewegte, funkelte er ebenso kalt wie die Diamanten in ihren Ohren.
Das weißblonde Haar, das sie normalerweise als perfekt geschnittenen, schulterlangen Bob trug, hatte sie zu der modernen Version eines Bardottyps aufgesteckt. Scheinbar kunstlos fielen die Strähnen und Locken herab, als wäre Venice gerade aus den Armen ihres Liebhabers aus dem Bett gestiegen.
Natürlich erreichte man solch eine ungekünstelte Sinnlichkeit nur mithilfe eines außerordentlich teuren Friseurs. Doch auch ohne diese Verschönerung, die sie sich mit dem Erbe ihres reichen verstorbenen Ehemannes leisten kann, wäre Venice eine sehr hübsche Frau, gab Fern zu.
Sie bezweifelte nicht, dass Venice außerdem sehr sinnlich war. Offensichtlich mochte sie Männer entschieden lieber als Frauen und machte keinen Hehl daraus. Fern merkte es, weil ihre Gastgeberin sie nur flüchtig begrüßte, Nick dagegen überschwänglich willkommen hieß. Sie schob sich zwischen sie, drehte Fern beinahe den Rücken zu und schloss sie quasi von der Begrüßung aus.
Dieses Willkommen war entschieden herzlicher, als es die rein geschäftlichen Beziehungen gerechtfertigt hätten, die Nick angeblich mit der Witwe hatte. Oder bin ich ungerecht? überlegte Fern, während sie danebenstand und ruhig wartete, dass Venice ihre Unterhaltung mit Nick beendete.
„Was für ein schöner Diamant“, hörte sie Nick leise sagen.
„Ja, nicht wahr?“, stimmte Venice ihm zu. Lächelnd strich sie mit dem Zeigefinger oberhalb des Steins über ihre Haut und lenkte Nicks Aufmerksamkeit bewusst auf ihren Körper.
Das wäre gar nicht nötig gewesen, stellte Fern fest. Nick konnte sich kaum von ihrem Anblick lösen.
Bei seiner letzten Affäre hatte Nick behauptet, sie, Fern, hätte ihn mit ihrer sexuellen Kälte dazu getrieben. Wenn sie ihn nicht zwingen würde, seine sexuelle Befriedigung in den Armen einer anderen Frau zu suchen, wäre er nicht im Traum auf den Gedanken gekommen, ihr untreu zu werden. Es wäre allein ihre Schuld.
Tief im Innern hatte Fern ihm geglaubt. Sie hatte Nick geheiratet, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob sie sexuell zusammenpassten oder nicht. Naiv hatte sie ihre Unfähigkeit, besondere Lust im Bett zu empfinden, auf mangelnde Erfahrung zurückgeführt.
Außerdem hatte sie Nick nicht wegen Sex geheiratet, sondern weil er sie liebte, sie brauchte und sie begehrte.
Sie hätte nicht bei Nick bleiben dürfen, das wusste Fern längst. Nicht, nachdem sie erkannt hatte, dass sie ihn nicht mehr liebte. Aber sie hatte die Gefühle ihrer Eltern über die eigenen gestellt. Und Nick war so überzeugend, so reumütig und sicher gewesen,
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