Brown, Dale - Feuerflug
Abstellflächen für Flugzeuge, Hubschrauberlandeplätze, Kraftwagenparks, Tanklager und Munitionsbunker waren bevorzugte Ziele für die CBU-97 mit Sensorzündern und die Schüttbomben der Wolverines. Als Ziele für die abschließenden Kamikazeangriffe wählte Wickland Gebäude aus, die Stabsgebäude, Unterkünfte, Fernmeldezentralen und Hangars zu sein schienen – aber was er wirklich suchte, waren Bauten, in denen Raketen gelagert waren, vielleicht sogar Mittelstreckenraketen auf Startrampen. Nach Aussagen der Soldaten, die sich Senussis Sandsturm-Kriegern angeschlossen hatten, waren die Raketen in Al-Jawf in langen, halb unterirdischen Gebäuden gelagert. Kurz vor dem Einsatz wurden sie von Zugmaschinen auf ihren Startrampen zu bereits vermessenen Startpunkten geschleppt. Der Transport dauert nur wenige Minuten, und eine halbe Stunde nach der Ankunft am Startpunkt konnten die Raketen einsatzbereit sein.
Zwanzig Minuten nach Beginn ihres Angriffs war Wickland jedoch enttäuscht. »Nirgends auch nur eine Rakete«, sagte er. »Ich habe nicht einmal die Raketenlager gesehen. Vielleicht waren sie in einigen der Gebäude, die ich angegriffen habe, aber ich habe nichts gesehen, in dem eine Rakete von der Größe einer Scud hätte sein können.«
Tanaka kontrollierte die Treibstoffanzeigen und die strategische Planungskarte auf einem seiner Multifunktionsdisplays. Auf dem Bildschirm waren Position und Treibstoffvorrat ihres Tankers – der DC-10 von Sky Masters Inc. – dargestellt, der aus Schottland kommend zur Luftbetankung über dem Mittelmeer anflog. Die Treibstoffvorräte des Tankers und der Megafortress waren als große Kreise dargestellt – solange die Kreise sich schnitten, war ein Treffen zur Luftbetankung möglich. Aber die Kreisränder kamen einander immer näher – sie konnten nicht mehr länger warten.
»Castor, hier Headbanger.«
»Schon gesehen, Jungs«, sagte Patrick McLanahan. Auch er hatte die via Satellit übertragene strategische Planungskarte im Cockpit der Megafortress vor sich. »Ihr habt höchstens noch fünfzehn Minuten, bevor ihr abhauen müsst, damit ihr den Tanker erreicht.«
»Tut uns Leid, dass wir diese Raketen nicht erwischt haben.«
»Vielleicht habt ihr sie doch erwischt –das wissen wir erst, wenn wir uns auf dem Stützpunkt umsehen. Klasse gemacht, Jungs. Guten Heimflug!«
»Verstanden. Alles Gute dort unten. Headbanger, Ende.«
Patrick McLanahan erwartete die Mil Mi-24, als der Kampfhubschrauber auf dem Vorfeld des Flugplatzes bei Jaghbũb aufsetzte. Er nahm seinen Helm ab, als Muhammad as-Senussi aus der Maschine stieg und auf ihn zukam. »Ich freue mich, Sie wieder zu sehen, mein Freund«, sagte Senussi, indem er Patrick herzlich umarmte. »Und ich freue mich, dass hier noch alles heil zu sein scheint.«
»Zwei Tu-22 sind durchgekommen, aber sie haben ihre Bomben weit vor dem Platz geworfen«, berichtete Patrick. »Auf unserer Seite keine Schäden, keine Verluste.«
»Und Ihr Bomber ist auf dem Heimflug?«
»Er müsste sich in wenigen Minuten mit einem Tankflugzeug treffen.«
»Schade. Ich hätte gern mehr über die Fähigkeiten dieses Wunderflugzeugs erfahren.«
»Wir haben Zillah und Al-Jawf angegriffen«, berichtete Patrick. »Die Startbahn scheint weitgehend zerstört zu sein, sodass Bomber und Jäger nur noch den Stützpunkt Surt zur Verfügung haben. In Al-Jawf haben wir mehrere Ziele angegriffen, aber wir wissen nicht, ob wir auch Raketen getroffen haben. Die von ihnen ausgehende Gefahr besteht weiterhin, fürchte ich.«
»Aber Sie haben uns wertvolle Zeit verschafft, damit wir die hier gelagerten Waffen abtransportieren können«, stellte Senussi fest. »Bis morgen Nachmittag sind wir von hier fort – mit erbeuteten Waffen im Wert von mehreren Millionen Dollar. Damit kann unsere kleine Armee ein paar Monate weiterkämpfen. Das verdanken wir Ihnen, mein Freund.«
Sie hörten die Rotorgeräusche eines anfliegenden schweren Hubschraubers, und kurze Zeit später setzte ein Schwenkrotorflugzeug CV-22 Pave Hammer auf dem Vorfeld auf. Patrick schüttelte Senussi zum Abschied die Hand. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Hoheit«, sagte er. »Was noch passieren wird, weiß ich nicht, aber ich bin froh, auf Ihrer Seite gestanden zu haben.«
»Sie sind ein guter Mann und ein vorbildlicher Anführer, Mr. McLanahan«, antwortete Senussi. »Das mit Ihrer Frau tut mir Leid; ich hoffe, dass Gott sie schützen wird. Sie fliegen jetzt wohl nach Hause zu Ihrem Sohn?«
»Ja.
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