Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
offiziell als »Friedenstruppe« mit dem Auftrag, die Durchsetzung der den Balkan betreffenden UN-Resolutionen zu erzwingen. Da sie entlang der neuen Metjorgas-Pipeline stationiert waren, war ihr eigentlicher Auftrag kaum zweifelhaft, aber sie setzten auch die Einhaltung der UN-Resolutionen durch und hielten sich sogar an die meisten NATO-Grundsätze für bewaffnete Einsätze auf dem Balkan, während sie in dem Gebiet zwischen Slowenien und dem Schwarzen Meer, von Ungarn bis zur Nordgrenze Griechenlands fast nach eigenem Ermessen operierten.
Statt sich durch diese massive Militärpräsenz bedroht zu fühlen, empfanden die meisten Staaten sie sogar als vorteilhaft. Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Drogen- oder Waffenschmugglern waren praktisch zum Erliegen gekommen, weil die russische Armee rücksichtslos jeden verfolgte, der auch nur verdächtigt wurde, Grenzen illegal überschreiten, Drogen schmuggeln oder irgendwo auf dem Balkan Aufständische bewaffnen zu wollen. Auch die bisher häufigen Zusammenstöße zwischen Serben und anderen ethnischen Gruppen sowie zwischen Anhängern unterschiedlicher Religionen hatten so gut wie aufgehört. Erstmals seit der schlechten alten Zeit unter Marschall Tito herrschte auf dem Balkan fast wieder Frieden.
Gewiss, auf den meisten Flughäfen der Großstädte in diesem Gebiet standen immer mehrere russische oder deutsche Transportmaschinen, und über wichtigen Abschnitten waren ständig russische oder deutsche Kampfhubschrauber unterwegs. Das machte viele Leute nervös – vor allem Angehörige der älteren Generation, die sich an den Zweiten Weltkrieg erinnern konnten. Aber während Pawel Kasakow noch vor wenigen Monaten in ganz Europa als Paria gegolten hatte – weltweit war er wegen Drogenhandels und Gewaltverbrechen weiterhin in dreizehn Staaten zur Fahndung ausgeschrieben –, wurde er heute als eine Art Erlöser gepriesen: als wagemutiger Unternehmer, der einigen der ärmsten Staaten Europas im Alleingang zu bescheidenem Wohlstand verhelfen hatte. Ausgerechnet dieser Mann, der den Heroinschmuggel in Europa zu einer Kunst erhoben hatte, finanzierte in über zwei Dutzend außereuropäischen Staaten Programme zur Bekämpfung des Koka- und Schlafmohnanbaus.
Letztlich konnte jedoch kein Mensch bezweifeln, dass die Anwesenheit der Russen allen Vorteile brachte. Letztlich schien das Öl jedermann reich zu machen. Was gab es daran auszusetzen?
»Ist das vielleicht ein öko-terroristischer Anschlag?«, fragte der Kommandant, dem schlagartig bewusst wurde, dass er – auch im eigenen Interesse und in dem seiner Angehörigen – diese Sache nicht vermasseln durfte. Als sein Nachrichtenoffizier nickte, schüttelte er nur den Kopf. »Nje kruti mnje jaitza« , sagte er angewidert.
»Der Tanker hat einen weiteren Leitstand auf dem Bootsdeck«, sagte der leitende Ingenieur, indem er ein Fax mit einer Schnitt-Zeichnung der Aufbauten vorlegte. »Zerstören wir die Brücke, lässt das Schiff sich weiterhin von dem Leitstand aus steuern. Die Terroristen halten sich bestimmt auf der Brücke auf – dort erwischen wir garantiert ein paar von ihnen.«
»Also gut«, entschied der Kommandant. »Wir gehen so nahe an die Ustinow heran, dass wir sicher sein können, nur die Kommandobrücke zu treffen, und lassen den zweiten Leitstand, die Ruderanlage und die Schrauben unbeschädigt. Erster, welche Mindestentfernung brauchen Sie dafür?«
»Ich schlage vor, mit optischem Visier und Laserentfernungsmesser zu schießen«, antwortete der Erste Artillerieoffizier. »Bei diesem Wetter, unter diesen Bedingungen sollten wir auf mindestens fünfzehn Kilometer herangehen.«
»Einverstanden«, sagte Boriskow. »Kurz vor der Feuereröffnung lassen wir den Hubschrauber starten und setzen ein Boot mit einem Prisenkommando aus. Ich verlasse mich darauf, dass diese Aktion exakt koordiniert wird.« Seine Offiziere nickten zustimmend. » Loschka djogtja w bostchkje mjoda. Damit wären wir aus dem Gröbsten raus. Aber was ist mit den Angriffen auf die Su25 und die Tu95? Von welchen Waffen sind sie getroffen worden? Irgendwelche Ideen?«
»Keine Ahnung, Kapitan «, antwortete der Taktikoffizier. »Allerdings kommen wir erst jetzt in Radarreichweite des Gebiets, in dem sie getroffen wurden. Wir hören den türkischen Flugfunk mit, aber bisher weist nichts auf einen Start türkischer Abfangjäger hin.«
»Ich glaube nicht, dass die Türken so dämlich sein werden, sich in diese Sache einzumischen«, meinte
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