Brown, Dale - Phantomjäger
Gesichtsausdruck. »Was haben Sie für mich, Izzy?«
Meiling sah sich um, ob sonst noch jemand im Arbeitsbereich war.
»Martindale hat sich endlich hingelegt. Ich habe noch nie jemanden so viel telefonieren sehen wie seine Mitarbeiter und ihn – sie haben wahrscheinlich sämtliche Kommunikationssatelliten blockiert. Also, was haben Sie für mich?«
»Das Neueste aus Turkmenistan«, antwortete Meiling. Sie legte einen schmalen Ordner auf Hershels Schreibtisch. »Gestern haben turkmenische und russische Truppen die Talibanguerillas bei Mary angegriffen.«
»Wie ist der Kampf ausgegangen?«, fragte Hershel, indem sie den Ordner aufschlug und die Landkarten studierte. »Ist noch was von den Taliban übrig?«
»Die Turkmenen und ihre russischen Offiziere sind bös unter die Räder gekommen«, antwortete Meiling.
Hershel starrte sie überrascht an.
»Sechzig Prozent Verluste in nicht mal einem halben Tag. Die Taliban kontrollieren jetzt die Stadt Mary und die dortigen TransCal-Pipelines.«
»Oh, Scheiße«, sagte Maureen. »Nun, das hat General McLanahan von Anfang an vorausgesagt. Wir können damit rechnen, dass auch seine übrigen Vorhersagen eintreffen – auch dass die Russen einen Gegenschlag führen werden. Sonst noch was?«
»Der russische Gegenschlag, Ma’am.« Sie legte Hershel ein weiteres Dossier hin. »Nach der verlorenen Schlacht bei Mary haben die Russen versucht, nordöstlich der Stadt über zweihundertfünfzig Kommandosoldaten abzusetzen.«
»›Versucht‹?«
»Die Taliban haben sie abgefangen«, berichtete Izzy. Sie tippte mit einem langen, rot lackierten Fingernagel auf das Dossier. »Offenbar sind alle Hubschrauber abgeschossen und alle russischen Soldaten tot oder gefangen. Die von Battle Mountain übermittelten Satellitenbilder zeigen das ziemlich deutlich.«
»Großer Gott!« Maureen überlegte einen Augenblick. »Bitten Sie Oberst Briggs, zu mir zu kommen.«
Zwei Minuten später kam der große, gut aussehende schwarze Offizier in die VIP-Kabine und brachte Sergeant Major Chris Wohl mit. Maureen schob Briggs das Dossier über den Schreibtisch.
»Was halten Sie davon, Oberst?«, fragte sie.
Briggs blätterte kurz in dem Dossier, dann gab er es an Chris Wohl weiter. »Irgendeine Nachricht vom turkmenischen Außenministerium?«
»Nur die Warnung, dass die Guerillas Mary eingenommen haben.«
»Hat Turkmenistan unsere Überfluggenehmigung widerrufen?«
»Nein«, sagte Isadora Meiling. Sie wandte sich an Hershel und sagte: »Der nächste Ausweichflughafen ist Athen. Dann käme Ankara, oder wir können umkehren und nach Rom fliegen.«
Hershel runzelte die Stirn. »In Europa landen? Wir haben schon die Landefreigabe für Bahrain, und wir haben die Erlaubnis in Aschchabad zu landen. Weshalb sollen wir also umkehren?«
»Weshalb? Weil in Turkmenistan gerade ein richtiger Krieg ausgebrochen ist!«
»Ich stimme Ihnen zu, Ma’am«, erklärte Briggs der stellvertretenden Außenministerin. »Respektieren alle Beteiligten unsere diplomatische Immunität, sollten wir uns nicht beirren lassen und nach Aschchabad weiterfliegen.«
»In Turkmenistan landen? Mitten in einem Krieg? Entschuldigen Sie, Oberst, aber das kommt mir verrückt vor«, sagte Meiling ungläubig, »gibt’s denn irgendeine Garantie dafür, dass die Russen oder Taliban unsere Immunität respektieren werden? Wird irgendjemands Luft-Luft- oder Boden-LuftLenkwaffe unsere Immunität respektieren, bevor sie uns vom Himmel holt?«
»Gute Argumente«, meinte Chris Wohl.
Izzy Meiling nickte dem großen Marineinfanteristen lächelnd zu – und Hal Briggs wollte seinen Augen nicht trauen, als er Wohl ebenfalls nicken und sogar schwach lächeln sah. Im Einsatz war Chris Wohl sonst immer todernst. In den elf Jahren, die Hal nun mit diesem Kerl zusammenarbeitete, bezeichnete diese Andeutung eines Lächelns das erste Mal, dass er sah, wie Wohl emotionalen Kontakt zu einer Frau herstellte – »flirten« wäre ein zu starker Ausdruck gewesen.
»Es wäre sicherer, in einem Nachbarstaat zu landen – der Stützpunkt der Vereinten Nationen in Samarkand in Usbekistan wäre meine erste Wahl – und mit Auto oder Hubschrauber weiterzureisen«, fügte Wohl hinzu. »Oder Sie könnten Ihre Gespräche telefonisch erledigen oder Ihre Gesprächspartner zu sich kommen lassen.«
»Lauter gute Vorschläge, nur reicht die Zeit dafür nicht, fürchte ich«, sagte Hershel. »Ich weiß, dass wir ein gewisses Risiko eingehen, aber ich möchte diese Reise
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