Brown, Dale - Phantomjäger
Turkmenistan passiert vorerst noch nichts, was Besorgnis erregen müsste«, betonte Vizepräsident Busick. »Sie haben gehört, was Morgan gesagt hat – dass dort ein paar Taliban herumlaufen, bedeutet noch lange nicht, dass TransCals Investitionen sich in Rauch aufgelöst haben. Regen Sie sich um Himmels willen wieder ab. Diese Sache ist nicht wichtig genug, um ihretwegen zurückzutreten.«
Kercheval ignorierte sie alle. »Mr. President, es ist mir einfach nicht möglich, Ihre außenpolitischen Entscheidungen noch länger mitzutragen. Hier geht’s nicht nur um Turkmenistan, sondern um Ihre Politik in Bezug auf unsere Bündnispartner, unsere vertraglichen Verpflichtungen, unser Militär und unsere allgemeine Verantwortung für den Weltfrieden. In den ersten Monaten meiner Amtszeit habe ich mich damit begnügt, Ihnen nach dem Mund zu reden, statt eigene Argumente vorzubringen. Aber das kann ich nicht mehr.«
Thomas Thorn musterte Kercheval prüfend. Dann nickte er langsam. »Ich verstehe, Edward«, sagte er.
»Wie soll mein Rücktritt ablaufen, Sir?«
»Nominieren Sie einen Nachfolger, Edward. Lassen Sie uns Zeit, mit ihm zu reden, ihn kennen zu lernen, und geben Sie ihm Gelegenheit, sich im Senat vorzustellen«, sagte der Präsident. »Sobald eine genügend große Gruppe wichtiger Senatoren sich für ihn ausspricht, können Sie zurücktreten.«
»Yeah, und Sie können den Medien mitteilen, dass Sie wegen eines ungeklärten Gehirnleidens ausscheiden«, murmelte Busick.
»Mr. Busick...«
»Schon gut, Mr. President, das habe ich wahrscheinlich verdient«, sagte Kercheval. Er funkelte Busick an und fügte hinzu: »Ich hatte nichts anderes erwartet.« Busick machte ein finsteres Gesicht, hielt aber den Mund. »Und von Ihnen hatte ich nicht weniger erwartet, Sir. Sie sind auch in kritischen Situationen immer ein Gentleman. Ich habe vor, meine Stellvertreterin Maureen Hershel als meine Nachfolgerin zu nominieren, und werde einen völlig plausiblen und vernünftigen Grund für mein Ausscheiden nennen.« Er schüttelte Thorn die Hand, nickte Goff und Busick zu und verließ den Raum.
»Falscher Hund«, murmelte Busick halblaut.
»Lester, Sie sorgen dafür, dass Miss Hershel mich sofort aufsucht.« Der Vizepräsident nickte. Er kannte Maureen Hershel gut. Sie hatte im Außenministerium Karriere gemacht und kannte sämtliche Aspekte ihres Hauses vom Verwaltungsapparat bis zur Operationsabteilung.
»Dieser Scheißkerl!«, sagte Busick, während er nach dem Telefonhörer griff.
»Schluss mit solchen Kommentaren«, wies Thorn ihn scharf zurecht. »Behalten Sie sie für sich. Edward Kercheval war ein wertvolles und vertrauenswürdiges Mitglied dieser Regierung und bleibt ein guter Freund und großer Amerikaner. Er folgt seinem Herzen und seinem Gewissen, wie wir alle es tun, aber das ändert nichts an seiner Loyalität gegenüber seinem Land oder den wertvollen Diensten, die er dieser Regierung geleistet hat.«
»Mr. President, wer einmal seinen Amtseid abgelegt hat, tritt nur wegen zwingender persönlicher Umstände zurück«, sagte Busick, während er darauf wartete, mit Hershel verbunden zu werden. »Mit anderen Worten: Man muss auf dem Totenbett liegen oder als Axtmörder verurteilt sein, wenn man daran denkt, vor dem Ende der Legislaturperiode auszusteigen. Man dient nach dem Ermessen des Präsidenten, nicht nach den eigenen persönlichen Wünschen. Man erklärt nur seinen Rücktritt, um der Regierung die Peinlichkeit zu ersparen, einen hinauswerfen oder vor Gericht stellen zu müssen. Diese Washingtoner Mechanismen kennt Edward genau – er weiß also, was er tut. Er wird schlecht dastehen, aber wir werden noch viel schlechter dastehen.«
»Hershel ist eine gute Wahl«, sagte Goff. »Ursprünglich beim FBI, gute Ausbildung, erstklassige Referenzen, viel internationale Erfahrung.«
»Sieht klasse aus, das steht fest«, warf Busick ein. Goff nickte zustimmend, obwohl er wusste, dass der Präsident solches Machogerede im Allgemeinen missbilligte. »Nun, damit hat Kercheval wenigstens etwas richtig gemacht. Aber, Jesus ... nächstes Jahr sind Wahlen, und Kercheval steigt vorzeitig aus. Politisch sind wir nur dann nicht erledigt, wenn er sich einen Gehirntumor oder Darmkrebs oder irgendwas in dieser Art zulegt.«
»Reden wir nicht mehr darüber, Lester«, sagte Thorn. »Edward ist zurückgetreten. Wir haben eine gute, erfahrene Frau als Ersatz für ihn. Der politische Fallout macht mir vorläufig keine Sorgen.
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