Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Kinderzimmer herzurichten.
Als ihre Schwägerin bedauernd den Kopf schüttelte, ließ
Lauren die Sache schlicht auf sich beruhen.
Sie spielte gern mit den Kindern oder las ihnen Geschichten vor. Maria erzählte ihr von ihrem Leben mit Ben und
über Jareds und Rudys Kindheit. Laurens Ehe, die ihr große
Sorgen machte, sprach sie jedoch nie an.
»Jared erzählt mir so gut wie nie etwas von früher«, räumte Lauren irgendwann ein. »Er spricht selten über seine
Kindheit, die Schule oder dergleichen. Als hätte er Bedenken, etwas Persönliches preiszugeben«, seufzte sie. »Er erwähnte zwar, dass er im Kuba-Krieg Soldat war, aber mehr
auch nicht.«
Die alte Dame schüttelte wehmütig den Kopf. »Sei froh,
dass du die Familie Lockett damals noch nicht kanntest.
Ben war insgeheim stolz, dass sein Sohn der Armee beitrat.
Olivia dagegen war wütend und wollte Jareds Entschluss
vereiteln. Dazu engagierte sie irgendwelche Strippenzieher,
aber als Ben das merkte, stoppte er sie. Nach dem Krieg, als
die Stadt Jared zum Kriegshelden erklärte, tat sie so, als wäre das Ganze ihre Idee gewesen.« Sie sa ßen auf der Terrasse, und Maria nippte an einer Tasse Tee. »Sie ist eine
schwierige und sehr einsame Frau, weißt du«, setzte sie
matt hinzu.
»Hat er sich im Krieg Malaria geholt?«
»Ja, aber die seelischen Wunden sind viel schlimmer. Er
hatte einen Freund, Alex Craven - sein Vater besitzt eine
Ranch im Westen von Kerrville. Die beiden Jungs waren seit
ihrer Kindheit befreundet. Sie kamen ins selbe Bataillon.
Alex fiel in einer der Schlachten. Sein Tod hat Jared psychisch tief getroffen. Seitdem hat er Albträume, aber er lässt
nichts raus. Er verschließt sich vor seinen Mitmenschen aus
Angst, man könnte ihm in die Seele schauen.«
»Ich dachte schon, er hätte gar keine. Jared wird mir immer rätselhafter«, versetzte Lauren. Wer war der Mann, den
sie geheiratet hatte?
»Er ist eine Seele von Mensch, Lauren. Eines Tages ...
wenn du ihn erst besser kennst, wirst du mir zustimmen.«
Maria tätschelte begütigend die Hand der jungen Frau.
Dann stand sie auf und zog sich in das Zimmer zurück, das
sie gemeinsam mit Ben bewohnt hatte. Diese vier Wände
mit ihren vielen Erinnerungen waren ihre heimliche Zuflucht vor den Unbilden der Welt.
»Oh nein! Das kann auch nur mir passieren!«, rief Lauren,
die Gloria beim Abendessen half. Sie hatte eine Dose Tomaten geöffnet und diese in einen Topf geleert, dabei war ihr
etwas von dem Inhalt auf den Ärmel gespritzt. Das Ergebnis war ein dunkler Fleck auf ihrer schönen Bluse.
»Zieh dich rasch um, damit ich die Bluse in kaltem Wasser einweichen kann«, riet Gloria.
»In Ordnung. Ich bin gleich zurück.« Lauren lief aus der
Küche und in ihr Zimmer. Kaum hatte sie die im Rücken
geknöpfte Bluse geöffnet und ausgezogen, drangen Gesprächsfetzen aus dem Flur zu ihr. Bevor sie ihre Blö ßen
bedecken konnte, wurde die Tür aufgerissen. Gloria und
Rudy schoben Jared ins Zimmer.
Ein Blick auf das zerrissene und blutverschmierte Hemd
ihres Mannes - und Lauren verdrängte, dass sie nur in ihrem Unterhemd dastand. Sie unterdrückte einen entsetzten
Aufschrei. »Was ist denn passiert?« Ihre Stimme überschlug
sich fast.
Jared starrte sie sprachlos an. Entweder war er fasziniert
von ihrem Aufzug oder betäubt vor Schmerzen. Rudy antwortete für ihn. »Jared und ich reparierten ein paar Zäune.
Dabei löste sich ein Stück Stacheldraht und schnellte Jared
vor die Brust. Wir müssen das mal genauer untersuchen.«
»Ich hab doch schon gesagt, es ist nicht der Rede wert«,
brummte Jared ungehalten.
»Papperlapapp«, schnitt Gloria ihm das Wort ab. »Zieh
dein Hemd aus. Ich hole inzwischen die Jodtinktur. Lauren,
hilf ihm doch mal.«
Nach einem verschwörerischen Blick zu ihrem Mann holte Gloria Antiseptikum und Verbandszeug. Lauren legte Jared unschlüssig die Hände auf die Schultern und zog ihm
behutsam das aufgeknöpfte Hemd aus. Das eingetrocknete
Blut klebte an dem Stoff, und die Wunde begann erneut zu
bluten.
Nach ihrer Rückkehr drückte Gloria ihrem Schwager
blitzschnell ein Fläschchen in die Hand und zerrte den verdutzten Rudy aus dem Zimmer. »Hier, lasst euch ruhig
Zeit. Maria hilft mir beim Essenmachen. Jared, leg dich ein
bisschen hin und ruh dich aus. Du hast eine Menge Blut
verloren.«
Die Tür fiel ins Schloss, und die beiden waren allein.
Lauren warf das blutige Hemd auf ihre bekleckerte Bluse.
Betreten schweigend betrachteten die
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