Brown Sandra
weiterhelfen.«
»Und womit?«
»Ich möchte etwas über den Mann erfahren, der heute nachmittag verhaftet wurde.«
Ihre Züge verloren etwas von ihrer Feindseligkeit. »Finden Sie den auch so scharf?«
»Bitte?«
»Ach, das ist wirklich ein scharfer Typ. Finden Sie nicht?«
»Können Sie mir nun helfen, oder nicht?« fragte Jade noch immer freundlich.
Die Sekretärin zuckte die Achseln, schwang dann auf ihrem Drehstuhl herum und zog eine Akte aus der Schublade.
»Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als er hier aufgetaucht ist und sich vorgestellt hat.«
»Wie ist sein Name?«
»Dillon Burke. Ich hab’ schon immer auf bärtige Männer gestanden. Meine Freundin sagt zu Bärten ›Bauchbürsten‹. Ist das nicht abartig? « Sie kicherte. »Männer mit Bärten sind so geheimnisvoll, stimmt’s?«
»Ich interessiere mich mehr für seinen Hintergrund.«
Die Sekretärin holte sich die Daten auf den Schirm. »Er arbeitet seit dem achtundzwanzigsten April letzten Jahres für Mr. Matthias.«
»Und davor?«
»Steht hier nichts. Sehen Sie selbst. Das ist alles, was ich von ihm habe. Ich habe noch nicht mal seine Anschrift.«
Sie drehte den Bildschirm so, daß Jade die Daten selber lesen konnte. Jade riß einen Zettel vom Notizblock und notierte sich den Namen und die Sozialversicherungsnummer.
»Was genau macht er eigentlich auf dieser Baustelle?«
»Alles. Wenn man ihn so sieht, mag man es kaum glauben, aber er ist echt ein As und versteht was von seinem Job. Mr. Matthias fragt Mr. Burke andauernd um Rat, aber das würde er niemals zugeben.«
Das war Wasser auf Jades Mühlen. »Also stimmt es, was er gesagt hat?«
»Was? Ach, Sie meinen das mit dem schlechten Material und so …«
»Ja. Stimmt es?«
»Ich finde, daß Sie das nichts angeht. Ich habe Ihnen schon zuviel …«
»Er hat’s probiert bei mir.« Jade hatte eine Vermutung, auf die sie jetzt setzte. »Als wir beim Essen waren. Matthias hat mir unter den Rock gegriffen und mich gefragt, ob ich den Rest des Nachmittags nicht lieber mit ihm in seinem Apartment verbringen würde.«
Die Augen der Sekretärin verengten sich zu schmalen Schlitzen. Die feuerroten Fingernägel gruben sich in ihre geballten Hände. »Sieh an, dieser miese, schleimige, geile Bastard!«
Jade beobachtete, wie Burke durch die Tür und zum Tresen geführt wurde, wo er eine Quittung für seine Sachen unterzeichnen mußte, die ihm dann ausgehändigt wurden. Als er sich die Armbanduhr überstreifte, sagte einer der Officer etwas zu ihm, was ihn veranlaßte, in Jades Richtung zu schauen. Sein Blick hatte dieselbe Intensität, die Jade schon bei ihren Beobachtungen mit dem Fernglas gespürt hatte Seine Augen unter den buschigen Brauen funkelten mißtrauisch. Er musterte Jade vom Kopf bis zu den schwarzen Pumps und wieder zurück. Sie mußte sich beherrschen, seinem Blick nicht auszuweichen.
»Sind Sie sicher?« hörte sie ihn den Officer fragen, als er sich wieder umdrehte.
»Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, Kumpel. Verschwinden Sie hier lieber, ehe wir’s uns noch anders überlegen.«
Als Jade aufstand, merkte sie, daß ihr die Knie zitterten. Sie fühlte sich unwohl auf Polizeirevieren. Sie erinnerten sie immer an die Nacht, die sie im Verhörraum des Gerichtsgebäudes in Palmetto verbracht hatte. Als sie davon gelesen hatte, daß Hutch nun das Amt seines Vaters innehatte, war sie kaum überrascht gewesen.
»Mr. Burke?« Sie ging auf ihn zu. »Würden Sie bitte mit mir kommen?«
Als er den Kopf fragend zur Seite neigte, fiel ihm das Haar auf die Schulter. »Warum? Wer, zum Teufel, sind Sie überhaupt?«
»Ich heiße Jade Sperry. Bitte …« Sie deutete auf die Tür. Ihre blauen Augen wichen seinem Blick keinen Millimeter aus, obwohl sie ihn beunruhigend fand. »Wie der Sergeant schon sagte– man könnte es sich auch anders überlegen und Sie die Nacht über hierbehalten. Dort entlang bitte.«
Sie ging zur Tür, als sei sie sicher, daß er ihr folgen würde. Im stillen rechnete sie damit, daß er verschwand, sobald sie das Gebäude verlassen hatten, und daß sie ihn nie wiedersehen würde. Doch zu ihrer Erleichterung folgte er ihr.
Sie ging auf die Limousine zu, die am Bordstein parkte. Der Chauffeur stieg eilig aus, um ihnen die Hintertür aufzuhalten. Jade bedeutete Burke, als erster einzusteigen. Er zögerte nur einen Sekundenbruchteil, bevor er auf der gepolsterten Rückbank Platz nahm. Sicher, die Limousine war Luxus, aber Jade wollte, daß er sich verwöhnt
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