Brown Sandra
schwafelte
hochtrabend, bis die Zuhörer im Saal sich zu Tode langweilten und unruhig hin und her rutschten. Schließlich stellte er Jade vor. Der Applaus war höflich, aber reserviert.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich möchte Ihnen dafür danken, daß Sie heute hier erschienen sind. Daß dies so zahlreich geschehen ist, zeigt mir, daß die GSS eine exzellente Wahl getroffen hat, was den Standort für TexTile betrifft. Für Palmetto sprechen mehrere Gründe. Unter anderem die Möglichkeit der Beschaffung von Rohmaterial für den Bau und der Zugang zu den Handelshäfen, was den Gütertransport für den inländischen und ausländischen Markt unkompliziert und kostengünstig gestaltet.
Doch der wichtigste Grund für die Wahl dieses Standortes ist der doppelte Nutzen, der aus dieser Unternehmung erwächst. TexTile wird Hunderte von Arbeitsplätzen schaffen. Das wird die brachliegende Wirtschaft hier beleben.
Und TexTile wird gedeihen durch starke, entschlossene und ausdauernde Arbeitskräfte– mit anderen Worten: durch Sie.«
Jade hielt den Atem an. Wie sie gehofft hatte, kam Beifall auf, erst verhalten, dann immer stürmischer, bis das Klatschen den Saal erbeben ließ. Sie lächelte, weil sie wußte, daß sie die Menschen dort unten für sich gewonnen hatte. Aus strategischen Gründen hatte sie es vermieden, sie zu Beginn mit der finanziellen und wirtschaftlichen Macht der GSS zu beeindrucken. Das hätte nur zu Ressentiments geführt. Statt dessen hatte sie der Region und den Menschen hier Komplimente gemacht.
Der Stimmungsumschwung war offensichtlich. Die Menge war jetzt freundlicher gestimmt. Ihr Publikum hegte kein Mißtrauen mehr gegenüber dem Yankee-Unternehmen, das sich hier reindrängen und das Land mit Fremden überrollen wollte. Jade erklärte ihnen den geplanten Fertigungsprozeß der Fabrik, vom Eintreffen der entkernten Baumwolle bis zum Abtransport der fertigen Textilien, bestimmt für den ganzen Weltmarkt.
»Diese Fabrik wird ein Teil der Gemeinde sein«, betonte Jade. »Je mehr Sie bereit sind hineinzustecken, desto mehr werden sie davon profitieren. Das Unternehmen wird jährlich Tausende von Dollars an Steuern abwerfen, Geld, das für dringend benötigte Verbesserungen in der Gemeinde verwendet werden kann. Und für jeden einzelnen von Ihnen bedeutet es Arbeitsmöglichkeiten in den vielfältigen Bereichen der Produktion.«
»Was sind das denn für Jobs?« rief jemand aus den hinteren Reihen.
»Am Montageband, in der Frachtabteilung, Wartung und Technik, Büroarbeit. Jetzt zum Beispiel brauchen wir Bauarbeiter. Und daher möchte ich Ihnen nun Mr. Burke vorstellen, unseren Bauleiter.«
Sie drehte sich zu Dillon und ließ ihn ans Pult vortreten. Sein Auftreten war einschüchternd, allein schon wegen seiner außergewöhnlichen körperlichen Ausstrahlung. Das, sein buschiger Schnurrbart und seine stechenden Augen ließen das Publikum verstummen. Jade schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, als sie ihm das Mikrophon überließ.
Nach einer kurzen Ansprache entschuldigte er sich für einen Moment und kehrte kurz darauf mit einem Bauplan von der Fabrik zurück. Die Menge hielt den Atem an, als sie die Zeichnung sah.
»So wird das Ganze nach Fertigstellung aussehen«, erklärte Dillon. »Wie Sie sehen können, wird es ein Komplex, dessen Bauzeit mehrere Subunternehmen einzustellen.«
Jahre betragen wird. Das wird die ermutigen, einheimische Arbeitskräfte
Er befestigte die Zeichnung am Pult und kehrte schnurstracks zu seinem Stuhl zurück. »Vielen Dank, Mr. Burke.«
Jade wandte sich wieder an die Zuhörer. »Und nun haben Sie Gelegenheit, mir Fragen zu stellen, die ich …«
Die rückwärtige Tür des Saals flog mit solcher Wucht auf, daß sie gegen die Wand krachte. Alle fuhren herum, um zu sehen, was vor sich ging. Eine erwartungsvolle Spannung breitete sich im Saal aus, als zwei Männer erschienen.
Ohne einen Blick nach rechts oder links kamen sie durch den Mittelgang zwischen den Stuhlreihen, bis sie den Rand der Bühne erreicht hatten. Jade spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen, aber sie ignorierte die rüde Unterbrechung.
»Ich werde jetzt Ihre Fragen beantworten.« Mehrere Hände reckten sich in die Höhe, aber Jade hatte keine Gelegenheit darauf einzugehen.
»Ich habe eine Frage an Sie, Miss Sperry«, verkündete eine Stimme aus der Vergangenheit. »Wie, zum Teufel, können Sie es wagen, sich in dieser Stadt blicken zu lassen?«
Jade rang um Fassung, aber ihre Miene wurde eisig,
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