Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
Vom Netzwerk:
wenden mochte, er war angeschissen.
    Ein Auto raste vorbei und wirbelte eine Staubwolke auf. Die Tage nach der einen verregneten Woche waren wieder so heiß gewesen, daß der Boden völlig ausgetrocknet war. Graham wischte sich den Staub aus dem Gesicht und zeigte dem Fahrer den Mittelfinger.

    Sofort leuchteten die Bremslichter auf. »Oh, Scheiße«, flüsterte Graham besorgt. Zu seinem Schrecken setzte der Wagen auch noch zurück. »Mist.« Er leckte sich den Staub von den trockenen Lippen und wischte sich die Hände an seinen Shorts ab.

    Der kirschrote El Dorado hielt direkt neben ihm. Das verspiegelte Beifahrerfenster wurde elektronisch geöffnet.
»Hallo, Junge.«
Graham schluckte nervös. »Hi.«
»Habe ich da nicht eben den berühmten Finger gesehen?«
Grahams Knie wurden butterweich. Er mußte dringend pinkeln. »Das stimmt, Sir.«
»Und was sollte das?«
»Ich, äh, ich wäre fast an dem Staub erstickt, den Sie aufgewirbelt haben.« Dann, um nicht als totaler Feigling dazustehen, fügte er hinzu: »Ich glaube, Sie sind zu schnell gefahren.«
Der Fahrer lachte. »Verdammt, Junge, ich fahre immer zu schnell. Ich hab’ dringende Sachen zu erledigen.« Er deutete kopfnickend auf das Fahrrad. »Sieht aus, als hättest du ’ne Panne.«
»Ja, mein Reifen ist platt.«
»Wo wolltest du denn drauflos?«
»Zum Gelände, wo die TexTile-Fabrik gebaut wird.«
»Hmm.« Der Fahrer schob die Sonnenbrille runter und musterte Graham über den Rand. »Das liegt zwar in der entgegengesetzten Richtung, aber ich schätze, ich könnte dich eben hinfahren.«
»Oh, danke, nein, ich …«
»Dein Fahrrad kriegen wir in den Kofferraum.«
»Vielen Dank, Sir, aber ich möchte lieber nicht.«
»Du bist doch Jades Junge, oder?«
Einen Moment lang war Graham verblüfft. »Ja, Sir. Woher wissen Sie das?«
»Wie war noch mal dein Name?«
»Graham.«
»Ja, stimmt, Graham. Naja, deine Mom und ich, wir sind früher zusammen zur Schule gegangen. Vielleicht hat sie dir ja mal von mir erzählt– Neal Patchett?«
Der Name kam ihm vage bekannt vor. Graham war sich ziemlich sicher, daß seine Mutter die Patchetts schon einmal erwähnt hatte. »Kennt sie vielleicht auch Ihren Vater?«
»Ganz sicher sogar«, antwortete Neal mit einem breiten Grinsen. »Er heißt Ivan. Wußtest du, daß ihm ein Güterzug die Beine wie mit ’ner Rasierklinge durchgetrennt hat?«
Wie die meisten Jungen in seinem Alter hatte Graham ein Faible für Gruselstories. »Wow, ohne Scheiß?«
»Ganz echt. Genau hier, über den Knien. War ’ne ziemliche Sauerei.« Er drückte einen Knopf im Handschuhfach, und die Kofferraumhaube sprang auf. »Los, verstau dein Bike hinten und steig ein. Ist mir ’ne Ehre, dich hinzufahren.«
Jade hatte Graham verboten, mit Fremden mitzufahren, aber jetzt wußte er ja, wer der Mann war, und seine Mutter kannte ihn auch. Wenn er nicht einstieg, würde er hier weiter festsitzen. Es erschien ihm am klügsten, das Angebot anzunehmen.
Graham schob das Bike zum Kofferraum und hob es hinein. Er mußte dafür erst die Angelausrüstung und die beiden Gewehre umräumen, aber dann paßte es, und er konnte den Kofferraum schließen.
Als er die luxuriöse Lederausstattung im Wageninneren sah, wurde er sich seiner dreckigen Turnschuhe bewußt. Seine verschwitzten Beine klebten am Leder. Trotzdem tat es gut, aus der heißen Sonne raus zu sein.
»Alles paletti?«
»Ja, Sir.«
»Laß den Quatsch mit Sir und so sein. Sag einfach Neal.«
»Okay.«
Neal fragte ihn, wie es ihm in Palmetto gefiel. Graham beantwortete die Fragen höflich. Sie waren schon fast eine Meile gefahren, ehe er den Mut fand zu fragen: »Mr. Patchett, wir müssen doch in die andere Richtung, oder? Das Gelände liegt dort hinten.«
»Weiß ich doch. Ich habe nur gedacht, wir lassen eben deinen Reifen flicken. Ich kenne einen Mechaniker, der’s umsonst macht. Wir könnten solange was trinken. Na, wie hört sich das an?«
»Ganz prima.«
Er war halb verdurstet. Naja, er würde vielleicht ein paar Minuten zu spät kommen, aber er tröstete sich mit dem Gedanken, daß es auch nicht viel länger dauern konnte, das Rad zu reparieren, als er gebraucht hätte, selber rauszufahren. Er würde einfach Mr. Patchett bitten, aufs Gaspedal zu drücken, wenn das Rad fertig war. Der schnittige Cadillac würde sie in Null Komma nichts zum Gelände bringen, viel schneller, als er mit dem Rad war.
»Ich rufe einfach meine Mom von der Werkstatt aus an und sage ihr, daß ich etwas später komme«, fiel ihm

Weitere Kostenlose Bücher