Brown Sandra
will. Ich will nicht mehr länger warten. Ich will es heute nacht versuchen.« Sie befeuchtete sich nervös die Lippen mit der Zunge und sah ihn flehend an. »Jetzt, Dillon.«
Kapitel 28
»Wohin fahren wir?« fragte Jade. »Ich meine, ich weiß, wo wir sind. Aber was machen wir hier?«
»Das wirst du schon sehen.«
Die Scheinwerfer fielen auf die Allee, die bei dem Plantagenhaus endete, das Jade kürzlich für die GSS erworben
hatte. Der Vorgarten war in silbernes Mondlicht getaucht. Das Haus wirkte strahlend und stattlich; es machte sich besser als im grellen Tageslicht.
Dillon lächelte geheimnisvoll, als er die Taschenlampe aus dem Handschuhfach holte. »Komm. Das geht schon in Ordnung. Ich bin ein Freund der Besitzerin.«
Sie überquerten den Rasen und gingen die Stufen hinauf. Die alten Bohlen knarrten unter ihrem Gewicht. »Die muß ich wohl mal richten, ehe sich noch jemand verletzt«, bemerkte er, während er den Schlüssel aus seinen Jeans fischte.
»Woher hast du den Schlüssel?«
»Prag nicht soviel. Du verdirbst noch die ganze
Überraschung.«
»Welche Überraschung?«
»Schon wieder eine Frage.«
Der typisch muffige Geruch leerstehender Häuser empfing sie, als Dillon die Tür öffnete und Jade in die große Eingangshalle schob. Er knipste die Taschenlampe an und richtete den Lichtstrahl auf die italienischen Fliesen.
»Ziemlich beeindruckend, wie?«
Jade verschränkte die Arme. »Bei Tageslicht gefällt es mir besser. Es ist unheimlich.«
Sie war verwirrt und ein wenig enttäuscht. Eigentlich hatte sie erwartet, daß Dillon sie direkt zu seinem Trailer brachte. Bei ihr zu Hause hatten sie auf keinen Fall bleiben können. Selbst wenn Cathy und Graham nichts gemerkt hätten, hätte sie sich nicht entspannen können, weil sie wußte, daß sie ein paar Zimmer weiter schliefen. Und sie fühlte sich so schon gehemmt genug.
Je mehr sie darüber nachdachte, desto unsicherer wurde sie. Dieses alte, verrottete Haus, das seit Jahren leerstand, machte es ihr kaum leichter. Außerdem war sie wegen der Verzögerung ein wenig verstimmt. Hatte sich seine Leidenschaft so schnell abgekühlt?
»Nimm meine Hand und paß auf, wohin du trittst.« Sie gab ihm die Hand. Als er Jade hinaufführte, war sie überrascht, daß er genau wußte, welche Stufen brüchig und gefährlich waren. »Warst du schon einmal hier?«
»Hmm-mmh.«
»Ohne mich?«
»Hmm-mmh.«
»Wann denn?«
»Vorsicht, da steht ein rostiger Nagel vor.«
Oben angekommen, wandte sich Dillon nach rechts und
beleuchtete den Flur. Alle Türen standen offen, bis auf eine am hinteren Ende. Zu dieser Tür führte er sie. Er sah Jade erwartungsvoll an, bevor er den Keramikknauf drehte und die Tür aufschwingen ließ.
Jade trat über die Schwelle in den Raum. Im Gegensatz zum Rest des Hauses, war dieses Zimmer gesäubert worden. Es gab keine Spinnweben in den Winkeln der hohen Decke und in den Kristalltränen des Kronleuchters über ihnen. Das Parkett glänzte zwar nicht, doch es war frei von Staub und Schutt. Nur ein einziges Möbelstück stand im Zimmer – ein Messingbett. Jade hatte es bereits bei ihrem ersten Besuch hier bewundert, doch da war es völlig stumpf gewesen. Nun glänzte es im Strahl von Dillons Taschenlampe. Das Kopfende war hoch und verschnörkelt, ganz im viktorianischen Stil. Mit weißen Leinen bezogene Kissen lehnten dagegen. Auch die Laken und die Decke auf der Matratze waren frisch. Ein an der Zimmerdecke befestigtes Moskitonetz hüllte das Bett ein.
Jade war sprachlos. Dillon ging hinüber zum Marmorkamin und zündete die Kerzen an, die er dort aufgereiht hatte. Dann ging er durch den Raum und entzündete ein weiteres Dutzend Kerzen, bis die blassen Moirewände in dem weichen Licht schimmerten und das Messingbett unter dem Netz funkelte. Als auch die letzte Kerze brannte, blies er das Streichholz aus, warf es in den Kamin und drehte sich zu Jade um. Er wirkte unsicher und verlegen.
»Und wie gefällt es dir?«
Sie breitete die Hände aus und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihr fehlten die Worte.
»Naja, ich habe abends meistens nicht so viel zu tun«, erklärte er. »Und da bin ich eben öfter hierher gekommen, nachdem du den Vertrag hattest. Sozusagen Schwarzarbeit.«
Er warf einen unsicheren Blick zum Bett. »Ich weiß, du denkst bestimmt, daß es ziemlich vermessen war. Aber es hat dir so gut hier gefallen, also dachte ich, falls du, wir … Verdammt.« Er rieb sich mit der einen Hand den Nacken und steckte
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