Brown Sandra
ist.«
»Rot, weiß, blau gestreift.« Sie fing an zu singen. »My country ’tis of Thee, sweet land …«
»Es gibt noch ein anderes Land, das diese Farben hat.«
»England.«
»Noch eins.«
Sie nahm die Flasche hoch und studierte das Etikett. Dann hob sie den Kopf und sah Dillon fragend an. »Frankreich?«
Er grinste übers ganze Gesicht. »Herzlichen Glückwunsch junge Frau! Sie haben den ersten Preis gewonnen.«
»Der da lautet?«
»Zwei Jahre– vielleicht mehr– Aufenthalt in Paris!« »Dillon?«
»Na ja, in der Nähe von Paris. In Versailles – du weißt schon, da wo das Schloß ist. Aber es macht dir doch nichts aus, in der Vorstadt zu wohnen, oder?«
Debra quietschte. »Dillon, wovon redest du?«
Er erzählte ihr von dem Job, den Pilot ihm angeboten hatte. »Dahinter steht eine internationale Versicherungsgesellschaft. Sie haben einen neuen Komplex für die europäische Hauptniederlassung gebaut. Aber dann stellte sich raus, daß die Konstruktionsfirma, die sie unter Vertrag hatten, inkompetent ist. Das Projekt ruhte. Jetzt haben sie Ersatz gefunden.«
»Pilot hat angebissen?«
»Richtig. Und jetzt braucht Pilot einen Ingenieur, der die Sache da drüben aufräumt.«
»Und dafür hat Forrest G. Pilot dich auserkoren?«
Dillon breitete die Arme aus und setzte eine gespielt bescheidene Miene auf. Debra warf sich ihm in die Arme, und er kippte nach hinten über, riß sie mit sich und zerdrückte dabei das Weißbrot.
»Kannst du dir vorstellen, daß Pilot es als Riesennachteil sieht, daß die Baustelle in Frankreich ist? Wenn der wüßte, daß sich meine Frau nichts sehnlicher wünscht, als nach Frankreich zu gehen, um ihre Sprachkenntnisse aufzufrischen.«
»Hast du ihm das nicht gesagt?«
»Bin ich blöd? Ich hab’ so getan, als würde ich ungern ins Ausland gehen, und hab’ gesagt, daß ich dann aber eine Gehaltsaufbesserung kriegen müßte.«
»Und?«
»Hundert Dollar die Woche drauf!«
In ihrem Jubel und ihrer Aufregung liebten sie sich gleich noch einmal. Die Hamburger, die als Abendessen geplant waren, wurden durch das zerquetschte Weißbrot und den Wein ersetzt. Nachdem sie den letzten Krümel vertilgt und den letzten Tropfen geleert hatten, wälzten sie sich auf den zerdrückten, geknickten Blumen und malten sich ihre rosige Zukunft aus.
***
Der Umzug gestaltete sich zum Alptraum. Sie mußten sich Pässe und Visa besorgen, schluchzende Verwandte trösten und an tausend Dinge gleichzeitig denken. Größtenteils übernahm Debra diese Aufgaben, da Dillon sich mit dem halbfertigen Projekt vertraut machen mußte. Er konnte kaum abwarten, endlich damit anzufangen. Drei Wochen vor Debra ging er nach Frankreich, um sich um eine neue Bleibe zu kümmern. Schließlich traf sie auf dem Charles-de-Gaulle-Flughafen ein.
Dillon erwartete sie direkt hinter der Zollabfertigung, und sie fielen einander in die Arme. Auf ihrem Weg durch den geschäftigen internationalen Flughafen sagte er ihr wiederholt, wie sehr er sie vermißt hatte.
»Du kannst mir nichts vormachen, Burke«, neckte sie ihn, als sie die Parkgarage betraten. »Wer weiß, wie viele kleine Französinnen du in den letzten drei Wochen vernascht hast …« Lachend steuerte er mit ihr auf einen Wagen zu.
»Ist das unserer?« fragte sie ungläubig.
»Fürchte ja.«
»Er ist so winzig.«
»Die einzige Möglichkeit, wie man hier durch den Verkehr kommt. Man muß sich überall durchschlängeln können, sonst steckt man Stunden im Stau.«
Sie begutachtete den beengten Innenraum und schaute dann auf Dillons lange Beine. »Und da paßt du rein?«
»Na ja, ist schon ziemlich knapp. Tut mir leid, aber ich muß dir in diesem Zusammenhang was beichten.« Betrübt fuhr er fort: »Ich kann deshalb keine Kinder mehr zeugen.«
Debra preßte die Hand zwischen seine Beine. »So lange der noch funktioniert, ist mir das egal.«
Für einen Moment war er geschockt von dieser Geste in aller Öffentlichkeit. Doch dann dachte er daran, daß sie in Frankreich waren, und Frankreich war für seine Toleranz gegenüber Verliebten bekannt.
Er entschuldigte sich für ihre neue Wohnung, die im dritten Stock eines alten Mietshauses lag. Es gab einen Fahrstuhl, doch Dillon traute ihm nicht und hatte ihn auch nie ausprobiert. Es war ein düsteres, enges Gebäude mit vier Wohnungen pro Etage. »Ich habe nichts Besseres gefunden«, sagte er bedauernd, als er die Tür aufschloß. »Hier drüben ist alles so furchtbar teuer.«
Doch Debra fand die kleine Wohnung, die er für
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