Brown Sandra
ständig mit einem Mann in den Haaren liegst, der offensichtlich neidisch auf dich ist.«
»Neidisch?«
Haskell und seine Frau waren kürzlich Debras Einladung zum Abendessen gefolgt, und so hatte sie die Gelegenheit gehabt, sich ein Bild von ihnen zu machen. »Dillon, sei doch mal realistisch. Du bist alles, was er gern wäre. Du siehst gut aus– er nicht. Du bist groß, stark und männlich – er ist klein, blaß und schwächlich. Du kommst gut mit den Arbeitern aus, trotz der Sprachbarriere– über ihn machen sie sich lustig. Hast du mir nicht selbst gesagt, daß sie von ihm mit dem französischen Wort für ›Arschloch‹ sprechen? Ich glaube, nicht mal seine Frau mag ihn.«
Dillon grummelte widerwillig so etwas wie Zustimmung.
»Naja, da kannst du schon recht haben, aber das Problem zu erkennen, heißt noch lange nicht, es zu lösen.«
»Ruf Pilot an. Sag ihm, du willst eine Entscheidung.«
»Ein Ultimatum – Haskell oder ich?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre verfrüht. Haskell ist schon länger bei der Firma als ich, und Pilot legt viel Wert auf Erfahrung. Wenn er sich für Haskell entscheidet, kann ich zusehen, wo ich bei dem Projekt bleibe. Abgesehen davon, daß ich den Job brauche, will ich den Komplex für mein eigenes Selbstwertgefühl fertigstellen.«
In der folgenden Woche verlor Dillon zwei Metallarbeiter. Als Haskell sich weigerte, ihm ein Budget zuzugestehen, das er selbst verwalten konnte, platzte ihm der Kragen.
»Die versuchen doch nur, Sie unter Druck zu setzen.«
»Fahren Sie zur Hölle.« Dillon stürmte aus Haskells Büro, um Haskell nicht aus seinem Geizkragen zu hauen. Jetzt war er soweit, Pilot anzurufen.
Pilot war nicht erfreut. »Ich habe wahrlich anderes zu tun, als mich um persönliche Animositäten zwischen zwei angeblichen Profis zu kümmern.«
»Es tut mir leid, daß ich Sie damit belästigen muß, aber wenn Haskell weiterhin den Gürtel so eng schnallt, werde ich meine besten Arbeiter verlieren. Ich werde gezwungen sein, zweitklassiges Personal einzustellen, und ich glaube, das wäre doch nicht in unser beider Sinn, oder Mr. Pilot?«
Für eine kurze Pause war nur das Knistern der Überseeleitung zu hören. Schließlich sagte Pilot: »Sagen Sie ihm, daß ich persönlich eine generelle Gehaltserhöhung von zehn Cent angeordnet habe.«
»Fünfzehn?«
»Zwölf, keinen Cent mehr, Burke. Und verschonen Sie mich in Zukunft mit solchem Kram. Ich habe Ihnen die Verantwortung für dieses Projekt übertragen, also übernehmen Sie sie auch.«
Pilot hängte ein, bevor Dillon die Chance hatte, ihm zu danken. Er wertete das als gutes Zeichen. Sonst hätte er glauben müssen, die Entscheidung wäre nicht aus gesundem Geschäftssinne getroffen worden, sondern weil Pilot ihn bevorzugt behandelte.
Haskell Scanlan sah das allerdings ganz anders. »Ach, haben Sie sich also an Daddys Schulter ausgeheult, wie?« fragte er schneidend, als Dillon ihn von dem Gespräch in Kenntnis setzte.
»Ich habe ihm lediglich gesagt, was meiner Meinung nach im Interesse des Projekts steht.«
»Sicher doch«, entgegnete Haskell spöttisch. »Pilot sieht in Ihnen doch eine junge Version seiner selbst. Unter dem ganzen Glanz des Erfolges ist er genauso ungehobelt und ordinär wie Sie. Er brüstet sich damit, ein Selfmade-Mann zu sein. Also bilden Sie sich bloß nicht ein, daß dieser kleine Sieg auf Ihr Konto geht. Sie sind nur Pilots Egotrip.«
Da Dillon wirklich gewonnen hatte, interessierte ihn Haskells Ansicht nicht. Abgesehen von ein paar regnerischen, kalten Tagen lief im Herbst alles glatt auf dem Bau. Dillon verlor keine weiteren Arbeiter, denn sie wußten, daß sie ihm die Lohnaufstockung zu verdanken hatten.
Die Arbeiter schienen sein gutes Namensgedächtnis anzuerkennen, ebenso die Art, wie er schmutzige Witze erzählen konnte, als sei er einer von ihnen; und sie schätzten sein Gespür dafür, wann er sich in einen Streit einmischen mußte und wann nicht. Er verlangte nichts von ihnen, was er nicht selbst konnte. Er ging Risiken ein, machte Überstunden und aß seine mitgebrachte Mahlzeit an ihrer Seite. Er hatte ihren Respekt, weil er sich unter sie mischte, anstatt sich abzusondern.
Dillon wollte seinen Bau in- und auswendig kennenjede
Niete, jedes Kabel, jeden Stein – er wollte nicht abgeschirmt in seinem Wohnwagen sitzen. Er überwachte jede Phase der Arbeit. Seine hohen Ansprüche führten zu einer weiteren Auseinandersetzung mit Haskell.
»Was, zum Teufel, ist das?« Dillon hielt ein
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