Bruder Cadfaels Buße
Lösung ermutigte, erhob der Form halber Einwendungen, ohne anzunehmen, daß man sie ernst nehmen würde.
Daher zog er sie auch gleich zurück, als sie abgelehnt wurden. »Nun schön, wir ziehen waffenlos ab.«
»Es sei! Alle dürfen die Burg verlassen, bis auf einen!
Philip FitzRobert bleibt!«
»Ich habe der Bedingung zugestimmt«, sagte Camville, »daß die Verwundeten, die nicht mit uns abziehen können, angemessen versorgt werden. Dabei wird es doch keine Ausnahmen geben? Ich habe Euch mitgeteilt, daß mein Gebieter verwundet ist.«
»Mit Bezug auf FitzRobert gebe ich keine Zusicherungen«, erwiderte der Marschall gereizt. »Ihr übergebt ihn der Kaiserin bedingungslos, oder es kommt zu keiner Vereinbarung.«
»Was das betrifft, hat mich mein Gebieter Philip bereits instruiert«, antwortete Camville, »und es geschieht auf seine Anordnung hin, nicht auf Eure, FitzGilbert, daß ich ihn Eurer Barmherzigkeit anvertraue.«
Eine ganze Weile herrschte bedrohliches Schweigen.
Doch der Marschall hatte Erfahrung mit den Unannehmlichkeiten, die ein Bürgerkrieg unvermeidlich mit sich bringt.
»Es sei! Ich werde den Waffenstillstand befehlen, so wie ich bereits die Einstellung der Feindseligkeiten angeordnet habe. Macht Euch bereit, zu Mittag die Burg zu verlassen, dann mögt Ihr ungehindert gehen. Aber merkt auf! Bis wir zur Mittagsstunde einziehen, werde ich einen Trupp hier vor dem Tor postieren, der alles und jeden, der die Burg verläßt, gründlich in Augenschein nimmt. Diese Männer müßt Ihr davon überzeugen, daß die Bedingungen eingehalten werden.«
»Dafür verbürge ich mich«, sagte Camville scharf.
»Dann werden wir den Streit nicht erneuern. Jetzt öffnet das Tor und laßt mich sehen, in welchem Zustand sich alles befindet.«
Cadfael vermutete dahinter die Absicht, festzustellen, ob Philip tatsächlich verwundet und hilflos war und der Kaiserin nicht entschlüpfen konnte. Also eilte er rasch in die Kammer des Burgherrn zurück, um bereit zu sein, wenn FitzGilbert eintraf. Er ließ nicht lange auf sich warten. Priester und Mönch saßen zu beiden Seiten des Krankenlagers, als er mit Camville eintrat. Philips flacher Atem hatte begonnen, hohl in seiner Kehle und Brust zu rasseln, seine Augen waren nach wie vor geschlossen, die geschwungenen Lider bleich wie Alabaster.
FitzGilbert trat näher und sah lange auf das eingefallene Gesicht hinab - ob voller Befriedigung oder mit schlechtem Gewissen, vermochte Cadfael nicht zu erkennen. Dann sagte der Marschall mit gleichgültig klingender Stimme: »Nun...« und wandte sich achselzuckend ab.
Man hörte seine Stiefel auf den Steinplatten der Gänge des Bergfrieds hallen. Er schritt durch den Burghof davon, im Bewußtsein, daß der Erzfeind der Kaiserin nicht einmal imstande war, eine Hand zu heben, mit der er die Schlinge hätte abwehren können - ganz davon zu schweigen, daß er von seinem Lager aufstehen und sich ihrer Rache entziehen könnte.
Als er gegangen war, tauschten die Trompeten über das freie Gelände zwischen den Belagerern und den Verteidigern hinweg ihre gebieterischen Signale aus, Cadfael atmete tief ein und wandte sich an Philips Kaplan: »Das Schlimmste ist überstanden. Ihr habt die ganze Nacht durchwacht. Geht und ruht Euch aus. Ich bleibe jetzt bei ihm.«
14. Kapitel
1s er mit Philip allein war, nahm Cadfael Wolldecken aus Truhe und Wandschrank, um seinen Patienten vor der Kälte und dem Wind im Freien zu schützen. Dann wickelte er ein leinenes Tuch um ihn, so daß nur eine einzige Schicht Stoff über dem Gesicht lag, und er genug Luft bekam. Ein weiterer Toter, der beigesetzt werden sollte. Jetzt mußte man ihn nur noch zu den übrigen in die Kapelle schaffen oder mit den ersten auf die Wiese vor dem Tor, wo mehrere Krieger ein Gemeinschaftsgrab aushoben. Es war unklar, welches Vorgehen gefährlicher sein würde. Während seiner Vorbereitungen hatte Cadfael die Tür zu dem Gemach abgeschlossen und wollte sie nicht unnötig früh wieder öffnen. Aber so bekam er nicht mit, was draußen vor sich ging. Es war inzwischen um die neunte Stunde, und die Besatzung bereitete ihren Abzug vor. Gewiß war es FitzGilbert bei seiner raschen Besichtigung der Schäden in der Burg aufgefallen, daß einer der Türme schleunigst instandgesetzt werden mußte. Also würde er eilends einige Maurer schicken, die das Bauwerk vorläufig sichern sollten, sofern eine ordnungsgemäße Instandsetzung nicht sogleich möglich war.
Cadfael drehte den
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