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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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Meer warf Wrackteile an den Strand. Offensichtlich war ein Schiff als Opfer eines Sturmes am Riff zerschellt. Die Leiche eines ertrunkenen Seemanns glitt auf einer Welle heran. Aber sie erreichte das Land nicht, denn mächtige Rachen streckten sich aus dem Wasser, und zerrten die Leiche in die Tiefe. Doch Lotan hatte bereits die Uniform der Marine Tyrhanas erkannt, welche die größte Seemacht der Venus war.
    Plötzlich wurde er auf etwas aufmerksam – frische Spuren führten von einem größeren Stück Wrackholz zum dichtwuchernden Dschungel, der das Innere der Insel bedeckte. Die Spuren waren klein, die einer Frau oder eines Jungen.
    Lotan folgte ihnen, entschlossen, diesen Gestrandeten zu retten, ehe er weiterflog.
    Er drang in den Dschungel ein, der für menschliche Augen grotesk wirken mußte. Die Urpflanzen der Venus hatten weder Blüten noch Früchte, sie vermehrten sich lediglich durch Teilung oder Sporen und wuchsen in einer Vielfalt merkwürdiger Farben und Formen. Er zwängte sich zwischen schilfartige Pflanzen, die wie Skelette klapperten, wenn sie sich bewegten, und stand in einem dichten Farngestrüpp. Gigantische Farnbäume mit rauher Rinde und palmenartigen Kronen, manche über fünfundzwanzig Meter hoch, überragten buschige Riesensträucher. Überall hingen die Kletterfarne wie Lianen. Bodenfarne bildeten leuchtend grüne Flecken. Und die Köpfe zwergenhafter Gewächse ragten kaum über das scharlachrote Moos, das den Boden bedeckte.
    Die Spur war leicht zu verfolgen, denn die kleinen Füße waren tief in das Moos und die faulenden Blätter eingesunken. Sie führten über eine farnbewachsene Anhöhe und zu sumpfigem Gelände, wo hauptsächlich Pilzgewächse wucherten. Es gab riesige Pilze, die sich fast sechzehn Meter über den Boden erhoben, ungeheure Nachtschatten ragten wie Lanzen in den Himmel, rundliche Boviste, die bei jeder Berührung platzten und Wolken schwarzer Sporen ausspuckten, und phantastische Pilze, die wie Kerzenleuchter, Korkenzieher, Orgelpfeifen, Trompeten oder menschliche Hände aussahen.
    Aber Lotan beachtete sie nicht. Für ihn waren sie alltäglich.
     
    *
     
    Plötzlich erscholl dämonisches Gelächter aus dem Dickicht des Dschungels. Es wurde augenblicklich von mehreren Stellen aus beantwortet. Lotan sprang vorwärts, die Waffe in der Hand, denn er erkannte den Schrei der Hahoe, jener schrecklichen fleischfressenden Bestie der venusischen Dschungel. Sie hatte Beute entdeckt und rief nun die Artgenossen zum Mahl herbei.
    Wie alle Venusier trug Lotan einen Tork und einen Scarbo . Der Tork war eine Schnellfeuerwaffe von ungefähr einem Meter Länge. Er verfeuerte mit Hilfe explosiven Gases nadelspitze Glasgeschosse, die mit einem lähmenden Gift gefüllt waren. Der Scarbo war eine Stoß- und Stichwaffe, einem Krummsäbel ähnlich.
    Als er durch das Gebüsch stürmte, sah er ein schlankes, blondes Mädchen, das sich verzweifelt am Dach eines Pilzes festklammerte. Sie war in Silber und Purpur des Adels gekleidet. Um sie sprang knurrend und geifernd ein halbes Dutzend Hahoes. Es waren hyänenartige Tiere, doch von doppelter Größe und abscheulicher aussehend als die Hyänen der Erde. Sie besaßen keine Haare, sondern glänzende, schwarze Schuppen mit gelben und orangefarbigen Flecken. Jedes Tier hatte drei Hörner, eines auf jeder Schläfe und eines, das zwischen den Augen hervorragte. Zwei kauten am Stamm des Pilzes und hatten bereits so viel davon weggenagt, daß der Pilz umzustürzen drohte.
    Mit einem Schrei zog Lotan seinen Scarbo, entsicherte seinen Tork und drückte auf den Abzug. Schreie erfüllten die Luft, als die Hahoes fielen. In weniger als einer Minute lagen vier tot vor dem Pilz, die anderen zwei flohen.
    Als Lotan zu dem Mädchen aufschaute, um sie anzusprechen, stieß sie einen Schrei des Entsetzens aus, denn ein Gnarsch stürzte aus den Wolken direkt auf sie zu. Er ergriff sie mit seinen Fängen und stieg mit seiner Beute in die Höhe. Lotan hob seinen Tork, ließ ihn aber zähneknirschend sinken. Denn auch wenn er das Untier töten könnte, ohne das Mädchen zu verletzen, würde der Sturz aus dieser Höhe ihr Ende bedeuten.
    Es gab nur eine Möglichkeit. Vielleicht würde der Gnarsch das Mädchen nicht gleich fressen, sondern warten, bis er sein Nest in den Bergen erreichte. Da es auf der Insel keine Berge gab, würde der Gnarsch wahrscheinlich zum Festland fliegen. Er mußte in seinem Luftschiff folgen.
    Er drehte sich um und lief zurück zum Flugzeug,

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