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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ist mir bis jetzt nicht gelungen.«
    »Du vermisst sie sehr, oder?«
    »Ja, das tue ich. Ich sehe sie viel zu selten.«
    Svenja löste das Pflaster und begann vorsichtig, den Verband abzuwickeln. »Schön wäre das jedenfalls, so ein Brief, etwas, was vom anderen dableibt, wenn der weg muss.«
    »Vorsicht, jetzt fängt es an wehzutun.«
    »Ja, aber das geht nicht anders. Ich löse jetzt die letzte Schicht. Beiß mal die Zähne aufeinander. Ja, so ist es gut. Und jetzt!« Dann starrte sie auf die Wunde und sagte beinahe bewundernd: »Mein lieber Mann, das ist aber eine Rinne.«
    Er musste lachen. »Ja, klasse, nicht wahr? Alle meine Enkel werden mich wegen der Narbe bewundern.«
    »Halt still. Wo ist die Salbe?«
    »In meiner Jackentasche. Da sind auch noch Schmerztabletten. Im Flieger hat es ganz schön wehgetan. Dann habe ich an dich gedacht – und schon ging es mir besser. Du bist also eine Zauberin.«
    »Ich bin eine Hexe«, sagte sie lächelnd. »Das wirst du noch merken. Jetzt werde ich dich erst mal richtig waschen und …«
    »Ich weiß nicht, ob es gut ist, mich so in deine Hände zu begeben.«
    »Unsinn, vertrau mir einfach. Das macht mir Mut.«
    »Meine Mutter sollte dich sehen!«
    »Ja, nicht wahr? Sie könnte noch was lernen.«
     
     
     
    »Wally!«, sagte er leise. »Ich bin es, dein nörgeliger alter Ehemann. Geht es dir besser, meine Liebe?« Er stand vor ihrem Bett und registrierte erleichtert, dass keine Infusion mehr lief und ihr Körper an keine Apparate mehr angeschlossen war.
    »Du willst doch nur, dass ich wieder heimkomme und dich bekoche!«, stellte sie fest.
    »Das will ich durchaus nicht. Du musst dich richtig erholen, etwas anderes zählt jetzt nicht. Professor Sauer hat mir gesagt, dass alles in Ordnung ist. Kein Krebs mehr. Und der Chirurg hat meisterhaft gearbeitet.«
    Sie hatte die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen und hielt die Augen fest geschlossen.
    »Ich bin jetzt ein Krüppel«, sagte sie dumpf.
    »Das bist du nicht«, widersprach er scharf. »Wir haben unendliches Glück, du kommst in ein paar Tagen heim, wir leben zusammen weiter.«
    »Was hättest du denn gemacht, wenn ich gestorben wäre?«
    »Darüber habe ich nachgedacht. Ich wäre als Sozialwesen wahrscheinlich in kürzester Zeit verkommen. Wahrscheinlich hätte ich auf der Terrasse gesessen und zweimal am Tag in eine alte Salami gebissen. Ich kann ja noch nicht einmal deine wunderbare Kaffeemaschine bedienen.«
    »Da ist so eine gelbe Pille. Die brauche ich. Und einen Schluck Wasser.«
    »Was ist das?«
    »Das ist ein Schmerzmittel. Ich werde in den nächsten Tagen immer wieder Schmerzen haben. Aber das ist normal, sagen sie, das ist Heilungsschmerz.« Sie rutschte nach oben und richtete sich auf. Bei jeder Bewegung verzog sie das Gesicht. »Sie sagen, ich darf heute Abend ein Wiener Schnitzel essen, ein kleines. Und ich habe mit Gunhild telefoniert, Essers Frau.« Sie nahm die Tablette und trank. »Die kommt morgen früh.«
    »Das ist aber schön«, sagte er und fragte sich, ob Esser davon wusste. Wahrscheinlich war, dass er keine Ahnung hatte, noch viel wahrscheinlicher war, dass seine Frau ihn die letzten zwei, drei Tage überhaupt nicht zu Gesicht bekommen hatte. Nein, es mussten sogar schon vier Tage sein.
    »Wie lange wirst du noch hierbleiben müssen?«, fragte er.
    »Sie meinen, vier bis fünf Tage. Aber sie wollen sich nicht festlegen. Du weißt ja, ich bin dank deiner Existenz sehr privat hier, ich bin sozusagen ein goldenes Huhn.«
    Vier bis fünf Tage passten ihm so präzise in sein Konzept, als habe er sie bestellen dürfen.
    Und sie sah in seinen Augen, dass er genau das dachte.
    »Passt das?«, fragte sie.
    »Oh ja, sehr gut sogar«, antwortete er etwas verlegen.
    »Kannst du mir bitte mal aus dem Bett helfen?«
    »Darfst du denn schon aufstehen?«
    »Natürlich. Sie haben gesagt, ich soll es versuchen, wenn ich will. Und ich will das jetzt.«
    Er dachte: Wie klein sie ist! Und wie leicht! Er hielt sie fest, und sie wackelte ein wenig und machte: »Puhh!« und hielt sich krampfhaft an seinem rechten Unterarm fest.
    »Nein, nein, das ist noch gar nicht gut. Ich lege mich lieber wieder hin.«
    Als sie wieder am Bettrand saß, hatte sie keine Kraft mehr, die Beine ins Bett zu ziehen. Er legte den rechten Arm um ihre Schultern und schob den linken unter ihre Kniekehlen. Dabei brummte er: »Ja, so ist es richtig. Und jetzt drehen, und dann ist gut. Nein, halt, stopp, jetzt sitzt du auf meinen Händen!« Sie

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