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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sah in die Runde, als wisse er nicht weiter.
    Er provoziert sie, dachte Svenja starr. Er teilt ihnen mit, dass sie eigentlich schon tot sind. Sie haben es nur noch nicht bemerkt.
    »Ich weiß nicht, ob ich mir den Scheiß noch weiter antun muss!«, sagte Nancy rau. »Ihr kommt doch sowieso nur in Handschellen hier raus.«
    »Da bin ich vollkommen anderer Meinung«, sagte Svenja scharf. »Und du altes Miststück solltest endlich mal deinen Mund halten.« Das tat gut, das tat sehr gut.
    »Keine Beleidigungen, bitte«, bemerkte Krause mit onkelhafter Güte.
    Archie stand tatsächlich auf.
    Müller griff blitzschnell seinen Arm und drückte ihn zurück. »Du bleibst hier, Junge.« Er lächelte in die Runde. »Alles, was hier gesagt wurde, haben wir natürlich schriftlich, auf Bändern, auf zahllosen digitalen Wunderwerken. Und in eurer Post findet ihr die komplette Dokumentation. Ihr könnt mit uns sprechen, aber mehr auch nicht. Ihr habt die Scheiße gebaut, jetzt müsst ihr auch die Konsequenzen tragen.«
    »Ihr habt keine Beweise«, sagte Archie trocken, und seine Zunge fuhr über seine Lippen.
    »Doch, doch, haben wir«, widersprach Krause ruhig. »Siehst du, mein Lieber, schließlich ist euch ja euer Hauptzeuge und Handelspartner verloren gegangen. Il Sung Choi sollte von meinem Charlie herausgeholt werden. Stattdessen hockte ein anderer Mann auf dem Inselchen im Chinesischen Meer. Und es war nicht schlecht geplant, dass Il Sung Choi tatsächlich der Einzige war, der den Suchcode des Containers mit der Bombe hatte. Fatal ist nur, dass euch dieser Mann abhanden gekommen ist. Und wir wissen das nicht nur, wir können das sogar beweisen.« Dann sah er Archie Goodwin an. »Es sieht nicht gut aus.«
    »Du hast den Nordkoreaner, stimmt’s?«, fragte Goodwin.
    »Ihr seid alle drei wirklich dämlich«, schloss Krause bitter, als habe er letztlich das Ganze zu verantworten. »Und jetzt wollen wir ungestört diesen Hort amerikanischer Geheimnisse verlassen. Kommt, Leute.« Er stand auf, ließ die beiden Fotos auf dem Tisch liegen, klemmte seine Ledermappe unter den Arm und ging zu Tür. Svenja und Müller folgten ihm, niemand sagte ein Wort.
    Sie marschierten in aller Ruhe den ganzen Weg zurück, durchquerten die riesige Halle und traten dann hinaus in den Sonnenschein. Svenja wandte sich spontan zu Krause um, schlang die Arme um ihn und küsste ihn auf beide Wangen. »Mein Held!«, sagte sie lachend und registrierte dabei gerührt, wie er vor Verlegenheit am liebsten im Boden versunken wäre.
     
    Wenige Stunden später waren sie zurück in ihrem Hotel in Washington, die kleinen Aufnahmegeräte waren inklusiv Gesprächsmitschnitt per Botschaftskurier bereits auf dem Weg nach Deutschland, und Krause rief Sowinski an, um nach Neuigkeiten zu fragen.
    »Der Container ist in Anchorage, Alaska«, erklärte Sowinski lapidar. »Ihr müsst ein Hafenterminal Nummer sechs ausfindig machen. Der Container steht auf Feld siebzehn, ist rot und trägt die Aufschrift MAERSK. Das ist ein riesiges Unternehmen im Bereich Reederei, Transport und Logistik. An der Seite und auf seinem Deckel stehen die Ziffern.«
    »Haben wir jemanden da, der uns begleiten kann?«
    »Haben wir. Erwin Glaubrecht heißt der Mann. Freischaffend. Er wird am Flughafen sein. Wann fliegt ihr?«
    »Jetzt«, sagte Krause.
    Er rief die Piloten an und erklärte, sie möchten auftanken, der nächste Aufenthalt sei Anchorage, Alaska. Ob da, rein fliegerisch gesehen, irgendwelche Schwierigkeiten zu erwarten seien. Keine, versicherten die Piloten.
    Im Anschluss an das Gespräch rief Krause seine Frau an und erzählte ihr, sie seien furchtbar müde, aber sehr erfolgreich, und er sei schon bald wieder zurück in Berlin, worauf sie erwiderte, das glaube sie erst, wenn er an ihrem Bett auftauche. Nein, sie habe keine Schmerzen mehr, ja, es gehe ihr richtig gut. Und, ja, er möge sich beeilen, denn das Krankenhaus hänge ihr langsam zum Hals raus.
    Dann kam der Anruf, den er seit einer Stunde erwartete.
    Sein zuverlässiger Zuträger aus Langley, Virginia, dem Dienst seit Jahren eng verbunden, sagte heiser vor Erregung, in der CIA sei die Hölle los. Natürlich könne er bis jetzt nur sagen, was im Haus geflüstert werde. Aber das sei so schlimm, dass er es selbst kaum glaube. Archie Goodwin sei in dem Ruheraum hinter seinem Büro gefunden worden. Er habe sich erschossen. Blanche de Goodelang habe ihren BMW bestiegen und sei an der Ausfahrt in Richtung Interstate mit Vollgas gegen

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