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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Hoteleingang schon wieder sehen konnte, wandte er sich endlich erneut seinem unmittelbaren Problem zu. Was sollte er jetzt tun? Auschecken, ein anderes Hotel beziehen, sich auf den Polizisten Stuart konzentrieren? Er war inzwischen ganz sicher, dass dieser Smith nicht freiwillig gesprungen war. Sonst hätte der Typ am Empfang niemals so empfindlich reagiert.
    Ich muss es weiterhin über Edda versuchen, dachte er. Ich habe gar keine andere Wahl. Aber was ist, wenn Edda morgen nicht kommt? Wenn sie ihren freien Tag hat? Was ist denn, wenn sie sie längst gefeuert haben, weil sie mit mir über diesen Han Ho Smith gesprochen hat? Er wusste genau, dass er sich längst im Gedankenkarussell verloren hatte, aber er war nicht fähig, es anzuhalten und auszusteigen.
    Er ging wie ein Schlafwandler durch die Lobby zu den Lifts und fuhr nach oben.
    Sie waren zu dritt, und sie wirkten auf den ersten Blick nett und zuvorkommend. Sie saßen in seiner Sitzecke und lächelten ihm entgegen, als seien sie mit ihm verabredet.
    Er war augenblicklich wachsam, aber seltsamerweise auch erleichtert, dass die Erstarrung sich löste und sich endlich etwas tat.
    »Haben Sie sich im Zimmer geirrt?«, fragte er und seine Stimme klang erstaunlich flach und frei von jeder Aggression.
    »Mister Cross«, begann der, der rechts in einem kleinen Sessel saß. »Mein Name ist Oldman, Gerry Oldman. Wir sind hier, um Sie zu fragen, weshalb Sie sich nach Han Ho Smith erkundigt haben, der unglückseligerweise vom Dach dieses Hauses stürzte.«
    Sie waren alle drei etwa fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alt, trugen helle Anzüge, wirkten sehr diszipliniert und aufmerksam und eigentlich auch nicht bedrohlich. Der, der gesprochen hatte, trug seine dunklen Haare auffällig kurz.
    »Na ja«, sagte Dehner und ging ein paar Schritte nach links, um den Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch zu erreichen, »das ist ganz einfach zu erklären. Ich habe mit keinem Wort nach Mister Smith gefragt. Ich wusste nicht einmal, dass es hier einen Mister Smith gegeben hat.« Er setzte sich und sah sie aufmerksam, aber ganz freundlich an. »Es gibt hier im Haus eine Edda, eine freundliche Frau um die fünfzig. Sie hat mich bedient. Die habe ich gefragt, ob ich mal auf das Dach gehen könnte, um zu fotografieren. Fotografieren ist mein Hobby, müssen Sie wissen. Sie sagte Ja und kam mit einem Schlüssel, mit dem sie eine Eisentür aufschloss, sodass man auf das Dach konnte. Und ich fragte sie, weshalb denn diese eiserne Sicherung eingebaut sei. Sie erklärte mir, da sei ein gewisser Smith, einer der aussah wie ein Koreaner, auf das Dach gestiegen und habe sich dann in die Tiefe gestürzt. Das sei schon weit mehr als ein Jahr her. Es war Edda peinlich, mir nicht mehr berichten zu können, weil man über so einen Fall hier im Haus natürlich nicht gern spreche. Was ich verstehen kann. Das war auch schon alles.«
    »Woher stammen Sie, Mister Cross?«, war die nächste Frage.
    »Tulsa, Oklahoma«, antwortete er. Dann sah er sie der Reihe nach an und fragte betont freundlich: »Sagen Sie, stimmt hier irgendetwas nicht? Miss Edda hat mir nur einen Gefallen tun wollen. Wird sie jetzt etwa wegen dieser Lächerlichkeit gefeuert? Wollen Sie das?«
    Der in der Mitte bemerkte ohne jede besondere Betonung: »Mit Edda hat das gar nichts zu tun.«
    Der gefiel Dehner überhaupt nicht. Er hatte sich die Haare fast weißblond färben lassen und hatte Augen wie eine Echse, sehr schmal und beinahe farblos.
    »Aha«, nickte Dehner. »Dann bin ich ja beruhigt. Es wäre mir peinlich, wenn Edda meinetwegen irgendwelche Schwierigkeiten bekäme. Sie ist wirklich eine sehr nette Frau.«
    Dann lächelte er sie an. »Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.«
    Der auf der linken Seite fragte: »Sagen Sie, kennen Sie eine gewisse Pistor, Sissy Pistor?«
    »Nein«, antwortete Dehner, ohne nachzudenken. »Nie gehört. Wer ist das?«
    »Eine Frau, die wir nicht mögen«, sagte der Mann links außen. Er schien ein wenig älter als seine Kollegen und wirkte fast schläfrig. Er hatte lange, braune Haare, die ihm über den Kragen fielen.
    Dehner brachte es fertig, richtig amüsiert zu sein. Er bemerkte ironisch: »Also, wissen Sie, es ist schon ein ziemlich merkwürdiges Treffen, das Ganze hier. Drei Leute spazieren einfach so in mein Zimmer herein, um mit mir abzuklären, weshalb ich auf das Dach wollte. Und dann soll ich eine Frau kennen, die Sissy Pistor heißt. Sagen Sie, meine Herren, wer schickt Sie eigentlich? Und

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