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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wer hat Ihnen das Apartment aufgeschlossen? Oder sind Sie von der Hotelleitung? Sind Sie vielleicht Polizisten? Sitzen Sie hier im Auftrag Ihrer Stadtverwaltung?«
    »Wo in Tulsa wohnen Sie denn?«, fragte der rechts außen Sitzende.
    »Valley drei-zwei-fünf«, antwortete Dehner rasch. »Was soll das hier? Verwechseln Sie mich vielleicht mit jemandem?«
    Der Weißblonde sagte gelassen: »Du bist so unschuldig, Junge, dass niemand das recht glauben kann. Du bist uns einfach zu glatt.«
    »Aha!«, erwiderte Dehner. »Und was soll ich jetzt damit anfangen?«
    Er sah reglos zu, wie der Weißblonde aufstand und direkt auf ihn zukam. Er konnte dem ersten Schlag noch ausweichen und vom Stuhl nach vorn abrutschen. Dem anschließenden Tritt in den Unterleib aber nicht. Es ging alles viel zu schnell, und er hatte nicht die geringste Chance. Der Weißblonde hörte nicht auf zu treten, als er flach auf dem Bauch lag und die Schmerzwellen ihn fast ohnmächtig werden ließen.
    Einer von ihnen sagte: »Wir kommen wieder, Tulsa-Baby. Und dann werden wir richtige Antworten bekommen.«
    Dann traten sie wieder zu, viele Male, bis er nicht mehr lokalisieren konnte, wo es wehtat. Die ganze Welt versank in einem einzigen höllischen Schmerz. Als ihn ein schwerer Tritt gegen den Kopf traf, war er längst bewusstlos.
     
     
     
    »Liegen die Aussagen des nordkoreanischen Generals jetzt vor?«, fragte Krause sein Sekretariat.
    »Noch nicht«, kam die Antwort.
    »Dann geben Sie mir Moskau, bitte.« Er wusste nicht, wie lange er schon an seinem Schreibtisch saß. Es kam ihm jedenfalls wie eine Ewigkeit vor, und er fühlte die Müdigkeit wie einen zu schweren Mantel auf seinen Schultern.
    Er rief Esser an und fragte: »Haben die Techniker inzwischen irgendetwas herausgefunden über die mögliche Verpackung der Morgengabe?«
    »Ja, wir haben mehrere Möglichkeiten, aber glücklich bin ich mit keiner.«
    Das Sekretariat kündigte Moskau an.
    Kurz darauf meldete sich der Resident, und er war offenbar gut gelaunt. »Moskau hier. Wahrscheinlich geht es um den General in Wladiwostok. Ist das so?«
    »Das ist so.«
    »Also, es heißt, dass Putin die Sache an sich gezogen hat. Wie üblich. Das bedeutet, dass der Mann von Wladiwostok aus hierher in den Kreml geflogen wird. Und dann wird garantiert ein halber Tag vergehen, bevor der Kreml eine Stellungnahme abgibt. Wir wissen noch nicht einmal, was für ein General das ist. Ob Heer, ob Flieger, ob Marine.«
    »Haben wir einen guten Zugang zu den Angaben dieses Generals?«
    »Haben wir. Ich kann aber nicht sagen, wie lange es dauern wird, bis uns die Informationen vorliegen. Erfahrungsgemäß können wir den Mittelsmann erst am Tag nach den offiziellen Verlautbarungen anlaufen.«
    »Bitte dranbleiben«, sagte Krause. »Ende.«
    Er rief Esser. »Könntest du eben rüberkommen? Wegen der möglichen Verpackung.«
    Esser kam, und Krause stellte fest, dass es inzwischen fast drei Uhr nachts war. Er sagte lapidar: »Ich sollte eigentlich ein paar Stunden schlafen.«
    »Dann tu das doch«, antwortete Esser heiter. »Sieh mich an, ich verschwinde gleich für mindestens acht Stunden. Oder wir machen es anders: Ich halte die Stellung bis gegen zwölf Uhr mittags, dann kommst du.«
    »Ich muss morgen Vormittag ins Krankenhaus. Ich will unbedingt bei ihr sein, wenn sie nach der Operation aufwacht. Also gut, dann hältst du bis Mittag die Stellung, du weißt ja, wo ich bin.« Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen.
    »Sie wollen die Konten nun doch nicht sperren. Die Versorgungslage ist so beschissen, dass sie mit Hunderttausenden Toten rechnen müssen, wenn keine Hilfe kommt. Aus einem Protokoll der G8 geht hervor, dass eine Sperrung der Konten überhaupt keinen Sinn macht, weil die Lage im Land so prekär ist, dass für etliche Landstriche die Hilfe sowieso zu spät kommt. Wenn man also die Öffnung der Konten davon abhängig machen würde, dass die Gelder für Soforthilfe bei der Bevölkerung ausgegeben werden, dann wäre das gut.«
    »Da stimme ich völlig zu«, sagte Krause. »Es ist überhaupt nicht sinnvoll, die Gelder einzufrieren und dann anschließend festzustellen, dass wir eine nicht verantwortbare Menge an Hungertoten dadurch haben. Oder noch schlimmer: Die Welthungerhilfe kommt zu spät, und wir müssen uns den Vor wurf gefallen lassen, auf humanitäre Unterstützung verzichtet zu haben.« Krause räusperte sich. »Und jetzt zur Verpackung, bitte.«
    »Also, eingangs noch einmal die

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