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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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geklettert und hat sich an der Insel aussetzen lassen. Er behauptet, er habe einfach die Nase voll gehabt.«
    Krause schien einen Augenblick versunken in eine Welt, in die ihm niemand folgen konnte. Er sprach sehr leise, als rede er mit sich selbst: »Archie sprach von einem Raketenfachmann.« Dann etwas lauter: »Kümmern Sie sich um den Mann, besorgen Sie ihm alles, was er braucht. Buchen Sie sich auf die nächste Maschine und kommen Sie her. Mit dem Mann selbstverständlich.«
    »Okay, ich verfahre wie angeordnet. Ende.«
    »Hey, Moment mal«, sagte Svenja mit heller Stimme. »Wie bist du drauf?«
    »Nicht besonders gut«, antwortete er. »Kein Wunder – bei der Ausbeute.«
    »Noch etwas«, zischte Krause plötzlich scharf. »Wenn Sie wieder in Seoul sind, gehen Sie in Ihr Hotel und bezahlen. Allein. Dann treiben Sie sich mit dem Mann herum, bis die Maschine geht. Streng nach den Regeln der zeitlichen Überbrückung im Notfall. Kein Stillstand. Achten Sie auf Schatten.«
    Nachdem die Verbindung zu Müller unterbrochen war, schwiegen sie eine Weile. Dann sagte Krause ins Telefon: »Rufen Sie mir Sowinski.«
    Wie immer stand der Chef der Operation innerhalb von drei Minuten in Krauses Zimmer.
    Als er die Nachricht von Kim vernommen hatte, sagte er nur nachdenklich: »Komische Situation.«
    »Sehr komisch«, bestätigte Svenja.
    »Der Begriff komisch erscheint mir in diesem Zusammenhang unpassend«, sagte Krause.
    »Darf ich mal eine Frage stellen?«, bat Svenja.
    »Aber ja«, nickte Krause.
    »Jemand verkauft eine Atombombe, und die suchen wir. Und wir suchen den Käufer. Warum befragen Sie mich dann eigentlich die ganze Zeit zu einer Operation, die bereits über ein Jahr zurückliegt und deren Einzelheiten nichts mit den aktuellen Fragen zu tun haben können?«
    Nichts an Krause bewegte sich, er hockte da, leicht vornüber geneigt, und schien auf Stimmen oder Melodien in seinem Inneren zu lauschen, die er mit niemandem teilte.
    Sowinski verhielt sich ebenso still und reglos. Er lächelte allerdings leicht vor sich hin.
    »Es ist so, meine Liebe«, begann Krause dann sanft. »Wir haben zwei Möglichkeiten, nach dieser vermeintlichen AB zu suchen. Einmal über das Geld, das für sie bezahlt wurde, und zum anderen über ihren möglichen Transportweg. Wie Sie aus Karl Müllers Bericht über seinen Einsatz in Zürich wissen, sind unsere Chancen, den Weg des Geldes zurückzuverfolgen, das irgendjemand für eine Bombe bezahlt hat, minimal. Nehmen wir an, man hat eine Milliarde für diese Waffe bezahlt, und nehmen wir weiter an, das Geld stammt aus einem Hedgefonds, dann muss man wissen, dass wir mehr als neuntausend Hedgefonds auf dieser Welt haben, also neuntausend Versammlungen von Heuschrecken, die irgendjemanden überfallen, ausweiden und stückweise verscherbeln. Und die hüten fast zwei Billionen Euro und können sie blitzschnell überall dort einsetzen, wo sie Beute machen können. Das heißt, wir können zwar unter Umständen herausfinden, welcher Hedgefonds es war, aber wir können wahrscheinlich nicht sagen, von wem ausgerechnet diese Milliarde stammt, die der Hedgefonds benutzte. Denn die Heuschrecken tauschen auch Gelder untereinander blitzschnell aus. Können Sie mir folgen?«
    »Ja.« Svenja nickte.
    »Was die Spuren hinsichtlich des Transportweges angeht, so sollten wir realistisch bleiben. Wenn ein General der Nordkoreaner aussagt, dass er am 10. Juni die Bombe in einen nordkoreanischen Hafen transportierte, dann ist das zwar eine lang ersehnte Auskunft, aber sie kann natürlich vollkommen falsch sein. Denn wir wissen, dass am selben Tag der Chinese Wu mit seinem Truck eine überschaubare Ladung unter großem Tamtam nach China befördert hat. Hat nun Wu die Bombe transportiert? Oder der General? Oder sind beide damit beauftragt worden, falsche Fährten zu legen, wobei sie nicht einmal gewusst haben müssen, was sie transportierten?
    Dass wir Sie immer und immer wieder zu Ihrer Mission im letzten Jahr befragen, hat damit zu tun, dass wir im Begriff sind, eine Rückpeilung durchzuführen. Fragen Sie Herrn Sowinski. Er wird Ihnen bestätigen, dass wir beide pausenlos darüber nachdenken, wie viel an Rückpeilung nötig ist. Denn inzwischen glauben wir, dass dieser Deal nicht von heute auf morgen lief, sondern im Gegenteil einen sehr langen Vorlauf hatte. Weil eine Unmasse an technischen Problemen zu bewältigen waren. Der Transport über Land, der Transport zur See. Wir müssen also in Erfahrung bringen, was

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