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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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eingefaßte Reede wieder eine Dunkelheit einhüllte, die allen Schmerz und Schrecken verbarg.
    Seine Leute lachten und schwatzten vor Erleichterung und Erregung, aber als Bolitho sich umdrehte, um nach dem Felssturz am Fuß der Klippen Ausschau zu halten, schien die ganze Welt in ein einziges riesiges Inferno verwandelt.
    Felsstücke regneten herab, und während sich die Männer verzweifelt in die Riemen legten, krachte ein großer gezackter Steinbrocken wie ein Hammer auf den Steven. Bolitho taumelte hoch, als das Wasser rauschend in das mit Schlagseite treibende Boot strömte.
    Es schien, als wollte das Bombardement nie enden. Er sah, daß ein Mann von einem Felsstück ins Wasser gefegt wurde, gerade als er den Fuß der Klippen hinaufklettern wollte. Belsey fiel fluchend ins Wasser, und als Stockdale ihn auf die Felsen hievte, brüllte er: »Mein Arm! O Gott, mein Arm ist gebrochen.«
    Bolitho erwachte nach und nach aus der Betäubung. Doch während er seinen Leuten Mut zusprach, empörte sich sein Verstand gegen die rauhe Wirklichkeit. Jemand hatte das Magazin in die Luft gejagt, ohne auf ihn und seine Abteilung zu warten. Die Tatsache, daß sie, wäre ihr Boot ein paar Minuten früher zurückgekehrt, mit dem Magazin in die Luft geflogen wären, schenkte ihm nur wenig Trost.
    »Mir nach, Jungs!« rief er. »Wir klettern am Wasser entlang.
    Die Flut geht zurück. Wir werden also ganz gut zum Aufstieg kommen.« Er tastete sich voran und wußte, daß sie ihm folgen würden. Es blieb keine Wahl. Vom anderen Ende der Reede her hörte er wütende Schreie und das Geschmetter einer Trompete.
    Die Franzosen hatten zu viel mit sich selber zu tun, um sich um die Angriffsabteilung zu kümmern. Aber das würde nicht so bleiben, und die Rache würde sie schnell und endgültig erreichen.
    Er hielt taumelnd an und blinzelte durch den beißenden Rauch. In dem blassen Frühlicht, das in die Schlucht fiel, erkannte er deutlich die Reste der Brücke. Es hatte also keinen Sinn mehr, die Stufen hinaufzuklettern. Es gab keinen Weg zurück zum Strand.
    Ein Seemann stolperte benommen hinter ihm her und starrte mit weit aufgerissenem Mund auf die Trümmer der Brücke.
    Verzweiflung würgte ihn. »Ihr verfluchten feigen Hunde!«
    »Ruhe!« Bolitho drängte ihn und die anderen zurück.
    »Zweifellos gab es einen guten Grund, die Brücke so früh zu sprengen.« Aber er sah den Ausdruck auf Stockdales Gesicht und wußte, daß Stockdale seine Lüge durchschaut hatte.
    Belsey stöhnte und stützte sich haltsuchend auf Stockdale.
    »Sie lassen uns hier verrecken! Sind abgehauen, um ihre kostbare Haut zu retten.«
    Bolitho hob die Hand. »Ruhe!« Er reckte den Hals. »Hört mal!«
    Ein Matrose stieß hervor: »Da drüben, Sir. Ich habe es auch gehört. «
    Sie kletterten über die rauchenden Brückentrümmer. Plötzlich fuhr der vorderste Matrose entsetzt zurück. Fähnrich Farquhar saß aufrecht an der rauhen Wand der Schlucht. Ein dicker Balken klemmte ihn fest, und dicht neben ihm lag ein säuberlich abgetrenntes Bein.
    Farquhar öffnete die Augen und krächzte: »Gott sei Dank, Sir. Ich dachte schon, ich müßte hier allein sterben.« Er sah ihre Gesichter und quälte sich ein Grinsen ab. »Mein Bein ist das nicht, Sir. Es gehört unserem spanischen Gefangenen.«
    Bolitho schaute sich um und blickte dann zum heller werdenden Himmel hinauf. »Gut. Hebt den Balken an, aber paßt auf.« Er kniete sich neben den Fähnrich und fuhr mit den Händen schnell unter den dicken Balken. Während er den eingeklemmten Körper abtastete, beobachtete er die verzerrten Züge Farquhars scharf.
    »Scheint nichts gebrochen, Sir«, preßte Farquhar hervor. Er legte sich zurück und schloß die Augen, als die Männer den Balken anhoben. »Ich habe nach Ihnen Ausschau gehalten, Sir.
    Dann ging ich zum Magazin zurück und sah, daß die Lunte fast abgebrannt war.« Ihm brach beinahe die Stimme. »Ich griff mir unseren Spanier und rannte zur Brücke, aber gerade, als wir sie erreichten, ging das Ding hoch und stürzte in die Schlucht.« Er zuckte zusammen. »Und wir mit.«
    Sie zerrten den Balken weg, und Bolitho biß die Zähne zusammen, als er die zermalmten Überreste des Gefangenen sah. Barsch fragte er: »Wie ist es passiert?«
    Sie stellten Farquhar auf die Füße, aber seine Beine gaben sofort nach, und Stockdale sagte: »Na, ich übernehme den jungen Herrn, Sir.«
    Farquhar klammerte sich an Stockdales Schulter. »Tut mir leid, Sir«, sagte er. »Es wird mir

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