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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gleich besser gehen.« Ihm fiel Bolithos Frage ein, und er sagte: »Ich verstehe es auch nicht, Sir. Ich kann immer noch nicht glauben, daß es geschehen ist.«
    Bolitho zog den Dolch aus Farquhars Gürtel und gab ihn einem Matrosen. »Hier, mach daraus eine gute Schiene für Mr.
    Belseys Arm. Das wird reichen, bis wir zur Phalarope kommen.«
    Belsey beobachtete die ungelenken Finger der Männer und stöhnte. »Seht euch vor, zum Teufel!«
    Bolitho ging langsam über den Steinwall. Vierzehn Mann, er mit eingeschlossen. Einer mit gebrochenem Arm und einer schon halb im Delirium, eine Kugel in der Schulter. Auch Farquhar sah aus, als würde er bald ohnmächtig werden.
    Er versuchte, Bitterkeit und Mißtrauen zu verdrängen. Jetzt hatte er erst mal diese Männer in Sicherheit zu bringen.
    Zweifellos war der übrige Teil des Landungskommandos schon wieder auf dem Lugger. Er war plötzlich ruhiger. Was auch geschehen würde, die Aufgabe war erfolgreich vollbracht, zwei Transporter und eine wertvolle Korvette waren zerstört. Und ohne Batterie war die Insel Mola für die Franzosen und ihre Verbündeten auf lange Zeit hinaus wertlos.
    Stockdale rief heiser: »Das zweite Beiboot, Sir! Es muß doch noch an der Mole liegen!«
    Bolitho kletterte über die nassen Steine und sah zu dem Boot hinunter. Viel los war nicht damit. Oft gebraucht und ausgebessert, nur vier Riemen, und um den Mast war nur für alle Fälle ein Fetzen Segeltuch gewickelt. Die Garnison hatte das Boot sicher nur zum Besuch der im Hafen verankerten Schiffe benutzt.
    »Bring alle an Bord, Stockdale«, sagte er grimmig. »Wir müssen sehen, was sich machen läßt.«
    Ein Sonnenstrahl brach plötzlich über das Vorgebirge und glitzerte auf dem Wasser. Mühelos erkannte Bolitho unter dem schaukelnden Boot ein Kanonenrohr der Batterie. Wäre es ein paar Fuß weiter heruntergestürzt, hätte es keinen Ausweg mehr gegeben.
    »Vier Mann an die Riemen. Die übrigen schöpfen Wasser oder halten Ausschau.«
    Belsey setzte sich mühsam auf und blickte auf seinen geschienten Arm. Er war mit allerlei Lappen und Hemden, die man in Streifen gerissen hatte, umwickelt und stand vom Körper wie eine Keule ab. Er schüttelte den Kopf. »Himmel!
    Möchte wissen, ob ich das Ding jemals wieder benutzen kann.«
    »Ablegen! Riemen bei!« Bolitho hockte auf dem Dollbord und legte das Ruder hart an. Während das Boot mit der Strömung dahintrieb, starrte er zu dem schwarzen Kamm des Vorgebirges auf und fragte sich, was in jenen Minuten geschehen war, bevor Farquhar in den fast sicheren Tod stürzte.
    Farquhar lehnte sich matt an die Bootswand und zischte: »Pull kräftiger, Robinson. Ich zieh dir bei lebendigem Leibe die Haut ab, wenn du nicht deine Pflicht tust.«
    Bolitho lächelte, obwohl ihm elend zumute war. Die Erfahrungen hatten Farquhars Pflichtbewußtsein nicht geschwächt.
    Die Riemen hoben und senkten sich gleichmäßig, und das Boot entfernte sich immer weiter von der vorspringenden Landzunge und der darüberhängenden Rauchwolke.
    Ein Mann im Bug sprach aus, was Bolitho dachte, und ausnahmsweise tadelte er ihn nicht. Der Matrose schaute über die rudernden Männer und fauchte: »Weg! Seht euch um, Jungs! Das verfluchte Schiff ist ohne uns davon!«
    »Es muß um die Insel gesegelt sein, Sir«, sagte Farquhar erbittert. »Jetzt holen wir es nicht mehr ein.«
    »Ich weiß.« Bolitho schützte die Augen gegen den blendenden Glast und sah nachdenklich auf den kurzen Mast.
    »Setzt das Segel, Jungs. Wir segeln zur nächsten befreundeten Insel.« Sein forscher Ton sollte Zweifel und Zorn verbergen.
    Stockdale wischte dem verwundeten Matrosen mit einem nassen Lappen die Stirn und murmelte: »Ein Wunder käme uns jetzt zupaß, Sir.«
    Bolitho zog seinen zerrissenen Mantel aus und blickte Stockdale ruhig an. »Ich fürchte, das ist nicht mein Gebiet, Stockdale, aber ich werde dran denken.« Er lehnte sich an die Pinne und steuerte der aufgehenden Sonne entgegen.
    Leutnant Thomas Herrick hörte, wie die Glocke das Ende der ersten Hundewache schlug, und nahm dann seinen Gang über das Achterdeck wieder auf.
    Vor einer warmen, aber frischen achterlichen Brise war die Phalarope in kurzer Zeit auf ihren Patrouillenkurs zurückgekehrt. Die schnelle Fahrt hatte Herrick jedoch nur ein Gefühl der Besorgnis und des Verlustes eingebracht. Er konnte das Geschehene noch nicht akzeptieren. Noch immer empfand er die gleiche innere Qual, die ihn überfallen hatte, als das erschöpfte Landekommando

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