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Brudermord

Titel: Brudermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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schwieg.
    Kommissar Gruber sagte: »Er hatte wohl kein großes Interesse an Ihnen?«
    »Was ist das für eine Frage?«, fuhr Clara dazwischen. »Tut das in irgendeiner Weise etwas zur Sache?«
    Der Beamte musterte Clara mit seinen scharfen, dunklen Augen. »Zwischen den Geschwistern bestand so gut wie kein Kontakt in den vergangenen vierundzwanzig Jahren, ich denke, das ist schon interessant, oder?«
    Clara zuckte mit den Achseln: »Wenn Sie meinen …«, sagte sie ironisch. Sie fand es, ehrlich gesagt, selbst bemerkenswert, dass Johannes Imhofen, der sich zumindest laut Zeitungsbericht aufopfernd um seine Schwester gekümmert haben soll, sie so selten besucht hatte. Aus ihrer Sicht ließ dieser fehlende Kontakt jedoch einen Verdacht gegen Ruth Imhofen in dem Mordfall noch unsinniger erscheinen. Sie beschloss abzuwarten, worauf die beiden hinauswollten.
    »Wo waren Sie denn am vergangenen Sonntag gegen 21 Uhr?«, richtete sich Frau Sommer wieder an Ruth und zückte ihren Notizblock.
    Noch bevor Ruth antworten konnte, meldete sich Pater Roman zu Wort, der bis dahin ruhig auf seinem Platz unter dem Fenster gesessen hatte. »Das habe ich Ihnen doch heute Morgen schon gesagt«, rief er ungeduldig, und seine Stirn legte sich in tiefe Falten. »Frau Imhofen war den ganzen Sonntag hier im Haus Maximilian. Sie muss sich erst an ein Leben außerhalb der Klinik gewöhnen. Unmöglich zu glauben, sie wäre in der Lage, nach Grünwald zu fahren …« Er klappte den Mund zu und schwieg.
    »Wir wissen, was Sie gesagt haben, Herr Tenzer«, gab die Kommissarin sanft zurück. Ein wenig zu sanft nach Claras Geschmack, die plötzlich das unangenehme Gefühl hatte, dass die beiden Kommissare im Begriff waren, ein Ass aus dem Ärmel zu schütteln. Und Pater Roman hatte ihnen offenbar eine Steilvorlage dafür geliefert.
    Tatsächlich wechselten die beiden einen kurzen, vielsagenden Blick, bevor sich jetzt Gruber an den Pater wandte. Er blätterte zunächst umständlich ein paar Seiten in seinem Notizbuch um, was nach Claras Ansicht einzig und allein dazu diente, die Nervosität der Anwesenden im Raum noch zu erhöhen, dann sagte er mit einem bissigen Unterton in der Stimme: »Sie scheinen wieder einmal zu verkennen, wozu Ihre Schützlinge in der Lage sind, Dr. Tenzer.«
    Pater Roman wurde puterrot im Gesicht. Doch er schwieg.
    Claras Blick wanderte interessiert zwischen den beiden Männern hin und her. Die Spannung war nach diesen Worten fast unerträglich geworden.
    Pater Roman starrte den Kommissar finster an, doch er schien nicht willens oder in der Lage, den Angriff, der in dessen Worten gelegen hatte, zu kontern. Nach einer Weile richtete er sich auf, beugte seinen Oberkörper nach vorne und sagte leise, nur an ihn gerichtet: »Sie täuschen sich, Herr Gruber. Diesmal täuschen Sie sich.«
    Der Beamte hob eine Augenbraue. Seine ganze Haltung drückte eine solche Abscheu aus, dass Clara erschrocken zusammenzuckte. Dann sagte er: »Man hätte Ihnen damals die Zulassung entziehen sollen, Dr. Tenzer, Leute wie Sie darf man nicht auf die Menschheit loslassen.«
    Pater Roman fuhr zurück, als habe man ihn geschlagen, und Clara schnappte nach Luft.
    »Können Sie auch noch etwas anderes als Beleidigungen absondern?«, fragte sie schneidend. »Wenn nicht, dann sollten Sie jetzt besser gehen.«
    Gruber wandte den Kopf und sah sie so überrascht an, als habe er einen Augenblick lang tatsächlich vergessen, weshalb sie hier waren.
    Kommissarin Sommer, die sich während des Gefühlsausbruchs ihres Kollegen ungerührt Notizen gemacht hatte, ergriff das Wort: »Eine Zeugin hat am späten Sonntagnachmittag eine Frau vor dem Haus der Familie Imhofen stehen sehen. Sie stand dort mindestens eine halbe Stunde und beobachtete das Haus.« Die Beamtin warf Ruth einen kurzen Blick zu, bevor sie weitersprach: »Diese Frau war klein und dunkelhaarig, trug einen grauen Jogginganzug und weiße Turnschuhe. Besonders aufgefallen sind der Zeugin außerdem ihre merkwürdig langsamen Bewegungen.«
    Gruber warf Pater Roman einen triumphierenden Blick zu. »Da muss Ihr Schützling wohl eine Doppelgängerin haben.« Dann wandte er sich selbst an Ruth: »Wenn Sie also jetzt die Güte hätten, uns zu sagen, wo Sie am Sonntag gegen 21 Uhr gewesen sind, Frau Imhofen?«
    »Nein«, gab Clara laut und wütend zurück und griff nach Ruths Arm. »Diese Güte hat Frau Imhofen nicht. Sie wird hier keine Aussage mehr machen.« Clara stand auf und zog die vollkommen passive Frau

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