Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
Vom Netzwerk:
den Folgen
    seiner Kriegsverletzung herumschlug. Ich wollte auch nicht so
    tun als ob. Ein paar von meinen Red-Stix-Kameraden waren
    Soldat geworden, und ich hatte viel zuviel Achtung vor ihrer
    Opferbereitschaft, um mich mit ihren Federn zu schmücken,
    wenn sie denn welche hatten.
    Bis Dezember hatte mir ein Freund der Familie zu einem Job
    als Verkäufer im Funderburke’s Penny & Nickel Emporium verholfen, einem Laden für Firlefanz und Papierwaren. Ich
    brauchte mich nicht schneller zu bewegen, als ich konnte und
    brauchte auch nicht schwer zu heben. Deck Glider, Inc. lief natürlich auf vollen Touren, hatte aber keinen Job, der nicht
    getan wurde, und für den die Anwärter nicht Schlange standen.
    Mein Wochenlohn bei Funderburke’s lag zehn oder zwölf Dollar unter dem Mindestlohn eines Pförtners bei Deck Glider, aber ich hatte wenigstens einen Job und brauchte nicht mehr
    die mitleidigen oder spöttischen Blicke zu ertragen.
    In jenem Herbst bekam ich zwei Briefe von Phoebe und zu
    Weihnachten eine selbstgemachte Weihnachtskarte. (Die Karte
    war aus Zeichenpapier und mit sorgfältig ausgeschnittenen
    Illustriertenfotos beklebt – Santa Claus draußen vor dem Stall in Bethlehem mit Miss Oveta Culp Hobby vom Women’s Army
    Corps, Alan Ladd*, Franklin Delano Roosevelt und der ‘43er Mannschaft der Yankees.) Der zweite Brief las sich so:
    Lieber Ichabody Beautiful (alias Daniel Boles)! Wie geht’s in
    Oklahoma? Ich hoffe, okay. Obs da noch Indianer gibt, wollte
    ich fragen, aber Du bist ja selbst einer, ein bißchen wenigstens.
    Kaum hat die Schule angefangen, hab ich sie wieder satt. Mrs.

    Camson macht den Mund auf und zehn Sekunden später hab
    ich Sand in den Augen. Heute bin ich wieder eingeschlafen.
    Mama ist noch immer auf dem Phad der Tugend. Gut, daß die
    Hellbender fast alle nach Haus sind. Gut ist auch, daß Daddy
    jetz öfter schreibt – ich hab ihm das vorgeschlagen. Wir
    kriegen jetzt fast jede Woche nen Brief, auch wenn irgend son
    Angeber im SOS (oder wie das heißt) immer wieder was
    rausschnippelt.
    Hal Frank Kimball, ein Junge aus der obersten Klasse meint,
    das er mich gernhat. Seine Augenbrauen sind in der Mitte
    zusammengewachsen und er hat Hormon-Pickel. Meine
    Freundin Sunny Ruth Grimes sagt, er wär ein EWES – ein
    Wolf ein sumpfender. Wenn er angestreut kommt, hol ich die
    Kinder rein und mach die Kette vor. Nich daß Du vor Stolz
    oder Ärger platzt, Daniel, aber ich WARTE AUF DICH.
    Keine voreiligen Schlüsse bitte. Ich bin NICHT in anderen
    Umständen. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
    Andererseits möchte ich die fürchterliche Sache, die wir
    unerlaubt gemacht haben erst wieder mit Siegen und Segel
    machen – und zwar mit DIR!!! (Es muß natürlich Siegel und
    Segen heißen!) Es kann nur besser werden, oder? Hoffentlich!
    Und bleib sauber, okay?
    Onkel Jay hat zwei oder drei Monate Trübsaal geblasen.
    Schreib ihm eine Zeile. Und MIR einen Brief. Ich fang ihn ab,
    Ehrenwort.
    Dein geduldiges Nüßchen Phoebe

    PS
    Wenn Du mir jedes Quasselwort abkaufst, dann tust du mir
    leid. Lies zwischen den Zeilen und halt dich an die, die zählen.
    PPS Grüße von Homer.

    Wir heirateten im Frühsommer 1947, in dem Jahr, als die CVL
    wieder aus der Versenkung geholt wurde. (Phoebes Daddy,
    längst heimgekehrt aus dem Krieg, war einverstanden.) In
    Georgia wurden die Seminoles aus Marble Springs durch die Turpentiners aus Blakely ersetzt und in Alabama die Boll Weevils aus Cottonton durch die Rebs aus Roanoke.
    Aber eins nach dem anderen.
    Der Frühling ‘44 sah mich jeden Nachmittag von Fun-
    derburke’s zum Sportplatz hinken, wo die Red Stix spielten oder trainierten. Die Spieler, die von auswärts kamen,
    beobachtete ich genauso eingehend wie die Jungs aus meinem
    alten High-School-Team. Ich merkte mir, wer spurten konnte,
    einen unschlagbaren Dreh beim Werfen oder noch
    unausgeschöpfte Reserven hatte – Besonderheiten, die anderen
    Baseballeuten, einschließlich Coach Brandon und Miss Tulipa,
    entgingen, und ich schrieb Briefe an Mister JayMac, in denen
    ich ein halbes Dutzend Spieler benannte – zwei aus meiner
    Umgebung und vier unverdächtige von auswärts – die es Wert
    waren, daß man sich mit ihnen befaßte. Mister JayMac nahm
    die Witterung auf, und nach dem Krieg landeten drei von
    meinen ersten sechs Kandidaten als Voll- oder Teilzeitspieler
    in der National League, zwei bei den Phillies und einer bei
    Brooklyn.
    Anfang Mai erfuhr Coach Brandon, daß man

Weitere Kostenlose Bücher