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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Ausstrahlung ist etwas Seltsames.«
    »Denkt Ihr, dass Gerric ein Diener der Alten ist?«, fragte Loridan.
    »Vielleicht kein Diener, sondern eher ein Werkzeug. Ich glaube, dass er unter einem Zauber steht – könnte es nicht sein, dass ihm der Tod des Priesters nur vorgetäuscht wurde? Habt Ihr Euch nicht gewundert, wie er den Dunkelmenschen wieder entkommen konnte? Wahrscheinlich nur, weil man ihn entkommen lassen wollte. Und er selbst ahnt nicht einmal, dass er benutzt wurde.«
    »Dann glaubt Ihr, dass Sad Adan noch leben könnte?«
    »Ja, es wäre möglich«, sagte Valkar. »Und dann wäre er es gewesen, der Eure Mission zu einem bösen Ende geführt hat.«
    *
    In Gedanken versunken blickte Deryn aus dem Fenster der kargen Kammer, die man ihm in der Burg von Lornmund zugewiesen hatte. Er kannte den Raum nun zur Genüge, denn keine zwei Wochen waren vergangen, seit er zum letzten Mal hier genächtigt hatte. Nur wenige Tage hatte er nach seiner letzten Reise in Car-Tiatha verbracht, bevor der König ihn erneut in den Norden geschickt hatte. Deryn seufzte leise. Die ständigen Reisen war er gewohnt, doch die Aufgabe, die er nun zu erfüllen hatte, bereitete ihm Sorgen.
    Über die Dächer von Lornmund hinweg sah der königliche Bote, wie die rote Abendsonne hinter dem Horizont verschwand. Dort im Westen lag das Drachenland – falls dieser Name nun überhaupt noch zutreffend war. Gerüchte waren allerorten zu hören, dass die Drachen verschwunden seien!
    Gweregon selbst hatte Deryn vor vier Tagen Botschaften an die Fürsten von Lornmund und Car-Carioth ausgehändigt – Botschaften, die den baldigen Krieg ankündigten. Krieg! Wie konnte der König wissen, dass der Weg durchs Drachenland nun wirklich frei war? Offensichtlich war er sich jedoch sehr sicher, denn er hatte seinen Boten ohne den Schutz der Drachengilde auf diese gefährliche Reise geschickt. Bis zu dem Tag, an dem Deryn aufgebrochen war, hatte es keine Nachricht von Tan-Thalion, Loridan und den anderen gegeben. Oder waren vielleicht Neuigkeiten von einem geheimen Boten überbracht worden? Warum war dann aber nichts über den Verbleib der sieben Gefährten verlautet? Vielleicht gab es deshalb keine Neuigkeiten, weil Tan-Thalion und seine Begleiter tot waren – gestorben dort draußen im Drachenland. Irgendetwas Merkwürdiges ging hier vor.
    Das Verschwinden von Elea, Aldaron und Danira war schon beunruhigend gewesen – und dann der Anschlag gegen den jungen Prinzen. Hatte Calidor wirklich einen seiner Männer beauftragt, Gweregons Sohn zu töten? Welchen Sinn sollte das haben? Es hatte jedenfalls nur einen einzigen Zweck erfüllt: Gweregon hatte sofort reagiert und Boten in alle Teile seines Reiches geschickt, um die Mobilmachung zu befehlen. In den Süden, nach Car-Ladogh, oder in den Osten, nach Adonath und Faladhon, waren sie entsandt worden. Deryns Auftrag hatte ihn nach Lornmund geführt, und wenn seine Verhandlungen mit dem Fürsten der Stadt beendet waren, dann würde er weiter in den Westen reisen, nach Car-Carioth. Aber keiner der anderen Boten war noch weiter in den Westen geschickt worden.
    Wollte Gweregon nicht versuchen, ein paar der Fürsten des Westens auf seine Seite zu bringen? Als sein Vater Gwengol vor sechzig Jahren schon einmal mit aufsässigen Fürsten fertig werden musste, hatte er mit Verhandlungen mehr erreicht als mit Schwertern. Seine Truppen waren ohne Widerstand in Car-Dhiorath gelandet und von dort den Königsfluss hinaufgefahren, ins Herz des Feindeslandes. Gweregon schien von solchen Taktiken wenig zu halten – er setzte seine Hoffnung einzig auf die Macht seiner Heere. Eine fragwürdige Strategie – denn auch der Westen verfügte über Soldaten. Es könnte zu einem Gemetzel kommen, wenn die Heere der beiden Reiche aufeinanderträfen. Oder gab es doch vertrauliche Verhandlungen mit den Fürsten des Westens? Falls dies der Fall war, dann waren sie tatsächlich so geheim, dass nicht einmal die Personen davon wussten, deren Aufgabe es eigentlich gewesen wäre, diese Verhandlungen zu führen.
    Warum bloß beriet Angbold den König nicht besser? Angbold! Steckte er vielleicht hinter der Katastrophe, die sich nun anbahnte? Auch Elea hatte den Hauptmann erwähnt, in ihrer kurzen Botschaft, damals in Ber-Eliath. Obwohl Deryn nach einer Gelegenheit gesucht hatte, vertraulich mit dem König zu reden, war Angbold ihm immer im Weg gewesen. Noch schlimmer erschien es Deryn, dass der alte Offizier ihm eine Eskorte mitgegeben hatte,

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