Brüder der Drachen
Reise aufbrechen«, sagte der König. »Was können wir tun, um seinen Erfolg zu begünstigen?«
»Wir müssen seine Begleiter mit Bedacht auswählen.« Angbold schwieg für einen Moment. »Und wir müssen auf Firions Gunst hoffen.«
»Ihr sprecht wahr, Angbold. Firion wird uns seine Gunst vielleicht am ehesten gewähren, wenn einer seiner Priester Tan-Thalion begleitet.«
»Ein guter Einfall, mein König. Habt Ihr schon mit Sad Serion darüber geredet?«
»Nein. Aber Sad Adan hat darum gebeten, an der Reise teilnehmen zu dürfen.«
»Habt Ihr es ihm gestattet?«
»Noch nicht. Es gibt so viel zu bedenken. Denkt Ihr, es wäre ein Fehler?«
»Gewiss nicht. Sad Adan ist ein vorbildlicher Diener Firions.«
»Gut. Dann werde ich also befehlen, dass Sad Adan den Zauberer begleitet.« Der König verstummte für eine Weile, um einen tiefen Schluck aus seinem Pokal zu nehmen. »Ich habe mir noch mehr Gedanken über Tan-Thalions Begleiter gemacht. Habt Ihr mir nicht berichtet, dass Tirandor vor Kurzem in Car-Tiatha eingetroffen ist? Ich wünsche, dass er an der Mission teilnimmt.«
»Tirandor?« Angbold runzelte nachdenklich die Stirn. »Man rühmt seine Heilkunst überall in Eurem Reich – er könnte sicherlich für die Mission von Nutzen sein.«
»Es freut mich, dass Ihr meine Meinung teilt. Wollt Ihr Tirandor ausfindig machen und ihm meinen Wunsch mitteilen?«
»Natürlich, mein König.«
»Gut. Das wäre alles, Angbold. Ihr könnt gehen.«
Der Offizier erhob sich von seinem Stuhl und beugte erneut das Knie, bevor er rückwärts auf die Tür zustrebte. Kurz bevor er den Ausgang erreichte, richtete der König noch einmal das Wort an ihn.
»Angbold, was denkt Ihr über meinen Sohn? Wird er ein starker König werden?«
»Natürlich, mein König. Wenn Ihr gestattet, werde ich bald damit beginnen, ihn in den Waffen auszubilden.«
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte der König. »Ihr könnt gehen.«
*
»Ihr könnt Euch denken, warum ich Euch zu mir gebeten habe«, sagte Tan-Thalion zu seinen Gästen. Er saß mit drei anderen Männern am Tisch seines Studierzimmers. Der Tisch war leer bis auf vier Weinkelche und einen großen Krug. Dafür war der Rest des Raumes vollgestopft mit großformatigen Büchern, Haufen von Schriftrollen sowie geheimnisvollen Gerätschaften aus Glas und schimmernden Metallen, die nicht nur die Regale an den Wänden füllten, sondern sich auch auf Teilen des Bodens ausbreiteten.
»Nun, da König Gweregon seine Einwilligung zu meinem Plan gegeben hat, drängt er darauf, diesen auch auszuführen. Ihr, Herr Angbold, und Ihr, Herr Eldilion, wisst schon in groben Zügen, um was es geht.« Tan-Thalion nickte dem einäugigen Hauptmann der Burggarnison und dem Meister der Drachengilde zu. »Wenn Ihr erlaubt, werde ich aber nochmals kurz meine Ideen darlegen, damit auch Sad Serion den gleichen Kenntnisstand erreicht. König Gweregon wies mich an, Euch, Vater, in meine Planungen einzubeziehen.«
Der Magier deutete eine Verbeugung gegenüber dem Priester an. Dieser war alt – älter als der Drachenritter und der Wachoffizier, die mit ihm am Tisch saßen – und doch sah er nicht minder entschlossen und kriegerisch aus. Eine breite Narbe zog sich über seine Wange und seine Stirn, unterbrochen nur von der Augenhöhle, in der ein lebhaftes, graues Auge blitzte. Eine üble Verletzung musste dies gewesen sein, und es erschien wie ein Wunder, dass das Auge des Priesters unbeschädigt erhalten geblieben war. Tan-Thalion wusste, dass Sad Serion nicht immer im Dienste Firions gestanden hatte. Ein Kämpfer war er einst gewesen, und in der Armee von König Gwengol hatte er sich Ruhm erworben, vor langer Zeit, als Gweregon noch nicht den Thron bestiegen hatte. Nun lag der silbergraue Rock eines Priesters über den breiten Schultern des alten Mannes, und seine goldene Kette verhieß, dass er auch im Dienste seines Tempels höchste Ehren erreicht hatte. Die Augen des Priesters, die bisher mit kritischem Blick durch das Zimmer geschweift waren, richteten sich auf den Zauberer.
»Ich gedenke nicht, Teil Eurer Pläne zu werden, und ich weiß, dass meine Meinung Euch nicht interessiert. Doch selbst Ihr könnt Euch nicht über Firions Willen hinwegsetzen.«
»Ich bedaure, dass unsere Ansichten voneinander abweichen.« Tan-Thalion betrachtete den Priester mit gerunzelter Stirn. »Denn ich glaube nicht, dass mein Vorhaben gegen den Willen Firions verstößt. Deshalb habe ich Euch hierhergebeten – Ihr sollt
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