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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Vorhersagen haben sich erfüllt.«
    »Das freut mich. Ich würde gerne die Runen sehen, von denen Loridan erzählt hat.«
    »Natürlich.« Timon hielt dem Geist seine Rune hin.
    »Ich würde sie gerne alle nebeneinander sehen, wenn es erlaubt ist.«
    Timon wechselte einen Blick mit den Trägern der anderen Runen und nickte bedeutungsvoll.
    »Natürlich«, sagte er noch einmal.
    Nachdenklich betrachtete der Geist die fünf Amulette, als sie vor ihm ausgebreitet lagen. »Feuer und Wasser. Stein, Luft und Eis. Ja, es sind die Elemente, aus denen Ul’ur entstanden ist. Und es sind die Elemente, aus denen die Stoffe dieser Welt gebildet sind. Wasser und Stein bringen Erde hervor, Feuer und Stein bringen den Stahl und andere Metalle. Aus der Erde wachsen Pflanzen und Bäume, und auch diese Stoffe besitzen Macht. Die Menschen, die diese Runen geschmiedet haben, waren weise – auch wenn sie womöglich wenig über die Mächte der anderen Stoffe gewusst haben. Diese Rune hier –«, der Geist berührte die Thrya-Rune, »ich fühle eine Macht in ihr, die über die Macht des Feuers hinausgeht. Wer weiß, was geschehen wird, wenn diese Macht entfesselt wird? Vielleicht kann sie selbst Ul’ur bezwingen. So groß seine Macht auch ist, sie ist entstanden aus einem Gleichgewicht der fünf Elemente. Diese Rune wird das Gleichgewicht stören, denn die Macht des Stahls hat sich mit der Macht des Feuers verbunden. Wir müssen nur noch den Weg finden, sie im geeigneten Moment freizusetzen.«
    Eine Weile brütete der Geist über der Rune, leise murmelnd in einer fremden Sprache. Die Gefährten beobachteten ihn, fasziniert und beunruhigt zugleich. Aber immer öfter blickte Loridan auch in den wabernden Nebel hinaus, der sich um sie herum zu verdichten schien. Ein unbestimmtes Gefühl der Bedrohung wuchs in ihm, begann unerträglich zu werden. Plötzlich glaubte er, zwei leuchtende Augen zu sehen, und aus der Ferne war brausender Wind und Donnergrollen zu hören.
    »Ul’ur kommt zurück«, sagte Loridan und beugte sich über Sardalan. »Wir müssen uns ihm entgegenstellen.«
    »Nehmt die Runen an Euch – alle bis auf Thrya.« Nur kurz blickte Sardalan auf, und sogleich konzentrierte er sich wieder auf die Rune, die vor ihm lag.
    Das Brausen des Windes wurde stärker, und Loridan blickte unruhig um sich. Schnell reichte er Seth und Khia an Timon und Selina weiter, dann nahm er Fain an sich, und er genoss das Gefühl der Macht, das ihn erfüllte.
    »Gib mir die Rhyn-Rune«, sagte Melia.
    »Du bist noch zu schwach«, erwiderte Loridan. »Die Anstrengung könnte dich töten.«
    »Einer muss die Rune führen, also gib sie mir.«
    Widerstrebend betrachte Loridan das magische Amulett, dann erst reichte er es der alten Frau, die sich mühsam aufrichtete und Ul’ur entgegenblickte. Die leuchtenden Augen waren näher gekommen; Staub und Eiskristalle lagen in dem heulenden Wind, der die Gefährten umfing. Eine schwere Last senkte sich auf ihre Gedanken und auf ihre Herzen.
    »Sardalan, wir brauchen die Rune«, sagte Loridan.
    »Noch nicht!«, rief Sardalan, dann murmelte er weiter seine Zaubersprüche, und plötzlich begann die Thrya-Rune in einem hellen Licht zu strahlen. Noch heller erstrahlte allerdings der stählerne Draht, der sich um die Rune wand. Dann veränderte sich der Draht, verschob sich durch das Silber hindurch und löste sich von der Rune. Der Draht hatte seine Form behalten – eine gewundene Spirale, immer noch hell leuchtend.
    »Seht, das ist Feer, das Zeichen des Stahls.« Sardalan lachte triumphierend. Das Leuchten durchdrang die Hände des Geistes, mit denen er die Drahtfigur erhoben hatte.
    Danira zögerte nicht länger. Eilig nahm sie die Thrya-Rune und stellte sich in die Reihe ihrer Gefährten. Wieder sprach Timon als Erster die magischen Worte, die seine Rune aktivierten, und die anderen folgten seinem Beispiel. Ein Leuchten ging von den magischen Symbolen aus, auch wenn die Rhyn-Rune in Melias Hand nur ein schwaches Glühen zeigte.
    Die Macht von Ul’ur war bereits um sie herum, doch noch widerstand die Magie der Runen dem Sturm der Elemente. Als Loridan spürte, wie Melias Kraft zu schwinden drohte, versuchte er, die alte Frau mit einem Arm zu stützen. Gleichzeitig fiel es ihm immer schwerer, seine Rune zu kontrollieren, die er nun nur noch mit einer Hand dem nahenden Schatten entgegenstreckte. Das Zentrum von Ul’urs Macht hatte die Gefährten fast erreicht; immer noch war es von wirbelndem Dunst umgeben. Dann

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