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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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einhundertfünfzig Jahren zum Erliegen gekommen.
    Die Reisenden führten ihre Reittiere in den Schuppen hinter dem Gasthof und nahmen ihnen ihre Traglasten ab. Über der Eingangstür des Schankraumes prangte ein bemaltes Holzschild, das einen roten Drachen und zwei Ritter zeigte. Der Wirt, ein kleiner hagerer Mann mit Halbglatze, vielleicht dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt, riss überrascht die Augen auf, als die Gruppe sich durch die Tür drängte. Staunend beobachtete Tan-Thalion, wie der Wirt alle Drachenritter mit Namen begrüßte und sich dann den anderen Reisenden zuwandte.
    »Dies ist Tynbar«, sagte Loridan zu seinen Gefährten, »und sein Gasthof ist für die Drachenritter der letzte heimelige Ort zwischen Car-Tiatha und dem Drachenland. Tynbar, dies ist Tan-Thalion, Hofzauberer von Car-Tiatha und Oberhaupt der Magiergilde vom Blauen Stein, und unsere Gefährten sind Sad Adan, Tirandor, Baradin und Gerric.«
    Enttäuscht nahm Tan-Thalion zur Kenntnis, dass die Nennung seines Namens und seiner Ämter den Wirt eher zu verwirren schien, wohingegen er sichtlich beeindruckt war, als er Tirandors Namen erfuhr. Um sich von seiner gekränkten Eitelkeit abzulenken, sah der Zauberer sich in der Schankstube um, wo nur ein einziger Gast an einem der Tische saß. Nur kurz konnte er den bärtigen Mann betrachten, denn schon wurde seine Aufmerksamkeit wieder von Loridan in Anspruch genommen, der seine Schulter berührte und dann zu einem kleinen Tisch in der Nähe des Fensters zeigte.
    »Dort ist der Stammtisch der Drachentöter«, sagte er mit einem Lächeln. »Doch heute werden wir uns einen größeren Tisch aussuchen müssen.«
    Der Wirt verfiel unterdessen in eine diensteifrige Hektik und fragte die Gäste nach ihren Wünschen, noch während diese damit beschäftigt waren, ihre Schwertgehänge und Helme auf einen der freien Tische aufzuhäufen. Tan-Thalion und Sad Adan, die als Einzige unbewaffnet waren, setzten sich als Erste. Dem Zauberer fiel auf, dass der andere Gast, der in der Ecke des Gastraumes saß, die Neuankömmlinge interessiert musterte. Der Mann war groß und kräftig gebaut, und sein dichter, dunkler Vollbart war ebenso wie seine schulterlangen Haare schon leicht ergraut. An einem Lederriemen um seinen Hals hing ein hölzerner Ring, das Zeichen Firions, wie es oft von Wanderpredigern getragen wurde. Das Interesse des Mannes erschien dem Zauberer indes nicht weiter außergewöhnlich, sodass er sich wieder seinen Kameraden zuwandte, die sich nun ebenfalls gesetzt hatten.
    »Tynbar freut sich immer, wenn Drachenritter bei ihm rasten«, sagte Loridan halblaut, als der Wirt verschwunden war, um Speisen und Getränke zu holen. »Wahrscheinlich werden bald auch die Bewohner aus den umliegenden Gehöften kommen, um Neuigkeiten oder Geschichten zu hören. Eine Gesellschaft wie die unsere ist hier seit Jahrzehnten nicht durchgezogen. Unser Erscheinen wird Tynbar wohl noch für ein paar Abende neugierige Gäste bringen, die alles über unsere Unternehmung erfahren wollen.«
    »Doch ich möchte darum bitten, über die Ziele und Hoffnungen unserer Reise nicht zu viel zu erzählen«, sagte Tan-Thalion. »Es genügt, wenn die Menschen wissen, dass wir alte Ruinen im Land der Drachen besuchen wollen.«
    Die anderen nickten zustimmend, dann widmeten sie sich dem Bier, dem Brot und dem gebratenen Fleisch, das der Wirt herbeibrachte. Nach der Mahlzeit legten Carilon, Seregon, Artan und Teris ihre Schwerter wieder an und verabschiedeten sich mit Umarmungen von den restlichen Reisenden.
    »Viel Glück auf eurer Reise«, sagte Carilon leise zu Loridan. »Und denkt an unser Gespräch und das Wohl beider Reiche.«
    Tan-Thalion fragte sich, was diese Worte bedeuten sollten, und er schaute den vier Drachenrittern nachdenklich hinterher, als sie aufbrachen, um ihre Reise ins Drachenland schon im Licht des Tages zu beginnen. Ein banges Gefühl machte sich in ihm breit, und er hoffte, dass diese Unternehmung, die auf sein Betreiben hin stattfand, für alle Beteiligten gut enden würde.
    »Wir sollten nun ein paar Stunden ruhen«, sagte Loridan und teilte seinen Wunsch dem Wirt mit, der sie in einen großen Gastraum unter dem Dach des Hauses geleitete. Alle Mitglieder der Gemeinschaft waren schweigsam und in sich gekehrt, und so legte auch Tan-Thalion sich auf eines der Betten, wo er trotz seiner Besorgnis bald einschlief. Als Loridan ihn einige Zeit später sachte rüttelte, wusste er nicht, wie lange er geruht hatte.
    »Es

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