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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Schritt meinerseits absolut vertraulich behandeln …
    J.-P. Brissot vor dem Jakobinerclub, 16. Dezember 1791:
Ein Volk, das nach zwölfhundert Jahren der Versklavung eben erst die Freiheit erlangt hat, braucht zu seiner Festigung einen Krieg.
    Marie Antoinette an Axel von Fersen:
Die Toren. Sie begreifen nicht, dass sie uns in die Hände spielen.
    Gabrielles Wehen setzten in der Nacht ein, eine Woche früher als erwartet. Er hörte sie schwerfällig aus ihrem Bett steigen, und als er die Augen aufschlug, stand sie über ihn gebeugt. »Es geht los«, sagte sie. »Ruf mir Catherine, ja? Ich glaube nicht, dass es diesmal viele Stunden dauern wird.«
    Er setzte sich auf, legte die Arme um ihren unförmigen Leib. Kerzenschein flackerte feucht auf ihrem dunklem Haar. Sie zog seinen Kopf an ihren Bauch. »Bitte«, flüsterte sie, »lass es nach diesem gut sein.«
    Wie ist es dahin gekommen? Er weiß es nicht.
    »Du bist ganz kalt«, sagte er, »furchtbar kalt.« Er half ihr, sich wieder hinzulegen, steckte die Bettdecke um sie fest. Dann ging er ins Wohnzimmer hinüber, um neue Holzscheite in die Glut zu schieben.
    Hier war nun kein Platz mehr für ihn; das Kommando führten ab jetzt der Arzt, die Hebamme, Angélique und Mme Gély von oben. Er wechselte noch ein paar Worte mit ihr, schon von der Türschwelle aus. Am Bettrand saß Louise Gély und flocht ihr das Haar zu zwei strengen Zöpfen. Er fragte ihre Mutter mit leiser Stimme, ob dies kein unpassender Ort für ein kleines Mädchen sei. Aber Louise hörte ihn und blickte auf. »Nein, M. Danton«, sagte sie, »es ist nicht unpassend. Und falls doch – wir müssen es alle erleiden, und ich bin jetzt schon vierzehn.«
    »Und wenn du vierzig wärst«, sagte ihre Mutter, »bräuchtest du trotzdem nicht so naseweis zu sein. Ab ins Bett mit dir.«
    Er trat noch einmal zu Gabrielle, küsste sie, drückte ihre Hand. Dann machte er einen Schritt zur Seite, um Louise vorbeizulassen, aber sie streifte leicht gegen ihn und sah einen Moment lang zu seinem Gesicht hoch.
    Der Morgen graute spät, spät und bitterkalt, und sein Sohn schrie jämmerlich, als er in diese Welt kam, wo an den Fenstern Eisblumen blühten und der Wind seine frostige Sichel in den leeren Gassen schwang.
    Am 9. März starb Kaiser Leopold. Einen Tag oder zwei – so lange, bis die Haltung des neuen Kaisers bekannt wurde – schien Frieden möglich.
    »Die Aktienkurse steigen«, sagte Fabre.
    »Seit wann interessieren dich die Aktienkurse?«
    »Ich spekuliere hier und da ein bisschen, wenn ich es mir leisten kann.«
    »Im Namen Gottes«, sagte die Königin. »Flucht in der Kutsche von Neckers Tochter? Um in Lafayettes Feldlager unterzuschlüpfen? Man möchte fast lachen.«
    »Madame«, sagte der König, »Madame, sie sagen, es ist unsere letzte Chance. Meine Minister raten mir –«
    »Ihre Minister sind verrückt.«
    »Es könnte schlimmer sein. Wir haben es immer noch mit zivilisierten Menschen zu tun.«
    »Es könnte nicht schlimmer sein«, entgegnete die Königin im Brustton der Überzeugung.
    Der König sah sie kummervoll an. »Falls diese Regierung stürzt …«
    Sie stürzte.
    21.  MÄRZ : »Also, Dumouriez«, sagte der König, »meinen Sie, Sie können eine Regierung zusammenhalten?« Er wurde den Gedanken nicht los, dass dieser Mann, der nun vor ihm stand, zwei Jahre in der Bastille gesessen hatte. Charles Dumouriez verneigte sich. »Lassen Sie uns nicht …«, begann der König hastig. »Ich weiß, dass Sie Jakobiner sind. Ich weiß es.« (Aber wen gibt es sonst, Madame? Wen?)
    »Sire, ich bin Soldat«, sagte Dumouriez. »Ich bin dreiundfünfzig Jahre alt. Ich habe Eurer Majestät immer treu gedient. Ich bin Eurer Majestät ergebenster Untertan, und ich …«
    »Ja, ja«, sagte der König.
    »… und ich übernehme das Außenministerium. Immerhin kenne ich Europa. Ich habe als Eurer Majestät Geheimagent in –«
    »Ich zweifle nicht an Ihren Fähigkeiten, General.«
    Dumouriez gestattete sich einen winzigen Seufzer. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte der König seine Minister ausreden lassen. Louis zeigte immer weniger Lust an den Staatsgeschäften mit all ihren unappetitlichen Details; dies waren die Tage der unvollendeten Aussagen und der schnellen Abfertigung. Wenn König und Königin gerettet werden sollten, war es hilfreich, wenn sie möglichst wenig wussten; andernfalls würden sie seine Hilfe zurückweisen wie auch schon die Lafayettes.
    »Als Finanzminister Clavière«, fuhr er

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