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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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krank geworden. Da hat er gesagt, ich soll diesen Winter in der Bar arbeiten.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti. »Wie viele Mädchen sind es noch?«
    »In der Bar?«
    »Ja.«
    »Drei.«
    »Und auf der Straße?«
    »Ich weiß nicht genau. Vier? Sechs? Ich habe keine Ahnung.« »Kommen von denen noch mehr aus Brasilien?«
    »Zwei.«
    »Und die anderen, woher sind die?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie ist das mit dem Telefon?«
    »Was?« fragte sie und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, vielleicht ehrlich verwirrt.
    »Das Telefon. In der Bar. Wer wird dort angerufen? Er?«
    Die Frage brachte sie eindeutig durcheinander. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Alle benutzen das Telefon.«
    »Aber wer bekommt dort Anrufe?«
    Sie überlegte einen Moment. »Ich weiß es nicht.«
    »Er?« bohrte Brunetti nach.
    Sie zuckte die Achseln, versuchte seinem Blick auszuweichen, aber Brunetti schnippte vor ihrem Gesicht mit den Fingern, und sie sah ihn wieder an.
    »Bekommt er Anrufe?«
    »Manchmal«, sagte sie, dann schaute sie auf ihre Uhr und wieder zu ihm auf. »Sie müßten jetzt fertig sein.«
    Er warf einen Blick auf seine eigene Uhr; fünfzehn Minuten waren vergangen. »Wieviel Zeit läßt er Ihnen?«
    »Normalerweise eine Viertelstunde. Bei Älteren auch mehr, wenn sie Stammkunden sind. Aber wenn ich nicht bald zurückgehe, stellt er Fragen, und ich muß ihm sagen, warum es so lange gedauert hat.«
    Der Art, wie sie das sagte, entnahm Brunetti, daß die Frau jede Frage beantworten würde, die der Mann ihr stellte. Er überlegte kurz, ob es besser wäre, den Mann merken zu lassen, daß die Polizei sich nach ihm erkundigte. Er betrachtete das gesenkte Gesicht der Frau und versuchte zu schätzen, wie alt sie war. Fünfundzwanzig? Zwanzig?
    »Also gut«, sagte er im Aufstehen.
    Bei seiner plötzlichen Bewegung zuckte sie zurück und sah zu ihm auf. »Ist das alles?«
    »Ja, das ist alles.«
    »Kein Quickie?«
    »Was?« fragte er verständnislos.
    »Ein Quickie. Das gehört meistens dazu, wenn uns die Polizei zu einer Vernehmung holt.« Ihre Stimme klang neutral, wertfrei, müde.
    »Nein, nichts dergleichen«, sagte Brunetti, schon auf dem Weg zur Tür.
    Sie stand hinter ihm auf und fuhr erst mit dem einen, dann mit dem anderen Arm in ihre Jacke. Er öffnete die Tür, ließ Mara vorbei und folgte ihr auf den Flur. Sie drehte sich um, schloß die Tür ab und ging die Treppe hinunter. Unten zog sie die Haustür auf, wandte sich nach rechts und war gleich darauf in Richtung Bar verschwunden. Brunetti ging in entgegengesetzter Richtung bis ans Ende der Straße, überquerte sie und blieb unter einer Laterne stehen, wo einen Augenblick später della Cortes schwarzer Wagen neben ihm hielt.

17
    Na?« fragte della Corte, als Brunetti neben ihn auf den Vordersitz des Wagens glitt. Brunetti fand es sympathisch, daß in der Frage nichts Anzügliches mitklang.
    »Sie ist Brasilianerin und arbeitet für den Mann, der mit ihr in der Bar war. Sie sagt, er bekommt dort auch Anrufe.«
    »Und?« fragte della Corte, während er einen Gang einlegte und langsam in Richtung Bahnhof fuhr.
    »Das ist schon alles«, antwortete Brunetti. »Alles, was sie mir erzählt hat, aber ich glaube, wir können daraus einiges schließen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Daß sie zum Beispiel illegal hier ist, daß sie keine Aufenthaltsgenehmigung hat und also nicht groß darüber bestimmen kann, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient.«
    »Vielleicht tut sie es ja, weil es ihr Spaß macht«, warf della Corte ein.
    »Haben Sie schon mal eine Hure kennengelernt, der es Spaß macht?«
    Della Corte ließ Brunettis Frage unbeantwortet, bog um eine Ecke und hielt kurz darauf vor dem Bahnhof. Er zog die Handbremse an, ließ aber den Motor laufen. »Und was nun?«
    »Ich denke, wir müssen den Mann festnehmen, der bei ihr war. So erfahren wir wenigstens, wer er ist. Und solange wir ihn in Gewahrsam haben, können wir vielleicht noch einmal mit der Frau sprechen.«
    »Sie meinen, daß sie dann redet?«
    Brunetti zuckte die Achseln. »Vielleicht, wenn sie keine Angst hat, daß man sie daraufhin nach Brasilien zurückschickt.«
    »Müßten wir denn davon ausgehen?«
    »Kommt darauf an, wer mit ihr spricht.«
    »Eine Frau vielleicht?« schlug della Corte vor.
    »Das wäre wahrscheinlich besser.«
    »Haben Sie eine?«
    »Wir haben eine Psychiaterin, die uns gelegentlich berät. Ich könnte Mara vielleicht dazu bringen, mit ihr zu reden.«
    »Mara?« fragte della Corte.
    »So hat

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