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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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mir?« fragte Silvestri, mit harscher Stimme, aber nicht vor Wut. Der Schweiß stand ihm jetzt in dicken Tropfen auf der Stirn.
    Brunetti sah, daß er nicht länger mit dem Mann zu spielen brauchte. Soviel also zu dem harten Franco, dem Eisenfresser.
    Mit ruhiger, strenger Stimme fragte Brunetti: »Wer ruft Sie in dieser Bar an, und wen rufen Sie von dort aus an?«
    Silvestri fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und durch das dichte Haar, so daß seine Stirnlocke auf dem Schädel klebte. Er rieb sich mit der einen Hand über den Mund und zupfte wiederholt an seinen Lippen, wie um einen Flecken zu entfernen. »Da ruft mich ein Mann an, der Bescheid sagt, wann neue Mädchen ankommen.«
    Brunetti schwieg.
    »Ich weiß nicht, wer er ist und von wo er anruft. Aber er ruft etwa einmal im Monat an und sagt mir, wo ich sie abholen soll. Sie sind schon zugeritten. Ich muß sie nur noch holen und arbeiten schicken,«
    »Und das Geld?«
    Silvestri antwortete nicht. Brunetti drehte sich um und ging zur Tür.
    »Das gebe ich einer Frau. Jeden Monat. Wenn der Mann anruft, sagt er mir, wann und wo ich die Frau treffen soll, und der gebe ich dann das Geld.«
    »Wieviel?«
    »Alles.«
    »Wovon alles?«
    »Von dem, was übrigbleibt, wenn ich die Zimmer und die Mädchen bezahlt habe.« »Wieviel ist das?«
    »Je nachdem«, antwortete er ausweichend.
    »Sie stehlen mir meine Zeit, Signor Silvestri«, sagte Brunetti, ohne seine Wut länger zu unterdrücken.
    »In manchen Monaten sind es vierzig bis fünfzig Millionen, in manchen weniger.« Das hieß für Brunetti, daß es in manchen Monaten auch mehr war.
    »Wer ist diese Frau?«
    »Weiß ich nicht. Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er sagt mir, wo ihr Auto steht. Es ist ein weißer Mercedes. Ich muß von hinten herangehen, die hintere Tür aufmachen und das Geld auf den Rücksitz legen. Dann fährt sie weg.«
    »Und Sie haben ihr Gesicht nie gesehen?«
    »Sie hat immer ein Kopftuch um und eine Sonnenbrille auf.«
    »Ist sie groß? Schlank? Weiß? Schwarz? Blond? Alt? Na los, Silvestri, um das sagen zu können, braucht man das Gesicht nicht zu sehen.«
    »Sie ist nicht klein, aber ich weiß nicht, was für eine Haarfarbe sie hat. Ihr Gesicht habe ich nie gesehen, aber ich glaube nicht, daß sie alt ist.«
    »Ihre Autonummer?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Haben Sie die auch noch nie gesehen?«
    »Nein. Es ist immer Nacht, und der Wagen ist unbeleuchtet.« Brunetti war überzeugt, daß Silvestri log, aber er merkte auch, daß der Mann jetzt bald alles gesagt hatte, was er zu sagen bereit war.
    »Wo treffen Sie sich mit ihr?«
    »Auf der Straße. In Mestre. Einmal in Treviso. Ganz verschieden. Wenn er anruft, sagt er mir, wohin ich gehen soll.«
    »Und die Mädchen. Wie holen Sie die ab?«
    »Genauso. Er nennt mir eine Straßenecke und sagt, wie viele es sind, und ich hole sie mit meinem Wagen ab.«
    »Wer bringt sie?«
    »Niemand. Ich komme hin, und da stehen sie schon.«
    »Einfach so? Wie die Schafe?«
    »Die werden sich hüten, was anderes zu versuchen«, antwortete Silvestri in einem plötzlich ganz rohen Ton.
    »Wo kommen sie her?«
    »Von überall.«
    »Was heißt das?«
    »Aus allerlei Städten. Allerlei Ländern.«
    »Wie kommen sie hierher?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wie werden sie... Teil Ihrer Lieferung?«
    »Es sind einfach Huren. Woher soll ich das wissen? Herrgott, ich rede doch nicht mit denen.« Silvestri stieß unvermittelt seine Fäuste in die Hosentaschen. »Wann lassen Sie mich hier endlich raus?«
    »Wie viele waren es bis jetzt?«
    »Schluß!« schrie Silvestri, wobei er aufsprang und auf Brunetti zukam. »Schluß jetzt. Lassen Sie mich hier raus!«
    Brunetti rührte sich nicht von der Stelle, und Silvestri machte ein paar Schritte rückwärts. Brunetti klopfte an die Tür, die sogleich von Gravini geöffnet wurde. Brunetti ging hinaus und wartete, während der Beamte die Tür abschloß, dann sagte er: »Warten Sie noch anderthalb Stunden, dann lassen Sie ihn gehen.«
    »Ja, Commissario«, sagte Gravini und salutierte hinter dem Rücken seines Vorgesetzten, als dieser fortging.

22
    Die Gespräche mit Mara und ihrem Zuhälter hatten Brunetti nicht in die günstigste Stimmung versetzt, um sich nun mit Signora Trevisan und dem Teilhaber ihres verstorbenen Mannes zu befassen, um nur eines von Martuccis Ämtern zu nennen, aber er führte das nötige Telefongespräch mit der Witwe und machte ihr klar, daß es für den Fortgang seiner

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