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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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vorbeiziehen.
    »Fleck«, sagte sie.
    »Wie?«
    »Fleck«, wiederholte sie.
    »Für einen Pinguin?« Er blätterte zu dem Artikel zurück und betrachtete die Fotos der erwachsenen Vögel. Fleck?
    »Klar. Alle anderen nennen ihn bestimmt Nonne oder Ober. Aber auf Fleck kommt garantiert niemand.«
    Da war was dran, das mußte Brunetti zugeben. »Du kannst dir den Namen ja aufsparen«, schlug er vor, während er die Flasche in den Kühlschrank zurückstellte.
    »Wofür?« fragte sie und nahm die Zeitschrift wieder an sich.
    »Es könnte ja mal ein Preisausschreiben für einen Leoparden geben«, meinte er.
    »Ach papà, du bist manchmal richtig albern«, sagte sie und begab sich wieder in ihr Zimmer, ohne zu ahnen, wie sehr ihr Urteil ihn freute.
    Im Wohnzimmer nahm er sein Buch, das er gestern abend vor dem Zubettgehen mit den aufgeschlagenen Seiten nach unten hatte liegen lassen. Während er auf Paola wartete, konnte er ja den Peloponnesischen Krieg noch einmal führen.
    Eine Stunde später schloß sie die Wohnungstür auf und kam herein. Sie warf ihren Mantel über die Sofalehne und ließ sich neben ihn plumpsen, ihr Tuch noch um den Hals. »Guido, hältst du es manchmal für möglich, daß ich verrückt bin?«
    »Oft«, sagte er im Umblättern.
    »Nein, ernsthaft. Ich muß verrückt sein, daß ich für diese Kretins arbeite.«
    »Welche Kretins?« fragte er, immer noch ohne von seinem Buch aufzusehen.
    »Die an der Uni.«
    »Was haben sie jetzt wieder angestellt?«
    »Vor drei Monaten haben sie mich gebeten, vor der Anglistischen Fakultät in Padua einen Vortrag zu halten. Über den britischen Roman, hieß es. Was meinst du, wozu ich in den letzten beiden Monaten alle diese Bücher gelesen habe?«
    »Weil sie dir gefallen. Nur deshalb liest du sie schon seit zwanzig Jahren.«
    »Ach, hör auf, Guido.« Sie bohrte ihm sanft ihren Ellbogen in die Rippen.
    »Also, was ist passiert?«
    »Ich gehe heute ins Sekretariat, um meine Post abzuholen, und da sagen sie mir, es habe ein Mißverständnis gegeben, ich solle einen Vortrag über amerikanische Lyrik halten, aber niemand ist auf die Idee gekommen, mich über diese Änderung zu informieren.«
    »Und was wird es nun?«
    »Das erfahre ich erst morgen. Sie teilen Padua erst mal das neue Thema mit, falls Il Magnificio es gutheißt.« Sie hatten beide schon immer ihren Spaß an diesem köstlichen Relikt aus der akademischen Steinzeit gehabt, daß nämlich der Rektor der Universität mit Il Magnificio Rettore angesprochen wurde - von allem, was Brunetti während seiner zwanzig Jahre im Umkreis der Universität gelernt hatte, das einzige, was ihm das Gelehrtenleben halbwegs interessant erscheinen ließ.
    »Was wird er machen?« fragte Brunetti.
    »Wahrscheinlich eine Münze werfen.«
    »Na, dann viel Glück.« Brunetti legte sein Buch weg. »Dieses amerikanische Zeug magst du nicht, wie?«
    »Himmel, nein.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Puritaner, Cowboys und schrille Frauen. Lieber würde ich einen Vortrag über die Silver Fork Novel halten«, sagte sie, den englischen Ausdruck benutzend.
    »Die was?« fragte Brunetti.
    »Die sogenannten Silbergabelromane. Das sind Bücher mit leicht verständlicher Handlung, in denen Neureichen erklärt wird, wie man sich in feiner Gesellschaft benimmt.«
    »Für Yuppies?« fragte Brunetti, ehrlich interessiert.
    Paola lachte aus vollem Hals. »Nein, Guido, nicht für Yuppies. Diese Bücher wurden im achtzehnten Jahrhundert geschrieben, als aus den Kolonien so viel Geld nach England strömte und die dicken Frauen der Weber von Yorkshire lernen mußten, mit welcher Gabel man was ißt.« Sie schwieg einen Moment und dachte darüber nach, was er gesagt hatte. »Wenn ich mir's allerdings recht überlege, wüßte ich nicht, warum man dasselbe, ein bißchen modernisiert, nicht auch von Bret Easton Ellis sagen könnte.« Sie legte den Kopf an Brunettis Schulter und lachte sich halb krank über einen Witz, den er nicht verstand.
    Als sie fertiggelacht hatte, nahm sie ihr Tuch vom Hals und warf es auf den Tisch. »Und bei dir?« fragte sie.
    Er setzte sich so, daß er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Ich habe mit der Hure und ihrem Zuhälter gesprochen, und danach mit Signora Trevisan und ihrem Anwalt.« Langsam und voller Konzentration, damit er auch alles genau richtig schilderte, berichtete Brunetti ihr in allen Einzelheiten von seinem Tag und endete mit Signora Trevisans Reaktion auf seine Frage nach den Prostituierten.
    »Hatte ihr Bruder

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