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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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um darüber nachzudenken, und während er die Plexiglashaube wieder aufsetzte, fuhr er fort: »Wahrscheinlich war es unrecht, Diener und Sklaven zu opfern, um sie mit auf die Reise in die andere Welt zu schicken. Aber es ist dennoch eine wunderbare Idee, sie erweist den Toten solche Ehre.« Er drehte sich wieder zu Brett um. »Meinen Sie nicht auch, Dottoressa Lynch?«
    Stellte er sich nur so interessiert an diesen Objekten, oder sollte sie ihn für verrückt und somit für fähig halten, ihr etwas anzutun, wenn sie nicht tat, was er wollte? Aber was wollte er? Sollte sie nur seine Sammlung bewundern? Sie blickte sich im Raum um und sah die Dinge darin zum erstenmal richtig. Er stand inzwischen bei einem neolithischen Gefäß, das mit einem Froschmotiv bemalt war und unten zwei kleine Henkel hatte. Es war so hervorragend erhalten, daß sie nähertrat, um es besser sehen zu können.
    »Wunderschön, nicht wahr?« fragte er leutselig. »Wenn Sie einmal hier herüberkommen, Professoressa, zeige ich Ihnen etwas, worauf ich besonders stolz bin.« Er ging zu einer anderen Vitrine, in der auf einem mit schwarzem Samt bezogenen Sockel ein kunstvoll gearbeiteter Anhänger aus weißer Jade lag. »Schön, nicht?« fragte er, während er das Stück betrachtete. »Ich glaube, es stammt aus der Zeit der streitenden Reiche, meinen Sie nicht auch?«
    »Ja«, antwortete sie. »So sieht es aus, besonders mit diesem Tiermotiv.«
    Er lächelte ehrlich erfreut. »Genau das hat mich auch überzeugt, Dottoressa.« Er sah wieder auf den Anhänger, dann zu Brett. »Sie können sich nicht vorstellen, welche Genugtuung es einem Amateur bereitet, sein Urteil von einem Experten bestätigt zu bekommen.«
    Sie war kaum Expertin für Artefakte aus der Jungsteinzeit, hielt es aber für besser, nicht zu widersprechen. »Sie könnten sich Ihr Urteil auch anders bestätigen lassen. Dazu müßten Sie das Stück nur zu einem Händler oder in die Orientabteilung eines Museums bringen.«
    »Ja, gewiß«, sagte er abwesend. »Aber es ist mir lieber, wenn ich das nicht tun muß.«
    Er wandte sich von ihr ab und ging ans andere Ende des Raums zu einer der Wandnischen. Ihr entnahm er ein langes, eingelegtes Stück Metall, kunstvoll aus Gold und Silber gearbeitet. »Metall interessiert mich normalerweise nicht sehr«, sagte er, »aber als ich dieses Stück sah, konnte ich nicht widerstehen.« Er hielt es ihr hin und lächelte, als sie es nahm und umdrehte, um beide Seiten zu betrachten.
    »Ist das eine Gürtelschließe?« fragte sie, als sie den erbsengroßen Haken am einen Ende sah. Der Rest war so lang wie ihre Hand, flach und dünn wie eine Klinge. Eine Klinge.
    Er lächelte. »Ah, sehr gut. Ja, ich bin sicher, das ist es. So eine befindet sich im Metropolitan Museum in New York, aber diese hier ist meiner Ansicht nach feiner gearbeitet.« Er zeigte mit dickem Finger auf eine geschwungene Linie, die über die flache Oberfläche verlief. Dann verlor er das Interesse daran und ging durch den Raum zurück. Sie drehte sich so, daß sie ihm den Rücken zukehrte, und ließ die Gürtelschließe in ihre Hosentasche gleiten.
    Als er sich wieder einer anderen Vitrine zuwandte und Brett sah, was darin war, wurden ihr die Knie weich vor Schrecken, und Eiseskälte drang ihr durch alle Glieder. Unter der Abdeckung stand die Deckelvase, die aus der Ausstellung im Dogenpalast gestohlen worden war.
    Er ging um die Vitrine herum und stellte sich dahinter, so daß er Brett durch das Plexiglas beobachten konnte. »Ich sehe, Sie erkennen die Vase, Dottoressa. Herrliches Stück, nicht wahr? Ich wollte schon immer so eine haben, aber sie sind unmöglich zu bekommen. Wie Sie in Ihrem Buch so treffend bemerken.«
    Sie schlang die Arme um sich, weil sie dadurch ein bißchen von der Wärme zu erhalten hoffte, die ihren Körper so rasch verließ. »Es ist kalt hier«, sagte sie.
    »Ja, es ist kalt, nicht wahr? Ich habe ein paar seidene Schriftrollen hier in Schubladen liegen und will nicht riskieren, den Raum zu heizen, bevor ich sie nicht in einer Kammer unterbringen kann, wo sie vor Wärme und Feuchtigkeit geschützt sind. Sie werden es also leider nicht sehr gemütlich haben, solange Sie hier sind, Dottoressa. Das sind Sie aber sicher von China her gewöhnt, so eine gewisse Ungemütlichkeit, meine ich.«
    »Und von dem, was Ihre Männer mit mir gemacht haben«, sagte sie ruhig.
    »Ah, das müssen Sie ihnen vergeben. Ich hatte ihnen aufgetragen, Sie zu warnen, aber leider schießen

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