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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Rennboote hat.«
    Brunetti brummte bestätigend, denn er erinnerte sich entfernt an den jungen Mann. »Kanntest du Roberto?«
    »Ich bin ihm ein paarmal begegnet. Ich hielt nicht viel von ihm.«
    Brunetti fragte sich, ob es die gesellschaftliche Stellung des Conte war, die es ihm erlaubte, schlecht über die Toten zu reden, oder der Umstand, dass der junge Mann schon zwei Jahre verschwunden war. »Warum nicht?«
    »Weil er die ganze Arroganz seines Vaters hatte, aber nichts von dessen Talenten.«
    »Was für Talente hat denn Conte Ludovico?«
    Brunetti hörte ein Geräusch am anderen Ende der Leitung, als ginge eine Tür zu. Dann sagte der Conte: »Entschuldige mich einen Augenblick, Guido.« Ein paar Sekunden vergingen, bis er wieder am Apparat war und erklärte: »Tut mir leid, aber da kam gerade ein Fax, und ich muss jetzt einige Telefonate führen, solange mein Agent in Mexico-City noch in seinem Büro ist.«
    Brunetti war sich nicht ganz sicher, glaubte aber zu wissen, dass es in Mexico-City jetzt einen halben Tag früher war. »Ist es da nicht mitten in der Nacht?«
    »Doch. Aber er wird dafür bezahlt, dass er jetzt da ist, und ich möchte ihn erreichen, bevor er geht.«
    »Aha«, sagte Brunetti. »Wann darf ich dich wieder anrufen?«
    Die Antwort des Conte kam rasch. »Könnten wir uns vielleicht zum Mittagessen treffen, Guido? Ich wollte sowieso ein paar Dinge mit dir besprechen. So könnten wir beides auf einmal erledigen.«
    »Gern. Wann?«
    »Heute. Oder ist dir das zu früh?«
    »Ganz und gar nicht. Ich rufe Paola an und sage ihr Bescheid. Soll sie mitkommen?«
    »Nein«, erwiderte der Conte fast schroff und fügte dann etwas sanfter hinzu: »Was ich mit dir bereden will, betrifft sie zum Teil, und da möchte ich sie lieber nicht dabeihaben.«
    Brunetti war so verwirrt, dass er nur antworten konnte: »Gut. Wo treffen wir uns?« Er erwartete, dass der Conte eines der berühmten Restaurants vorschlagen würde.
    »Ich kenne ein Restaurant in der Nähe des Campo del Ghetto Nuovo. Es gehört der Tochter eines Freundes von mir und ihrem Mann. Das Essen ist sehr gut. Wenn dir das nicht zu weit ist, könnten wir uns dort treffen.«
    »Fein. Wie heißt es?«
    »La Bussola. Es liegt in einem der Nebengässchen vom Rio Terra San Leonardo, in Richtung Campo del Getto Nuovo. Ein Uhr?«
    »Sehr gut. Also, bis dann. Um eins.« Brunetti legte auf und griff erneut nach dem Telefonbuch. Er blätterte bis zum S, wo etliche Salviatis aufgeführt waren, allerdings nur ein Enrico, und dahinter die Berufsbezeichnung »consulente«, die Brunetti immer ebenso belustigend wie verwirrend fand.
    Es klingelte sechsmal, bevor eine genervte Frauenstimme antwortete: »Pronto.«
    »Signora Salviati?«
    Die Frau atmete rasch, als wäre sie zum Telefon gerannt. »Ja, worum geht es?«
    »Signora Salviati, hier spricht Commissario Guido Brunetti. Ich möchte Ihnen gern ein paar Fragen zum Entführungsfall Lorenzoni stellen.« Irgendwo im Hintergrund hörte er schrilles Babygeschrei, diese genetisch programmierten Töne, die kein Mensch ignorieren kann.
    Der Hörer wurde auf eine harte Oberfläche geknallt, und er meinte noch, so etwas wie eine gemurmelte Entschuldigung zu vernehmen, dann wurde alles von dem Geheul übertönt, das unvermittelt in ein Quieken überging und dann ebenso plötzlich verstummte, wie es angefangen hatte.
    Kurz darauf war sie wieder am Apparat. »Ich habe Ihnen das alles schon vor Jahren gesagt. Inzwischen erinnere ich mich schon gar nicht mehr, genau daran. Es ist so viel Zeit vergangen, so vieles passiert.«
    »Das ist mir klar, Signora, aber es wäre uns trotzdem eine große Hilfe, wenn Sie etwas Zeit für mich erübrigen könnten. Es dauert ganz bestimmt nicht lange.«
    »Warum können wir das dann nicht am Telefon erledigen?«
    »Mir wäre ein persönliches Gespräch lieber. Ehrlich gesagt, ich mag das Telefon nicht besonders.«
    »Wann?« lenkte sie unvermittelt ein.
    »Wie ich gesehen habe, wohnen Sie in Santa Croce. Ich habe heute vormittag dort zu tun«, - das stimmte nicht, aber es war nicht weit vom Traghetto-Anleger San Marcuola entfernt, von wo er relativ schnell nach San Leonardo und zu seinem Mittagessen mit dem Conte käme - »und da könnte ich ohne Umstände einmal kurz bei Ihnen vorbeikommen. Natürlich nur, wenn es Ihnen passt.«
    »Ich sehe mal eben in meinem Terminkalender nach«, sagte sie und legte den Hörer wieder hin.
    Sie war zur Zeit der Entführung siebzehn gewesen, also war sie jetzt

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