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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sein würde. »Das heißt nicht direkt.«
    Brunetti sagte nichts.
    »Guido, ich weiß, dass du an den letzten beiden Wochenenden bei mamma warst. Nein, sag nichts. Ich weiß, dass ich am Sonntag an der Reihe wäre. Aber ich wollte dich fragen, ob du es noch einmal übernehmen könntest?«
    »Klar kann ich das«, sagte Brunetti.
    Sergio fuhr fort, als hätte er nichts gehört. »Es ist wichtig, Guido. Sonst würde ich dich nicht bitten.«
    »Das weiß ich doch, Sergio. Natürlich fahre ich hin.« Nachdem er das schon gesagt hatte, war es Brunetti plötzlich peinlich, nach dem Grund zu fragen.
    Aber Sergio redete von sich aus weiter. »Ich habe heute einen Brief bekommen. Drei Wochen war er unterwegs. Drei Wochen von Rom nach Venedig. Puttana Eva, ich würde zu Fuß keine drei Wochen brauchen. Dabei hatten sie die Faxnummer vom Labor, aber meinst du, die wären auf die Idee gekommen, es zu faxen? Nein, die Trottel mussten das mit der Post schicken.«
    Brunetti wusste aus langer Erfahrung, dass man Sergio in die Zügel fallen musste, wenn er erst einmal auf die Unfähigkeit der verschiedenen staatlichen Institutionen zu sprechen kam. »Was war das denn für ein Brief, Sergio?«
    »Die Einladung natürlich. Deswegen rufe ich dich ja an.«
    »Zu der Konferenz über Tschernobyl?«
    »Ja, sie haben uns gebeten, unser Gutachten vorzutragen. Das heißt, Battestini wird es vortragen, weil sein Name drauf steht, aber er hat mich gebeten, meinen Teil der Forschungen zu kommentieren und ihm hinterher bei der Beantwortung von Fragen zu assistieren. Bevor die Einladung kam, wusste ich nicht, dass wir hinfahren würden. Darum konnte ich dich nicht früher anrufen, Guido.«
    Sergio, der als Forscher in einem medizinischradiologischen Labor arbeitete, sprach von dieser Konferenz schon seit Jahren, wie es Brunetti vorkam, obwohl es eigentlich erst Monate waren. Die Schäden, die durch die Inkompetenz eines weiteren staatlichen Systems angerichtet worden waren, ließen sich nicht länger vertuschen und gaben Anlass zu endlosen Konferenzen über die Folgen der Explosion und der anschließenden radioaktiven Niederschläge, und die allerneueste sollte nun in Rom stattfinden. Wenn Brunetti gerade in zynischer Stimmung war, dachte er bei sich, dass niemand den Mut hatte, vorzuschlagen, keine weiteren Atomkraftwerke mehr zu bauen und alle Versuche einzustellen - hier verfluchte er im Stillen die Franzosen -, aber alle liefen zu diesen endlosen Konferenzen, um im Kollektiv die Hände zu ringen und schauerliche Informationen auszutauschen.
    »Es freut mich, dass du die Möglichkeit bekommst hinzufahren, Sergio. Herzlichen Glückwunsch. Kann Maria Grazia dich begleiten?«
    »Das weiß ich noch nicht. Mit dem Haus drüben auf der Guidecca ist sie fast fertig.«
    »Sie soll noch die Pläne und den Kostenvoranschlag für die komplette Restaurierung eines vierstöckigen Palazzo im Getto machen, und wenn sie das nicht mehr schafft, glaube ich kaum, dass sie mitkommen kann.«
    »Sie lässt dich ganz allein nach Rom fahren?« fragte Brunetti und wusste im selben Moment, wie albern die Frage war. Sie hatten vieles gemeinsam, i fratelli Brunetti, darunter auch eine treue Anhänglichkeit gegenüber ihren Ehefrauen, die im Freundeskreis oft für gutmütigen Spott sorgte.
    »Wenn sie den Auftrag bekommt, könnte ich allein zum Mond fliegen, und sie würde es nicht einmal merken.«
    »Worum geht es denn in eurem Gutachten?« fragte Brunetti, obwohl er wusste, dass er wahrscheinlich nichts davon verstehen würde.
    »Ach, um technischen Kram. Um Schwankungen bei den roten und weißen Blutkörperchen in den ersten Wochen nach einer intensiven Strahleneinwirkung. Wir stehen in Verbindung mit Wissenschaftlern in Auckland, die an derselben Frage arbeiten und offenbar zu den gleichen Ergebnissen gekommen sind. Das ist einer der Gründe, warum ich zu der Konferenz wollte - Battestini wäre ohnehin gefahren -, aber so bekommen wir es bezahlt und können diese Leute kennen lernen, mit ihnen reden und Ergebnisse vergleichen.«
    »Sehr gut. Freut mich für dich. Wie lange bleibst du?«
    »Die Konferenz dauert sechs Tage, von Freitag bis Mittwoch, und dann bleibe ich vielleicht noch ein oder zwei Tage in Rom und' käme spätestens am nächsten Freitag zurück. Warte mal, ich gebe dir die genauen Daten.« Brunetti hörte Papier rascheln, dann war Sergios Stimme wieder da. »Vom sechsten bis zum dreizehnten. Da wäre ich zurück. Und, Guido, die nächsten Sonntage gehe

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