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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Conte drehte sich um und richtete den Blick wieder auf die Blumen im Kamin. Lange sagte niemand etwas, bis schließlich der Conte fragte, ohne Brunetti anzusehen: »Wann können wir ihn wiederhaben?«
    »Da müssen Sie sich mit den Behörden in Belluno in Verbindung setzen, Signor Conte, aber ich bin sicher, dass man Ihnen dort in jeder Weise entgegenkommen wird.«
    »Wie erreiche ich die Leute dort?«
    »Wenn Sie die Questura in Belluno anrufen...« begann Brunetti, erbot sich dann jedoch: »Ich kann das aber auch für Sie erledigen. Vielleicht wäre es so einfacher.«
    Maurizio, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, schaltete sich ein. »Ich übernehme das, zio«, sagte er an den Conte gewandt und deutete, als er Brunettis Blick begegnete, mit dem Kopf zur Tür. Aber Brunetti ignorierte ihn.
    »Signor Conte, ich müsste so bald wie möglich mit Ihnen über die damalige Entführung sprechen.«
    »Nicht jetzt«, entgegnete der Conte, den Blick noch immer abgewandt.
    »Ich weiß, wie furchtbar das alles für Sie ist, Signor Conte«, sagte Brunetti, »aber ich kann Ihnen dieses Gespräch nicht ersparen.«
    »Das Gespräch wird stattfinden, wenn ich es sage, Commissario, nicht früher«, antwortete der Conte, noch immer ohne den Blick von den Blumen im Kamin zu wenden. In dem Schweigen, das daraufhin entstand, verließ Maurizio seinen Platz an der Tür und ging zu seiner Tante. Er beugte sich über sie und legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter. Dann richtete er sich wieder auf und sagte: »Ich bringe Sie hinaus, Commissario.«
    Brunetti folgte ihm aus dem Zimmer. In der Diele erklärte er dem jungen Mann, wie er in Belluno die richtigen Leute erreichte, die Robertos Leiche freigeben und nach Venedig überführen lassen würden. Brunetti fragte ihn nicht, wann er noch einmal mit Conte Ludovico sprechen könne.

13
    Als das Abendessen endlich soweit war, dass sie sich zu Tisch setzen konnten, fand Brunetti alle seine Erwartungen voll und ganz erfüllt.
    Er ertrug es mit einem Stoizismus, der seinen liebsten, römischen Schriftstellern alle Ehre gemacht hätte. Er ließ sich auch brav eine zweite Portion Ravioli auftun, gewälzt in einer Substanz, die wohl einmal Butter gewesen war, und vermengt mit angekohlten Salbeiblättern. Das Hähnchen war so salzig wie angedroht, und bevor das Mahl noch beendet war, hatte er bereits die dritte Flasche Mineralwasser geöffnet.
    Paola sagte ausnahmsweise einmal nichts, als er die zweite Flasche Wein aufmachte, und war ihm kräftig beim Austrinken behilflich.
    »Und was gibt's zum Nachtisch?« fragte er, was ihm den seit Wochen zärtlichsten Blick von Paola eintrug.
    »Ich hatte keine Zeit, einen zu machen«, sagte Chiara und verpasste zum Glück die Blicke zwischen ihren drei Tischgenossen. Die gemalten Gesichter der Überlebenden auf Géricaults »Floß der Medusa« hätten keine größere Freude ausdrücken können, als sie die Segel der Schiffe erblickten, die zu ihrer Rettung kamen.
    »Ich glaube, es ist noch etwas Eis da«, meldete sich Raffi, getreu der Vereinbarung mit seiner Mutter.
    »Leider nein, ich habe den Rest heute nachmittag aufgegessen« gestand Chiara.
    »Möchtet ihr beide denn vielleicht zum Campo di Santa Margherita gehen und neues holen?« fragte Paola.
    »Aber was wird dann aus dem Abwasch, mamma?« wollte Chiara wissen. »Du hast gesagt, wenn ich koche, muss Raffi abwaschen.«
    Noch bevor Raffi protestieren konnte, sagte Paola: »Wenn ihr das Eis holen geht, mache ich den Abwasch.« Unter begeisterten Zustimmungsrufen zückte Brunetti sein Portemonnaie und gab Raffi zwanzigtausend Lire. Beim Weggehen verhandelten sie bereits über die Sorten.
    Paola stand auf und begann, den Tisch abzuräumen. »Meinst du, du wirst es überleben?« fragte sie.
    »Wenn ich vor dein Zubettgehen noch einen Liter Wasser trinken darf und daran denke, mir eine weitere Flasche ans Bett zu stellen.«
    »War ziemlich schlimm, nicht?« räumte Paola ein.
    »Sie war glücklich«, meinte Brunetti ausweichend und fügte dann hinzu: »Und es spricht doch sehr dafür, dass man Mädchen etwas lernen lassen sollte, nicht?«
    Paola stellte lachend das Geschirr in die Spüle. Dann sprachen sie unbeschwert über das Essen und freuten sich beide, dass Chiara so mit sich zufrieden gewesen war, ein sicherer Beweis für den Erfolg der familiären Intrige. Und der familiären Liebe, dachte Brunetti.
    Als das Geschirr abgewaschen und zum Abtropfen ins Trockengestell über der Spüle gestellt war,

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