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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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oder ob sie es nicht gern höre, aber er schwieg, und trank noch einen Schluck.
    Noch bevor er Paola hatte kommen hören, fühlte er sie neben sich. Sie schlang den linken Arm um seine Taille und schmiegte sich an ihn Schweigend stand sie neben ihm, und sie sahen gemeinsam aus dem Fenster.
    »Ich weiß gar nicht mehr, wann es zuletzt so klar war. Ist das der Nevegal, was meinst du?« fragte sie, wobei sie mit der rechten Hand auf den nächstgelegenen Berg zeigte.
    »Der ist in der Nähe von Belluno, nicht?« fragte er.
    »Ich glaube, ja. Warum?«
    »Weil ich da vielleicht morgen hin muß.«
    »Weswegen?«
    »Man hat die Leiche des jungen Lorenzoni gefunden. In der Nähe von Belluno.«
    Es dauerte lange, bis sie etwas sagte. »Der arme Junge. Und die Eltern. Schrecklich.« Nach einer weiteren langen Pause fragte sie: »Wissen sie es schon?«
    »Nein, ich muss es ihnen heute sagen. Vor dem Abendessen.«
    »Ach, Guido, warum musst du nur immer diese furchtbaren Sachen übernehmen?«
    »Wenn andere Leute keine furchtbaren Sachen machten, brauchte ich das nicht, Paola.«
    Einen Augenblick fürchtete er, sie könnte an seiner Antwort Anstoß nehmen, aber sie schmiegte sich nur fester an ihn. »Ich kenne die Leute ja nicht, aber sie ruh mir leid, Was für eine schreckliche Geschichte.« Er spurte, wie sich ihre Muskeln anspannten, als sie sich klarmachte, dass es auch ihr Kind hätte sein können, ihr Sohn. Ihrer beider Sohn. »Wie entsetzlich. Wie entsetzlich, so etwas zu tun. Wie kann man das nur?«
    Er wusste keine Antwort darauf, wie er noch nie eine Antwort auf jene großen Fragen gewusst hatte, warum Menschen Verbrechen begehen oder einander Grausamkeiten zufügen. Er hatte nur auf die kleineren Fragen eine Antwort »Sie tun es des Geldes wegen.«
    »Um so schlimmer«, kam sofort ihre Antwort. »Ich hoffe ja nur, dass sie gefasst werden.« Dann erinnerte sie sich und sagte: »Ich hoffe, dass du sie fasst«
    Das hoffte er auch, und es Überraschte ihn, wie stark sein Wunsch war, die zu finden, die das getan hatten. Aber er wollte jetzt nicht, noch nicht, darüber reden; er wollte viel mehr ihre Frage beantworten, warum er vorhin gesagt hatte, dass er sie liebe. Er war nicht der Mensch, der es gewohnt war, über seine Gefühle zu sprechen.
    Er wollte es ihr aber sagen, sie mit der Kraft seiner Worte und seiner Liebe von neuem an sich binden. »Paola«, begann er, doch bevor er weiterreden konnte, riss sie sich so abrupt von ihm los, dass er vor Schreck verstummte.
    »Die Pilze«, rief sie und riss mit einer Hand die Pfanne von der Flamme, während sie mit der anderen das Fenster öffnete. Und alles Liebesgeflüster ging mit den Pilzen in Rauch auf.

12
    Nachdem Brunetti seinen Wein ausgetrunken hatte, ging er zu Raffis Zimmer und klopfte. Als von drinnen außer dem Dum, Dum, Dum der Musik nichts zu vernehmen war, stieß er die Tür auf. Raffi lag im Bett, auf der Brust ein offenes Buch, und schlief fest. Brunetti dachte an Paola, Chiara, die Nachbarn und die Nerven der Menschheit überhaupt und ging zu der kleinen Stereoanlage auf dem Bücherregal, um die Lautstärke zurückzudrehen. Dann blickte er auf Raffi hinunter, der sich nicht rührte, und stellte den Ton noch etwas leiser. Endlich trat er einen Schritt näher ans Bett und sah sich den Buchtitel an: Lehrbuch der höheren Mathematik. Kein Wunder, dass der Junge schlief.
    In der Küche war Chiara dabei, finstere Drohungen gegen die Raviolistücke auszustoßen, die einfach nicht in der Form bleiben wollten, die sie ihnen zugedacht hatte, Brunetti ging weiter zu Paolas Arbeitszimmer. Er streckte den Kopf hinein und sagte: »Notfalls können wir immer noch zu Gianni gehen und eine Pizza essen.«
    Sie sah von ihren Papieren auf. »Egal was sie mit diesen armen Ravioli anstellt, wir werden alles aufessen, was sie uns auf den Teller tut, und du wirst um einen Nachschlag bitten.« Bevor er überhaupt protestieren konnte, kam sie ihm zuvor und richtete drohend den Bleistift auf ihn: »Es ist das allererste Essen, das sie kocht, und es wird wunderbar schmecken.« Sie sah, dass er etwas sagen wollte, und kam ihm abermals zuvor. »Verbrannte Champignons, Pasta wie Tapetenkleister und ein Hähnchen, das sie unbedingt in Sojasoße marinieren wollte, so dass es den Salzgehalt des Toten Meeres haben wird.«
    »Klingt ja richtig appetitlich; wie du das sagst.« Wenigstens kann sie am Wein nichts verderben, dachte er bei sich. »Und Raffi? Wie willst du ihn dazu bringen, alles

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