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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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gesagt hatte, er werde seine Frau heute vormittag mitbringen, aber er glaubte kaum, daß ihre Abwesenheit schon genügte, um sie als »flüchtig« einzustufen. »Aha«, sagte er. Dann schwieg er lange und fragte endlich: »Wie viele Leute wissen über das letzte Mal Bescheid?«
    Vianello antwortete nach kurzem Überlegen: »Offiziell überhaupt niemand. Offiziell ist gar nichts passiert.«
    »Das war nicht meine Frage.«
    »Ich glaube nicht, daß jemand davon weiß, den es nichts angeht«, sagte Vianello, offenbar nicht zu genaueren Auskünften gewillt.
    Brunetti wußte nicht, ob er seinem Sergente oder Ruberti und Bellini danken sollte. Er fragte statt dessen: »Haben wir heute schon etwas von den Kollegen in Treviso gehört?«
    »Iacovantuono war bei ihnen und hat gesagt, er sei sich wegen der Identifizierung, die er letzte Woche gegeben hat, doch nicht ganz sicher. Er glaubt jetzt, sich geirrt zu haben. Weil er solche Angst hatte. Und nun ist er plötzlich sicher, daß der Bankräuber rote Haare hatte. Offenbar hat er sich daran schon vor einigen Tagen erinnert, ist aber nicht dazu gekommen, es der Polizei zu sagen.«
    »Bis seine Frau tot war?« fragte Brunetti.
    Vianello antwortete nicht sofort. Nach einer Weile fragte er zurück: »Was würden Sie denn tun, Commissario?«
    »In welchem Fall?«
    »Wenn Sie an seiner Stelle wären.«
    »Ich würde mich wahrscheinlich auch an rote Haare erinnern.«
    Vianello steckte die Hände in die Taschen seiner Uniformjacke und nickte. »Das würden wir wohl alle, besonders wenn wir Familie haben.«
    Brunettis Sprechanlage schnarrte. »Ja«, sagte er, nachdem er abgenommen hatte. Er hörte kurz zu, legte den Hörer zurück und stand auf. »Der Vice-Questore. Er will mich sprechen.«
    Vianello schob den Ärmel zurück und sah auf die Uhr. »Viertel nach neun. Dann wissen wir ja, was Scarpa inzwischen gemacht hat.«
    Brunetti legte penibel die Zeitung auf seinen Schreibtisch, genau in die Mitte, bevor er sein Zimmer verließ. In Pattas Vorzimmer saß Signorina Elettra an ihrem Computer, aber der Bildschirm war leer. Sie sah bei Brunettis Eintreten auf, nahm die Unterlippe zwischen die Zähne und zog die Augenbrauen hoch. Es konnte Überraschung sein, ebensogut aber auch eine Aufmunterung von der Art, wie Schüler sie einander zukommen lassen, wenn einer zum Direktor zitiert wird.
    Brunetti schloß kurz die Augen, kniff unwillkürlich die Lippen zusammen. Er sagte nichts zu Signorina Elettra, klopfte an die Tür zu Pattas Zimmer und öffnete sie auf das gebrüllte »Avanti« hin, das von drinnen kam.
    Er hatte erwartet, nur den Vice-Questore anzutreffen, und so konnte er kaum seine Überraschung verbergen, als er gleich vier Leute sah: den Vice-Questore, Tenente Scarpa, der links von seinem Vorgesetzten saß, genau auf dem Platz, den auf Gemälden vom Abendmahl immer Judas innehat, und noch zwei Männer, der eine etwa Ende Fünfzig, der andere vielleicht zehn Jahre jünger. Brunetti hatte keine Zeit, sie sich genauer anzusehen, er hatte nur den Eindruck, daß der Ältere das Sagen hatte, obwohl der Jüngere aufmerksamer wirkte.
    Patta begann ohne Einleitung: »Commissario Brunetti, das ist Dottor Paolo Mitri.« Er wies mit einer eleganten Geste auf den älteren der beiden Männer. »Und sein Anwalt, Avvocato Giuliano Zambino. Ich habe Sie kommen lassen, um mit Ihnen über die Ereignisse der vergangenen Nacht zu sprechen.«
    Links neben dem Anwalt stand ein fünfter Stuhl, aber niemand bot ihn Brunetti an. Er nickte den Männern zu.
    »Vielleicht sollte der Commissario sich zu uns setzen«, schlug Dottor Mitri vor, wobei er auf den freien Stuhl zeigte.
    Patta nickte, und Brunetti nahm Platz.
    »Sie wissen wahrscheinlich, warum Sie hier sind«, sagte Patta.
    »Ich würde es gern ausdrücklich zu hören bekommen«, antwortete Brunetti.
    Patta gab dem Tenente ein Zeichen, der anfing: »Letzte Nacht, so gegen Mitternacht, rief mich einer meiner Leute an und meldete, daß die Schaufensterscheibe des Reisebüros auf dem Campo Manin - es gehört Dottor Mitri«, erklärte er mit einer kleinen Kopfbewegung in dessen Richtung - »erneut von Vandalen eingeworfen worden sei. Er sagte mir, eine Verdächtige sei festgenommen und in die Questura gebracht worden, und diese Verdächtige sei die Frau von Commissario Brunetti.«
    »Stimmt das?« unterbrach ihn Patta, an Brunetti gewandt.
    »Ich habe keine Ahnung, was Landi letzte Nacht zu Tenente Scarpa gesagt hat«, antwortete Brunetti

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