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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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haben und beide noch so sehr davon überzeugt sein, das Beste für sie zu tun, so mißfiel Brunetti doch die stillschweigende Unterstellung des Conte, er könne die Absicht haben, seine Frau zu täuschen.
    Er wollte dieses Thema nicht weiterverfolgen. »Darum rufe ich aber nicht an. Ich möchte gern von dir hören, was du über Mitri oder Avvocato Zambino weißt.«
    »Giuliano?«
    »Ja.«
    »Zambino ist so aufrecht wie ein Zinnsoldat.«
    »Er hat Manolo verteidigt«, versetzte Brunetti. Manolo war ein Mafia-Killer, den Zambino vor drei Jahren erfolgreich verteidigt hatte.
    »Manolo hat man in Frankreich entführt, um ihn hier vor Gericht zu stellen, und das war illegal.«
    Da gingen die Meinungen auseinander. Manolo hatte in einer kleinen Ortschaft kurz hinter der französischen Grenze in einem Hotel gewohnt und war jeden Abend nach Monaco ins Spielkasino gefahren. Eine junge Frau, die er beim Bakkarat kennenlernte, hatte ihn eingeladen, bei ihr zu Hause auf der italienischen Seite noch etwas zu trinken. Beim Grenzübertritt war Manolo verhaftet worden, und zwar von ebendieser Frau, die ein Colonnello der Carabinieri war. Zambino hatte mit Erfolg argumentiert, sein Mandant sei in eine Polizeifalle gegangen und entführt worden.
    Brunetti ließ das Thema auf sich beruhen. »Hat er schon einmal für dich gearbeitet?« fragte er den Conte.
    »Ein- oder zweimal. Ich kenne ihn also. Und für Freunde von mir war er auch schon tätig. Er ist gut. Er arbeitet wie ein Pferd, um seinen Mandanten zu verteidigen. Aber er ist aufrichtig.« Der Conte machte eine lange Pause, als kämpfte er mit sich, ob er Brunetti die nächste Information anvertrauen dürfe, dann sprach er weiter: »Letztes Jahr ging das Gerücht, er sei steuerehrlich. Angeblich soll er ein Einkommen um die fünfhundert Millionen Lire angegeben haben.«
    »Du glaubst, soviel hat er verdient?«
    »Ja, das glaube ich«, antwortete der Conte in einem Ton, den er normalerweise für die Verkündigung von Wundern reservierte.
    »Was halten seine Kollegen davon?«
    »Das wirst du dir ja wohl denken können, Guido. Es macht es für sie alle schwer, wenn einer wie Zambino ein solches Einkommen angibt und die übrigen behaupten, sie hätten zweihundert Millionen oder noch weniger verdient. Es kann ihre eigenen Steuererklärungen nur in Mißkredit bringen.«
    »Muß hart für sie sein.«
    »Ja. Er ist...«, begann der Conte, bevor er merkte, was er da in welchem Ton von sich gab, und sich unterbrach. »Was Mitri angeht«, sagte er ohne Überleitung, »da könnte sich ein genaueres Hinsehen lohnen, glaube ich. Vielleicht ist da etwas nicht ganz sauber.«
    »Womit? Mit den Reisebüros?«
    »Das weiß ich nicht. Genaugenommen weiß ich über ihn gar nichts, nur was ein paar Leute nach seinem Tod gesagt haben. Du weißt ja, was so geredet wird, wenn jemand einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist.«
    Ja, das wußte Brunetti. Er hatte solches Gerede schon über Leute gehört, die bei Banküberfällen ins Feuer geraten waren, ebenso über ermordete Entführungsopfer. Immer kam da jemand und warf die Frage auf, warum der Betreffende wohl in diesem Augenblick an dieser Stelle war oder warum er und nicht ein anderer hatte sterben müssen und in welcher Weise er wohl mit den Tätern verquickt gewesen war. Nichts konnte hier in Italien einfach so sein, wie es aussah. Mochten die Umstände noch so unverdächtig sein, das Opfer noch so ehrenwert, immer kam irgendwer daher und malte das Gespenst obskurer Hintergründe an die Wand, wollte wissen, daß mehr dahinterstecke, daß jeder käuflich sei oder nur bekommen habe, was er verdiente, und daß überhaupt immer alles anders sei, als es den Anschein habe. »Was hast du denn gehört?« fragte er.
    »Nichts Direktes oder Genaues. Alle haben sich sehr betont über die Sache gewundert. Aber bei einigen war so ein Unterton herauszuhören, der vermuten läßt, daß sie anders darüber denken.«
    »Bei wem?«
    »Guido«, sagte der Conte, und sein Ton wurde um einige Grade kühler. »Wenn ich es wüßte, würde ich es dir nicht sagen. Aber wie es so ist, ich weiß es nicht mehr. Es hat ja auch niemand direkt etwas gesagt, es wurde nur unausgesprochen angedeutet, daß es ihm nicht völlig überraschend so ergangen sei. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Wir haben diesen Zettel gefunden«, sagte Brunetti. Sicher hatte das manchen Leuten schon genügt, um darüber zu spekulieren, ob Mitri nicht in irgendwelche Machenschaften verwickelt war,

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