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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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eine Wunde, die ist röhrenförmig. Das heißt, sie wurde durch etwas Zylindrisches verursacht, zum Beispiel eines dieser Rohre, aus denen Baugerüste zusammengesteckt werden, allerdings erscheint mir der Umfang kleiner, als ich ihn von derlei Rohren in Erinnerung habe.«
    »Und?«
    »Und in der Wunde ist überhaupt kein Rost. Normalerweise starren diese Rohre nur so von Dreck: Schmutz, Rost und Farbe. Aber in dieser Wunde war von alledem keine Spur.«
    »Kann sein, daß man sie im Krankenhaus gereinigt hat.«
    »Das hat man, aber in der kleineren Wunde sind Metallspuren, die in den Schädelknochen eingedrungen sind. Nur Metall. Kein Dreck, kein Rost, keine Farbe.«
    »Was für Metall?« fragte Brunetti, der vermutete, daß Rizzardi ihn nicht hätte anrufen wollen, wenn da nur etwas nicht vorhanden gewesen wäre.
    »Kupfer.« Als Brunetti dazu nichts sagte, meinte Rizzardi: »Es steht mir nicht zu, Ihnen zu sagen, wie Sie Ihre Arbeit zu machen haben, aber ich fände es ratsam, so schnell wie möglich die Spurensicherung hinzuschicken.«
    »Wird gemacht«, sagte Brunetti, froh, daß er heute in der Questura das Sagen hatte. »Was haben Sie noch gefunden?«
    »Beide Arme waren gebrochen, aber ich nehme an, das wissen Sie schon. Dann Abschürfungen an den Händen, die allerdings von dem Sturz stammen können.«
    »Haben Sie eine Vorstellung, aus welcher Höhe er gestürzt sein könnte?«
    »Ich bin in solchen Dingen eigentlich kein Experte, dafür kommt so etwas zu selten vor. Aber ich habe in einigen Büchern nachgeschlagen und schätze, es waren an die zehn Meter.«
    »Dritter Stock?«
    »Möglich. Mindestens zweiter.«
    »Kann man aus der Art, wie er aufgeschlagen ist, etwas schließen?«
    »Nein. Aber wie es aussieht, hat er eine ganze Weile später noch versucht, sich fortzuschleppen. Seine Hosenbeine sind an den Knien aufgescheuert, die Knie selbst auch; an der Innenseite des einen Knöchels ist ebenfalls eine Abschürfung, meiner Ansicht nach vom Schleifen über das Straßenpflaster.«
    An dieser Stelle unterbrach Brunetti den Arzt: »Kann man sagen, an welcher Wunde er gestorben ist?«
    »Nein.«
    Brunetti merkte an der Promptheit dieser Antwort, daß Rizzardi auf die Frage schon gewartet haben mußte. Nun wartete er, ob Brunetti fortfahren würde, doch diesem fiel nichts Besseres ein als ein lahmes: »Noch etwas?«
    »Nein. Er war gesund und hätte noch lange gelebt.«
    »Armer Teufel.«
    »Der Mann in der Leichenkammer sagte, Sie hätten ihn gekannt. Ein Freund von Ihnen?«
    Brunetti zögerte nicht. »Ja, das war er.«

12
    B runetti rief bei der Telecom an, wo er sich als Polizist vorstellte und erklärte, er versuche einer Telefonnummer nachzugehen, von der er keine Vorwahl habe, nur die letzten sieben Ziffern. Ob man ihm die Städte nennen könne, in denen diese Nummer existierte? Ohne auch nur auf die Idee zu kommen, sich durch einen Rückruf zu überzeugen, daß er wirklich von der Polizei war, forderte die Dame ihn auf, am Apparat zu bleiben, während sie ihren Computer befragte. Wenigstens kam keine Musik. Dann meldete sie sich sehr schnell wieder und teilte ihm mit, daß die Städte Piacenza, Ferrara, Aquilea und Messina in Frage kämen.
    Brunetti bat daraufhin um die Namen der jeweiligen Anschlußinhaber, aber jetzt zog die Dame sich hinter ihre Vorschriften zurück und sprach von Datenschutz und »bewährten Grundsätzen«. Dazu müsse schon die Polizei oder ein anderes Staatsorgan anrufen, erklärte sie. Geduldig und in bemüht ruhigem Ton setzte Brunetti ihr noch einmal auseinander, daß er ein Commissario di Polizia sei und sie ihn in der Questura von Venedig anrufen könne. Als sie ihn nun um die Nummer bat, verkniff er es sich, zu fragen, ob sie nicht besser beraten wäre, diese im Telefonbuch nachzuschlagen, um sicher zu sein, daß sie auch wirklich in der Questura anrief. Vielmehr gab er ihr die Nummer durch, wiederholte seinen Namen und legte auf. Das Telefon klingelte fast augenblicklich, und die Frau las ihm vier Namen und Adressen vor.
    Die Namen sagten ihm nichts. Die Nummer in Piacenza war eine Autovermietung. Die in Ferrara war auf eine Namenskombination eingetragen, bei der es sich um eine Firma oder einen Laden handeln konnte. Die restlichen beiden waren vermutlich Privatanschlüsse. Er wählte zuerst die Nummer in Piacenza, wartete, und als ein Mann sich meldete, sagte er ihm, er sei von der venezianischen Polizei und wolle wissen, ob man einmal ein Auto an einen gewissen Franco

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