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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Questura bringen, Dottore, oder möchten Sie nach Hause?«
    »Nach Hause, Massimo.« Als Brunetti sich noch einmal umschaute, war die Limousine, die dem Conte die drei Minuten Fußweg zum Terminal ersparen sollte, gerade angefahren.
    Auf dem Rückweg rekapitulierte Brunetti die Abschiedsworte seines Schwiegervaters. Der Conte hatte versprochen, Erkundigungen einzuziehen. Aber er hatte nicht gesagt, daß er alle Informationen an Brunetti weiterleiten würde, sondern nur das, was er ihm sagen könne. Und Brunetti fragte sich beklommen, ob er am Ende, genau wie Claudio, zuviel Vertrauen in seine Freunde setzte.

23
    A ls Brunetti am nächsten Morgen allein im Wohnzimmer stand und seinen zweiten Kaffee trank, lockte ihn der strahlendblaue Himmel auf die Terrasse hinaus. Es war zwar nicht gerade frühlingshaft, aber immerhin warm genug, um ein paar Minuten draußen zu verweilen und zuzusehen, wie das Licht sich in den nassen Dachziegeln neben und unter ihm spiegelte. Weit und breit war keine Wolke in Sicht; ja trotz der frühen Stunde brannte die Helligkeit in seinen Augen. Sosehr er auch den Regen begrüßt hatte, betete er jetzt, daß dieser strahlende Tag halten und ihnen allen eine Chance geben würde, die Niedergeschlagenheit der letzten Tage abzuschütteln. Sobald die Kälte durch seine Jacke drang, ging er wieder hinein und stellte die Kaffeetasse auf den Wohnzimmertisch. Doch dann besann er sich, trug sie hinaus in die Küche und stellte sie ins Spülbecken. Er überlegte, ob er Schal und Handschuhe mitnehmen solle, beschloß dann aber, Hoffnung in den Tag zu investieren, und zog nur den Mantel an, bevor er die Wohnung verließ.
    Das schöne Wetter beflügelte offenbar auch die Passanten auf der Straße. Sogar der Zeitungshändler, dessen Miene sonst so düster war wie die Schlagzeilen, rang sich ein barsches »grazie« ab, als er Brunetti das Wechselgeld herausgab. Brunetti entschloß sich, zu Fuß zu gehen: Falls dies die globale Erderwärmung war, vor der Vianello unablässig warnte, dann gab es sicher Schlimmeres, was die Welt zu befürchten hatte.
    Brunetti bog rechts zum Canale di San Lorenzo ab und machte vor dem eingerüsteten Männeraltenheim halt, um zu sehen, ob die Restaurierung Fortschritte machte. Die Fenster im dritten Stock waren anscheinend endlich eingesetzt worden: Brunetti konnte sich nicht erinnern, sie zuvor schon gesehen zu haben. Ein Bauarbeiter kam das Gerüst heruntergeklettert und ging über den campo. Brunetti folgte ihm geistesabwesend mit den Augen. Erst als der Mann in einem Holzverschlag verschwand, bemerkte der Commissario die beiden Männer auf einer der Bänke, zwei Schwarze. Die Bank stand parallel zum Kanal, und die Männer hatten die Fassade der Questura im Blick.
    Auf die Entfernung konnte er sich nicht dafür verbürgen, aber er glaubte in ihnen zwei der vucumprà aus Alessandro Cuzzonis Haus in Canareggio wiederzuerkennen: den Wortführer der Gruppe und den hageren jungen Mann, der bei der Vernehmung die Hand gegen ihn erhoben hatte. Brunetti ging weiter bis zur Brücke. Als er dort stehenblieb und über den Kanal zurückschaute, war er sicher, daß die beiden Männer auch ihn erkannt hatten. Sie steckten die Köpfe zusammen, redeten lebhaft aufeinander ein, und Brunetti sah, wie erst einer und dann auch der andere die Hand hob und über den Kanal deutete - entweder auf ihn oder auf die Questura. Der junge Mann zeigte mit der Linken; seine Rechte lag leblos im Schoß. Da die Stimmen nicht bis über den Kanal drangen, war es, als sehe man fern ohne Ton. Plötzlich wandte der Ältere sich von seinem Begleiter ab und machte Brunetti per Handzeichen auf sich aufmerksam, bevor er mit den Fingern zweimal rasch hintereinander vor sich auf den Boden zeigte, zum Zeichen, daß Brunetti herüberkommen solle. Dann wandte er sich wieder an seinen Gefährten, legte ihm die Hand aufs Knie und sprach zu ihm.
    Der Jüngere nickte endlich; ob zustimmend oder nur resigniert, war nicht zu erkennen.
    Ein Geräusch von rechts her ließ Brunetti aufhorchen, und als er sich umwandte, sah er hinter der nächsten Brücke eine Polizeibarkasse mit Blaulicht in den Kanal einbiegen. Unbekümmert um den hohen Wellengang, den er erzeugte, preschte der Bootsmann unter der ersten Brücke durch und legte unter lautem Getöse vor der Questura an.
    Als er auf den Pier sprang und die Barkasse vertäute, erkannte ihn Brunetti: Es war Foa, der junge Beamte, der ihn zum Mittagessen heimgefahren hatte. Jetzt nahm

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