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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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er Haltung an und salutierte. Die ersten, die von Bord gingen, waren zwei Beamte vom Personenschutz mit kugelsicherer Weste und einer Maschinenpistole im Anschlag. Ihnen folgten rasch hintereinander der Questore, Vice-Questore Patta und ein Mann im Straßenanzug, dessen Gesicht Brunetti irgendwie bekannt vorkam. Den drei Passagieren schenkten die Wachen anscheinend kaum Beachtung; dafür schweiften ihre Blicke um so gespannter die calle entlang und über den campo jenseits des Kanals. Brunetti tat es ihnen nach und war nicht im mindesten überrascht, als er sah, daß die beiden Schwarzen verschwunden waren.
    Da er keinen der beiden Sicherheitsbeamten erkannt hatte, blieb Brunetti, wo er war, und machte keine Anstalten, sich der Questura zu nähern. Die zwei Personenschützer postierten sich rechts und links vom Eingang, einer hielt die Tür auf, und als die drei Herren eingetreten waren, folgten die beiden ihnen nach. Die Tür wurde von unsichtbarer Hand geschlossen.
    Brunetti wartete noch einen Moment, dann ging er zu Foa hinüber, der das Bootsheck mit einer zweiten Leine sicherte. Als Foa den Commissario kommen sah, richtete er sich auf und grüßte schneidig.
    »Was ist denn da los, Foa?« Brunetti hatte die Hände in den Taschen vergraben und wies mit dem Kopf auf die Questura.
    »Weiß ich auch nicht, Commissario. Ich hatte Order, den Vice-Questore um halb neun zu Hause abzuholen; von dort ging's weiter zum Questore.«
    »Und die bewaffneten Gorillas?« fragte Brunetti.
    »Die kamen mit dem Zivilisten, der mir den Befehl gegeben hat, Commissario. Er tauchte gegen acht hier auf und hielt mir ein Schriftstück unter die Nase.«
    »Haben Sie das noch?«
    »Nein, sobald ich es gelesen hatte, nahm er es wieder an sich.«
    »Und wer war der Absender?«
    »Tut mir leid, aber die Unterschrift war nicht zu entziffern. Nicht einmal den Titel habe ich richtig mitbekommen - irgendein Referent eines Staatssekretärs. Aber den Briefkopf, den habe ich mir gemerkt: Es war der des Innenministeriums.«
    »Ah«, seufzte Brunetti leise, mehr für sich als an Foa gerichtet. »Und was stand drin in diesem Schreiben?«
    »Daß die Anweisungen des Überbringers uneingeschränkt zu befolgen seien. Er hat mir dann gesagt, wen ich abholen soll und in welcher Reihenfolge.«
    »Verstehe.« Brunetti tat, als ob Foas Informationen für ihn nicht sonderlich interessant wären. Nachdem er dem Bootsmann gedankt hatte, begab er sich in die Questura und dort als erstes zu Signorina Elettra.
    Als er ihr Büro betrat, blickte sie auf und fragte: »Ah, Commissario, Sie hat man also nicht eingeladen?«
    »Nein, die Party ist wohl nur was für die Großen.« Und nach einer Pause: »Haben Sie eine Ahnung, worum es geht?«
    »Keinen Schimmer. Der Vice-Questore hat mich vom Boot aus angerufen und gesagt, er sei einen Gutteil des Vormittags in einer Besprechung mit dem Questore. Das soll ich auch jedem ausrichten, der sich nach ihm erkundigt.«
    »Hat er außer dem Questore noch jemanden erwähnt?« Bei einem Treffen mit einer hochgestellten Persönlichkeit würde Patta es sich bestimmt nicht nehmen lassen, den Namen oder zumindest den Titel zu erwähnen.
    »Nein, Commissario, niemand sonst.«
    Brunetti überlegte einen Moment, dann bat er Elettra, ihn anzurufen, wenn die Sitzung zu Ende sei.
    »Möchten Sie ihn sprechen?«
    »Nein, aber ich wüßte gern, wie lange die Besprechung dauert.«
    »Ich melde mich«, versprach sie, und Brunetti ging nach oben in sein Büro.
    Die folgende Stunde verbrachte er damit, abwechselnd in der Zeitung zu lesen, die er ungeniert auf dem Schreibtisch ausbreitete, und minutenlang am Fenster zu stehen und auf den Campo San Lorenzo hinunterzuschauen. Aber die beiden Schwarzen tauchten nicht wieder auf. Vor lauter Nervosität begann Brunetti schließlich seinen Schreibtisch aufzuräumen. Eine Schublade nach der anderen nahm er sich vor und sortierte aus, was er nicht mehr brauchte. Binnen einer halben Stunde war sein Papierkorb randvoll, und auf der Zeitung türmte sich ein Sammelsurium von Gegenständen, die er entweder nicht identifizieren konnte oder nicht ohne weiteres wegwerfen mochte.
    Als das Telefon klingelte, dachte er, es wäre Signorina Elettra, und fragte ohne Umschweife: »Sind sie fort?«
    »Hier spricht Bocchese, Commissario«, meldete sich der Kriminaltechniker. »Ich wollte Sie bitten, zu mir ins Labor zu kommen. Es ist dringend.«
    Brunetti raffte die Zeitung an den Ecken zusammen und verfrachtete alles, was

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