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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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globale Erderwärmung, wenn wir doch arktische Temperaturen kriegen?«
    Vianello, der sich immer noch die frostklammen Hände rieb, erwiderte: »Nein, nein, im Endeffekt werden die Temperaturen schon steigen. Soviel ist gewiß. Aber davon abgesehen, bringt die globale Erderwärmung auch die Jahreszeiten durcheinander. Erinnern Sie sich an die starken Regenfälle im Herbst und im letzten Frühling?« Und als Brunetti nickte, fuhr er fort: »Das hängt alles miteinander zusammen. Es hat mit den Meeres- und Luftströmungen zu tun.«
    Vianello trug seine Thesen so überzeugend vor, daß Brunetti beeindruckt fragte: »Wo haben Sie denn das alles her, Lorenzo?«
    »Ich habe den UN-Bericht über die globale Erderwärmung gelesen. Zumindest in Auszügen. Da steht alles drin. Und wissen Sie, was der Clou dabei ist - also vorausgesetzt, daß all diese Forscher mit ihren Hypothesen richtig liegen? Raten Sie mal, welches Land oder besser welcher Kontinent als letzter betroffen sein und die Auswirkungen am wenigsten zu spüren bekommen wird.«
    Brunetti schüttelte den Kopf, zum Zeichen, daß er immer noch im dunkeln tappte.
    »Nordamerika! Die USA sind an Ost- und Westküste von riesigen Wassermassen und günstigen Strömungen geschützt, so daß sie, während wir an ihren Abgasen ersticken oder am Hitzschlag sterben, fröhlich weitermachen können wie bisher.«
    Der sonst so ruhige Vianello hatte sich derart in Rage geredet, daß Brunetti besänftigend einwarf: »Urteilen Sie da jetzt nicht etwas zu streng, Lorenzo?«
    »Zu streng finden Sie das? Wenn die mein Leben verkürzen und meine Kinder töten?«
    Brunetti erkannte zu spät, daß er sich wieder einmal auf Vianellos Steckenpferd eingelassen hatte: das Problem der alarmierenden ökologischen Verhältnisse auf unserem Planeten. »Aber bislang ist nichts von alledem bewiesen, Lorenzo«, wandte er ein.
    »Ich weiß. Genausowenig wie bewiesen ist, daß ich, falls ich wieder zu rauchen anfinge und drei Päckchen pro Tag wegputzte, an Lungenkrebs sterben würde. Trotzdem wäre die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch.«
    »Und Sie halten die globale Erderwärmung für ebenso bedrohlich?«
    Brunettis Frage klang so aufrichtig besorgt, daß Vianello gleich einen Gang zurückschaltete. »Ich weiß es nicht. Ich bin schließlich kein Fachmann. Ich kann mich nur auf das stützen, was ich gelesen habe, aber dieses Gutachten wurde von der UNO in Auftrag gegeben, und namhafte Klimatologen aus aller Welt waren daran beteiligt. Das genügt mir, zumindest so lange, bis ich etwas noch Überzeugenderes in die Hand bekomme.«
    »Und Sie glauben also wirklich, da ist was dran?« fragte Brunetti. Vianello runzelte die Brauen, worauf der Commissario ergänzend hinzufügte: »Ich meine, an den Prognosen dieser Klimatologen.«
    »Doch, schon. Nur kommen sie wahrscheinlich zu spät.«
    »Zu spät wofür?« fragte Brunetti, den das Thema plötzlich doch gepackt hatte.
    »Dafür, wieder gutzumachen, was wir in den letzten fünfzig Jahren verbrochen haben.«
    »Das sind aber trübe Aussichten«, meinte Brunetti. Er hatte nicht gewußt, wie ernst Vianello die Sache nahm. Die Kollegen in der Questura zogen Vianello schon seit Jahren mit seinem Umwelttick auf, und Brunetti hatte ihn immer auf eine Stufe mit dem Ökospleen seiner Kinder gestellt, die prinzipiell kein Mineralwasser aus Plastikflaschen tranken und darauf bestanden, daß sämtliches Altpapier im Haushalt gesammelt und in den Ökotonnen am Rialto entsorgt wurde. Eine so düstere Zukunftsprognose wie heute hatte er freilich auch von Vianello noch nicht gehört.
    »Können wir denn wirklich nichts dagegen tun?« fragte er.
    Vianello zuckte nur mit den Schultern, und es sah beinahe so aus, als wolle er gleich aufstehen und sich verabschieden. Brunetti, der wirklich gespannt war auf seine Antwort, bemerkte es mit Schrecken und hakte noch einmal nach: »Also, was meinen Sie?«
    Vianello überlegte eine Weile und sagte endlich: »Wir sollten, denke ich, unser Leben leben und versuchen, unsere Arbeit zu machen.« Und als sei das Thema damit beendet, fragte er unvermittelt: »Was ist nun mit diesem Schwarzen? Wie finden wir heraus, wer er war, falls Ihr Don Alvise beschließt, nicht mit uns zu kooperieren?«
    Das Kapitel globale Erderwärmung war offenbar vorerst abgeschlossen; Brunetti fügte sich und beantwortete Vianellos Frage. »Gravini kennt einen dieser Afrikaner; der Mann wohnt in Castello, ganz in der Nähe von Gravinis Mutter, und vielleicht

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